Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
dankbarer gewesen für die Vorschrift, dass er im Manöver den Helm geschlossen halten musste. Er berührte die Anzugsteuerung und sagte ins Helmmikrofon: »Ruf für Mannschaftsmitglied Alikhan.«
»Mein Lord?«, meldete sich sein Diener nach wenigen Sekunden.
»Ihr habt noch fünf Minuten bis zur nächsten Beschleunigung.«
Es gab ein kurzes Schweigen, während Alikhan die Lage einschätzte. »Noch drei Raketen. Das schaffen wir nicht.«
»Nein. Bringen Sie die Leute auf die Beschleunigungsliegen zurück. Und ich sage dem Kapitän, was los ist.« Martinez betrachtete die hoffnungslose Situation, die ungeschickten Leute, die in Vakuumanzügen wieder ein Geschoss an den wirren Roboterarmen vorbeilotsten, und sagte auf einmal: »Halt, warten Sie.«
Er hielt inne, um seine Idee zu durchdenken. »Machen Sie es folgendermaßen: Setzen Sie jemanden an die Roboterkontrollen. Lassen Sie die anderen die Raketen aus den Röhren reißen, und dann übernimmt sie der Roboter mit seinen Arbeitsarmen. Er kann sie festhalten, bis das Manöver vorbei ist. Da die Raketen nicht mit Antimaterie geladen sind, besteht keine Gefahr. Nach dem Manöver können Sie die Arbeiten von Hand abschließen.«
»Jawohl, mein Lord.« Alikhan unterbrach sofort die Verbindung, und nun musste Martinez auf dem stummen Bildschirm zusehen. Alikhan sprang aus dem Bild heraus, um vermutlich in der Waffenkontrolle einen Roboter zu übernehmen. Die anderen Helfer öffneten die Luken, zogen die Raketen heraus und schoben sie vorsichtig in Richtung des noch funktionierenden Roboters. Wenige Sekunden später pflückten die Greifarme des Roboters die Geschosse mitten aus der Luft und verharrten reglos.
Die Gestalten in den Anzügen sprangen aus den Waffenschächten heraus und zogen sich in ihre geschützten Unterstände zurück. Martinez blickte auf die Zeitanzeige. 26:51: 101. Noch zwei Minuten.
»Oh, in den Waffenschächten herrschte ein großes Durcheinander, mein Lord«, berichtete Alikhan, während er das zweite Paar Schuhe seines Herrn polierte. »Niemand hatte die Leitung. Der Waffenmeister war zu betrunken, um auch nur einen vernünftigen Befehl zu geben, der irgendeinen Bezug zu der Situation hatte. Einer der beiden Waffentechniker Erster Klasse war ein Fußballspieler, ebenso ein Techniker Zweiter Klasse. Die beiden Kadetten, die dort sonst helfen - wirklich nette junge Leute, die schnell lernen -, mussten die Pinassen bemannen und das Schiff verlassen.«
»Ich bin froh, dass ich Sie dort eingesetzt habe«, sagte Martinez. »Andererseits hätten Sie dort umkommen können.«
Alikhan stellte einen Schuh weg und tippte auf das inaktive KomGerät im linken Ärmel. »Ich hatte Verbindung mit Maheshwari. Er hätte jede Beschleunigung unterbunden, falls dann immer noch jemand in den Waffenschächten gewesen wäre.«
Martinez nickte langsam. Die älteren Unteroffiziere hatten ein ganz eigenes Netzwerk und eine eigene Aufklärung. Sie wussten genau, wie sie die Offiziere überleben konnten, die ihnen die Flotte vor die Nase setzte.
Wenn du einen Meister in irgendeinem Fach findest, der kein Trinker und nicht verrückt ist und noch etwas Verstand im Kopf hat, dann schnapp ihn dir, hatte Martinez’ Vater ihm geraten.
Für diesen Rat konnte er seinen Vater segnen. Er nahm sich einen Whisky aus seinem privaten Lager, das sich im dunkel vertäfelten Schränkchen unter seinem schmalen Bett befand. Nach Übernahme des Kommandos hatte Kapitän Tarafah die Offiziersquartiere und seine Kapitänskajüte auf eigene Kosten neu einrichten lassen und dazu schönes dunkles Mahagoni, Messingarmaturen und dunkle Kacheln mit weißen und roten geometrischen Mustern ausgewählt. Das Reich der Offiziere duftete nun leicht nach Limonenöl, wenn es nicht gerade nach Messingpolitur roch.
Martinez brauchte den Whisky, nachdem er gerade eine Doppelschicht beendet hatte. Er hatte auf der Brücke die Stellung halten müssen, während die Corona ihre Pinassen und die abgeschossenen Raketen wieder aufgenommen hatte. Tarafah und sein Erster Offizier
waren unterdessen zum Flaggschiff geflogen, um mit den anderen Kapitänen und der Flottenkommandantin an der Nachbesprechung teilzunehmen. Der gute Whisky brannte in Martinez’ Kehle, und nach und nach entspannten sich seine geschundenen Muskeln.
»Ich bin froh, dass es kein echter Krieg ist«, sagte er. »Sonst hättet ihr alle Gammastrahlung abbekommen.«
»In einem echten Krieg wären wir in unserem Bunker geblieben und
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