Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
höhnischen Grinsen. »Nelda sagt, du gehst jetzt für einen Ganoven anschaffen. Genau wie deine Mutter.«
Gredels Zorn flammte auf, doch sie unterdrückte ihn und sagte nur: »Ich bin noch nie auf den Strich gegangen. Noch kein einziges Mal in meinem ganzen Leben.«
»Vielleicht nicht für Geld«, erwiderte Antony. »Aber schau dir nur diese teuren Sachen und den Schmuck an.« Gredel errötete. Antony richtete seine Aufmerksamkeit schon wieder auf das Spiel. »Aber es ist ja gar nicht so schlimm, wenn du deinen Arsch verkaufst«,
murmelte er. »Dann kannst du wenigstens hier etwas Geld beisteuern.«
Damit du es stehlen kannst, dachte sie, doch sie behielt den Gedanken für sich und ging weiter zur Tür. Hinter sich hörte sie noch Antonys Abschiedsgruß: »Aber nimm bloß das Implantat nicht heraus. Wenn du schwanger wirst, fliegst du hier raus! Ich habe keine Lust, mich noch um ein weiteres Blag zu kümmern, das nicht von mir ist!«
Als ob er sich jemals überhaupt um irgendein Kind gekümmert hätte.
Gredel verließ mit geballten Fäusten und zornig funkelnden Augen das Gebäude. Als die Kinder, die am Eingang spielten, ihre Miene bemerkten, verzogen sie sich sofort.
Erst als der Zug schon die halbe Strecke bis Maranic Town zurückgelegt hatte, ebbte ihre Wut allmählich ab, und Gredel begann darüber nachzudenken, ob Caro überhaupt zu Hause war und sich daran erinnerte, dass sie sich am vergangenen Abend kennengelernt hatten.
Da sie den Weg kannte, fand Gredel die Volta-Apartments recht schnell. Der Portier - dieses Mal war es ein anderer - öffnete ihr die Tür und begleitete sie zum Fahrstuhl. Offenbar hielt er sie für Caro. »Danke«, sagte Gredel lächelnd und versuchte, das Wort zu dehnen, wie es ein Peer getan hätte.
Sie musste mehrmals laut klopfen, bis Caro öffnete. Sie trug noch das kurze Kleid, das sie am Vorabend angehabt hatte, und eine Strumpfhose. Schuhe trug sie
keine. Ihr Haar war zerzaust, auf einer Wange war Mascara verschmiert. Sie riss die schmalen Augen weit auf, als sie Gredel erkannte.
»Hallo, Erdmädchen«, sagte sie.
»Der Türsteher hat mich mit dir verwechselt. Ich wollte mal sehen, ob es dir auch gutgeht.«
Caro öffnete die Tür ganz und hob die Arme, als wollte sie sagen: Du siehst ja, wie es mir gerade geht. »Komm rein«, sagte sie und ging in die Küche.
Das Durcheinander in der Wohnung hatte sich nicht verändert, und die Luft war abgestanden. Am Spülbecken der kleinen Küchenzeile füllte Caro sich ein Glas mit Wasser.
»Ich habe einen Geschmack im Mund, als hätte ich alten Käse gegessen«, sagte sie. »Die Sorte mit Blauschimmel. Ich hasse diese Käsesorte.«
Sie trank Wasser, während Gredel in der unordentlichen Wohnung herumwanderte. Aus irgendeinem Grund widerstrebte es ihr, etwas zu berühren. Beinahe, als wäre das alles nur ein Traum, der zerfallen konnte, sobald sie nach ihm griff.
»Na ja«, sagte sie schließlich. »Hast du heute schon was vor?«
Caro trank das Wasser aus und stellte es auf eine Anrichte, auf der schon zahlreiche andere schmutzige Gläser standen. »Erst mal brauche ich einen Kaffee«, sagte sie. »Könntest du vielleicht zum Café an der Ecke gehen und mir einen Becher holen, während ich mich umziehe?«
»Du hast doch eine Kaffeemaschine«, sagte Gredel.
Caro betrachtete blinzelnd den Apparat, als hätte sie ihn noch nie bemerkt. »Ich weiß nicht, wie das Ding funktioniert«, gab sie zu.
»Das kann ich dir zeigen.«
»Ich habe diese Küchenarbeiten nie gelernt«, erklärte Caro, als sie Gredel Platz machte. »Bevor ich hierherkam, hatten wir immer Diener. Ich hatte auch hier Diener, bis ich das letzte Hausmädchen als dumme Kuh bezeichnet und rausgeworfen habe.«
»Was ist eine Kuh?«, fragte Gredel.
»Das sind hässliche, fette, dumme Viecher. Genau wie Berthe, als ich sie rausgeschmissen habe.«
Gredel hatte in einem Schrank den Kaffee entdeckt und bereitete die Kaffeemaschine vor. »Kann man die essen?«
»Ja, sie haben gutes Fleisch und geben sogar Milch.«
»Dafür haben wir die Vaches, und Ziegen. Schweine und Bisons haben wir auch, aber die geben nur Fleisch.«
Gredel machte für sie beide Kaffee. Caros Kaffeetassen waren hauchdünn und zierlich, innen mit einem Platinring und einem aus drei roten Halbmonden bestehenden Symbol geschmückt. Caro nahm ihre Tasse mit ins Bad, und nach einer Weile hörte Gredel die Dusche. Wieder wanderte sie durch die Wohnung und trank dabei ihren Kaffee. Es waren schöne
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