Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
Nationalstaaten gelebt, deren Einwohner sich fröhlich gegenseitig Eisenstangen über den Kopf gezogen hatten. Jetzt existierte dieser große Monument des Friedens und der Zivilisation nicht mehr.
Zanshaa war auf sich selbst gestellt.
In der ganzen Stadt erloschen die Lichter. Ein großer Teil der auf dem Planeten verbrauchten Elektrizität war durch Materie-Antimaterie-Reaktionen auf dem Ring erzeugt und über die Kabel nach Zanshaa geschickt oder in Form von Mikrowellen zu Antennenfeldern in verlassenen Winkeln des Planeten gesendet worden. Als Mitarbeiterin der Zentrallogistik hatte Sula dafür gesorgt, dass große Mengen Antimaterie auf den Planeten verlagert wurden, damit die Energieerzeugung in Zukunft dort stattfinden konnte, doch in den nächsten Jahren würde keine neue Antimaterie mehr hereinkommen, und so war mit Engpässen in der Stromversorgung zu rechnen.
Im bleichen Licht der wenigen Notlichter entfernten sich die Zuschauer. Sula blieb stehen, blickte nach oben und sah aus den Augenwinkeln, wie weitere Köder explodierten.
Dann wich die Betroffenheit einer gewissen Zufriedenheit.
Es war ihr Plan. Sie hatten ihren Plan ausgeführt.
Was werden die Naxiden davon halten? , dachte sie.
14
Am Tag nach der Zerstörung des Rings holte Sula die Ju-yao-Vase aus dem Lager und brachte sie in ihre kleine Wohnung. Dort stellte sie das Stück in der Nische neben dem Fenster auf das Bücherregal, damit das von Norden einfallende Licht die feinen Linien der Glasur erfassen und wie mit Silber überziehen konnte.
Das ist mein Heim, dachte sie. Das erste, das sie je gehabt hatte. Die Wohnung in der Hohen Stadt zählte nicht, denn die hatte sie nicht für sich selbst, sondern hauptsächlich für Martinez angemietet. Dieser kleine Raum dagegen gehörte ihr ganz allein.
Sie setzte sich im Schneidersitz auf die Matratze und betrachtete die Vase, die kleine alte Überlebende, die jetzt mit dieser unpassenden, lärmenden Gegend vorliebnehmen musste. Von den Imbissständen wehten Essensgerüche herauf und mischten sich mit dem Geruch von Farbe und Lack.
Der Geruch ihrer eigenen Wohnung. Sie war zu Hause. Der kleine, frisch renovierte Raum, den sie mit der alten Vase teilte, der ehrwürdigen Überlebenden gestürzter Dynastien.
Sie hoffte, es sei ein gutes Omen.
»Oh, das habe ich ganz vergessen, Sie trinken ja nicht. Soll ich Ellroy einen Tee machen lassen?«
»Nein, vielen Dank, Blanche«, sagte Sula. »Ich brauche nichts.«
»Tja, wie Sie meinen.«
Blanche – Kapitänleutnant Hong – nahm ein kleines Glas Branntwein vom Tablett, das sein Diener gebracht hatte, um die Gäste zu versorgen.
Hong achtete streng darauf, die Codenamen zu verwenden, auch wenn es im Moment unnötig schien. Er hatte ein Treffen seiner elf Truppführer in seiner eigenen Wohnung angesetzt. Es war ein geräumiges Penthouse mit Terrasse und Garten. Da sie wochenlang gemeinsam trainiert hatten, kannte natürlich jeder die Namen aller anderen.
»Meine Damen und Herren«, sagte Hong, »ich trinke auf die Konvokation.«
»Auf die Konvokation«, murmelten die anderen und kippten den Brandy. Sula, die nicht mit einem Trinkspruch gerechnet hatte, konnte nur lächeln, als die anderen tranken.
»Ich habe euch zusammengerufen, weil wir uns überlegen müssen, was wir gegen die Naxiden unternehmen, sobald sie auf Zanshaa landen«, fuhr Hong fort. »Da der Ring gesprengt ist, sind sie nun auf große Landeplätze angewiesen und müssen Shuttles mit chemischen Triebwerken benutzen.«
Antimaterieantriebe kamen nicht infrage, weil die Besatzer damit den Planeten verbrannt hätten.
»In der Nähe der Hauptstadt gibt es zwei Flugplätze von ausreichender Größe«, erklärte Hong. »Nur einer davon, Wi-hun, besitzt die entsprechenden Einrichtungen, um weltraumtaugliche Fluggeräte zu warten. Wir dürfen also annehmen, dass die Naxiden höchstwahrscheinlich dort landen werden.« Er lächelte. »Natürlich können sie nicht wissen, dass wir die Wartungsanlagen schon vor ihrer Ankunft abbauen werden.«
Er aktivierte das Wanddisplay und rief eine Karte der Region zwischen Zanshaa und dem Landeplatz bei Wi-hun auf.
»Sobald die Naxiden Wi-hun besetzt haben, werden sie vermutlich in Richtung Zanshaa vorstoßen und den Regierungssitz in der Hohen Stadt unter ihre Kontrolle bringen. Es gibt drei mögliche Wege.« Die Routen erschienen in grüner Farbe auf der Karte. »Unsere Aktionsgruppe wird den Axtattle Parkway übernehmen. Sobald die Naxiden ihre
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