Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
die Möglichkeit ablehne, Ihnen zur Abwechslung etwas Interessantes zu schicken.«
Martinez zuckte mit den Achseln. In so einer Situation hätte er selbst die Midnight Runner mit Vergrößerungsglas und Zahnbürste untersucht, um herauszufinden, was Blitsharts zugestoßen war. Zumindest hätte er alles heruntergeladen, was der Bordcomputer hergegeben hätte.
Na gut. Vielleicht war Sula nicht neugierig.
»Noch einmal, danke, dass Sie sich so bemühen«, sagte Sula. »Ich werde versuchen, für die nächste Sendung etwas Aufregendes zu finden.« Sie wandte sich von der Kamera ab. »Computer«, befahl sie. »Ende der Sendung.«
Das orangefarbene Symbol zeigte das Ende der Übermittlung an.
Die Druckfedern seufzten, als Martinez sich am Schreibtisch zurücklehnte. Er war in seiner Wohnung und vertrieb sich nach seiner Schicht ein wenig die Zeit, bevor er sich mit seinen Schwestern zum Essen traf.
Einen Moment lang überlegte er, ob er Sula direkt antworten sollte, doch dann entschied er, dass er nicht mehr genug Zeit hatte. Er trank den Cocktail aus und wollte gerade den Bildschirm abschalten, als ein eingehender Anruf angezeigt wurde. Er meldete sich und starrte Stabsfeldwebel Amanda Taen an.
»Hallo?«, sagte sie. »Ich bin wieder an Bord.« Sie lächelte breit, als sie erkannte, dass sie Martinez persönlich erreicht hatte.
Er war momentan durcheinander und hatte Mühe, von Sula auf die Frau umzuschalten, für die er sich zuletzt interessiert hatte. Stabsfeldwebel Taen war in fast jeder Hinsicht ein starker Kontrast zu Kadett Sula. Sula war blond und hatte eine helle Haut, Taen hatte volles, glänzendes, kastanienbraunes Haar, dunkle Augen und eine rosige Gesichtsfarbe. Sulas Figur - soweit Martinez es auf dem Display hatte erkennen können - war eindeutig feminin, aber sie war schlank, während Taen von beinahe tropischer Üppigkeit war.
Taen strahlte Übermut und Bereitwilligkeit aus und schien bereit, jeden Spaß mitzumachen. Martinez nahm an, dass sie von Kwa-Zos fünftem Buch der mathematischen Rätsel noch nie gehört hatte.
»Wo haben Sie denn gesteckt?«, fragte er.
»Satellitenwartung. Das Übliche.«
Stabsfeldwebel Taen diente als Zweiter Offizier auf einem kleinen Schiff, das die zahllosen Kommunikations- und Spähsatelliten im System von Zanshaa überwachte, ersetzte und reparierte.
Normalerweise war sie jedes Mal mehrere Tage unterwegs, doch die langen Pausen zwischen den Einsätzen waren ein großzügiger Ausgleich für die ausgedehnten Missionen.
»Heute Abend habe ich schon etwas vor«, sagte Martinez. »Wie sieht es morgen aus?«
Taens Lächeln wurde breiter. Ihren Blick spürte Martinez eher im Schritt als in den Augen.
»Bisher habe ich keine Pläne«, sagte sie. »Ich hoffe, Ihnen fällt etwas Schönes ein.«
Martinez hoffte das auch und bedauerte zugleich, dass es nicht Sula war, die gerade gelandet war und reichlich Zeit hatte.
Nun gut, dachte er. Die Flotte nahm bei den Dienstplänen nicht unbedingt Rücksicht auf die persönlichen Vorlieben junger Offiziere. Taen war da und Sula nicht, und er wäre ein Dummkopf gewesen, wenn er auf die eine Freude verzichtet hätte, nur weil eine andere eine viertel Lichtstunde weit entfernt war.
Nach dem Gespräch mit Amanda Taen zog Martinez etwas feinere Sachen an - bei seinen modebewussten Schwestern kam lässige Kleidung nicht infrage - und
fuhr mit dem Taxi zum alten Shelley-Palast, wo die Martinez’ sich eingerichtet hatten.
Unterwegs kam er an der berühmten Statue des Großen Meisters vorbei, der anderen Völkern die Praxis schenkte. Der lebensgroße Shaa - er war etwa doppelt mannshoch - stand auf seinen dicken Hinterbeinen und hatte den wie ein Schiffsbug geformten Kopf gehoben, um zum Horizont zu blicken. Graue Hautfalten waren kunstvoll auf dem Arm drapiert. In der Hand hielt er ein Display, auf dem die Praxis eingraviert war. Der Text begann mit dem stolzen, aber etwas drohenden Satz: Alles Wichtige ist bereits bekannt . Vor dem Großmeister knieten Abgeordnete der unterworfenen Völker und blickten erstaunt und entzückt zu ihm auf.
Martinez warf der Statue einen mürrischen Blick zu.
Der Shelley-Palast war ein riesiger alter Gebäudekomplex voller Galerien und Durchgänge. Im Laufe der Jahrhunderte hatten viele verschiedene architektonische Stilrichtungen ihre Spuren hinterlassen. Neben den glatten, metallischen Abstraktionen der Devis-Epoche kauerten gehörnte Steindämonen auf den Dächern. Lord und Lady Shelley lebten
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