Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
wusste, überlegte sie weiter, und wenn die Einzelheiten in der Untergrundzeitung veröffentlicht werden sollten, dann bedeutete dies, dass Hong, der Gouverneur oder sonst ein Vorgesetzter die Möglichkeit hatte, mit der Exilregierung Verbindung aufzunehmen und Informationen zu empfangen. Da der Beschleunigerring zerstört war und die Naxiden sicher nicht so freundlich waren, die Botschaften über ihre eigenen Kanäle zu übermitteln, musste es gewisse Vorkehrungen geben.
Sula ließ ein Stück Aniskeks auf der Zunge zergehen und überlegte, wie die Übermittlung zu bewerkstelligen sei. Man konnte ein paar Kommunikationssatelliten im Orbit umprogrammieren, damit sie Botschaften ohne Wissen der neuen Machthaber verschickten. Wenn das Signal stark genug war, konnte es sogar die Wurmlöcher durchdringen, ohne auf die Verstärker in den Stationen angewiesen zu sein.
Auf diese Entfernung streute ein Lasersignal jedoch ein wenig, und es war gut möglich, dass eine Wurmlochstation die Sendungen auffing. Um das zu vermeiden, musste man die Signale zu einem weiteren Satelliten senden, der für das Radar unsichtbar blieb und in der Nähe eines Wurmlochs im All schwebte. Der Satellit empfing die Botschaft von Zanshaa und schickte sie durchs Wurmloch, wobei der Strahl in einem schrägen Winkel auf einen zweiten verborgenen Satelliten traf, der auf der anderen Seite des Wurmlochs stand. Wenn die Satelliten die richtige Position hatten, konnte niemand die Botschaften abfangen.
Um solche Kommunikationsmittel zu benutzen und dem Geheimdienst der Flotte direkt Bericht zu erstatten, brauchte der Leiter der Aktionsgruppe Blanche einen Laserstrahler und ein Empfangsgerät auf einem Südbalkon.
Wie Sula bereits bemerkt hatte, fiel Sommersonne durch die Balkontür herein. Als die anderen Truppführer einzeln oder in kleinen Gruppen gegangen waren, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, wartete Sula eine Weile und schlenderte auf den Balkon. Tatsächlich, da war der Sender. Hong hatte ihn nach der letzten Meldung nicht einmal in der Wohnung verstaut, sondern nur in den Koffer gesetzt und unter einen Stuhl geschoben. Die Antenne stand in ihrer wasserdichten Hülle hinter einem kleinen eingetopften Birnbaum in der Ecke.
Es schien nicht nötig, auch nur ein Wort darüber zu verlieren, also schwieg Sula, als Hong zu ihr auf den Balkon trat. Sie bedankte sich für den ausgezeichneten Kaffee und fragte ihn, wie viel er noch davon hatte.
»Nicht sehr viel«, antwortete er achselzuckend. »Ich kann aber jederzeit neuen kaufen, auch wenn die Preise steigen.«
»Ich kenne da jemanden«, sagte Sula. »Mal sehen, was ich tun kann.«
Während der heiße Sommer seinen Lauf nahm und die neu ernannten Beamten sich in ihren Büros einrichteten, waren die Aktionsgruppe Blanche und die anderen Trupps damit beschäftigt, Pakete mit Flugblättern abzuholen und in der Stadt zu verteilen. Das erforderte mehr Zeit und Organisationsaufwand, als sie erwartet hatten. Die Einsatztrupps 211 und 369 fanden versteckte Abstellplätze für die Lastwagen, mit denen sie die Zeitungen von der Druckerei in die Stadt beförderten. Dann mussten sie die erstaunlich schweren Kisten mit der Aufschrift »Obstkonserven«, in denen zwei Schichten echter Konserven rings um die Zeitungen gepackt waren, entladen und die Papierbündel an andere Teams weitergeben. Sula, die mit ihrer Gruppe eine Hunhao-Limousine fuhr, packte so viele Zeitungen ein, dass die Federung nachgab.
In ihrer eigenen Garage füllten Sula und ihr Team Aktentaschen, Umhängetaschen und Rucksäcke auf und verteilten die Flugblätter. Sie ließen ein paar Stapel vor den Eingängen von Bars und Cafés liegen, wo die Gäste sie aufheben konnten, andere drapierten sie auf Parkbänken, einige klebten sie sogar an Laternenpfähle. Auf allen Blättern stand: »Bitte kopieren Sie dieses Flugblatt und geben Sie es loyalen Freunden. Es ist gefährlich, den Inhalt auf elektronischem Wege weiterzuleiten.«
Die Anspannung ließ keine Sekunde nach. Es war eine einfache Aufgabe, die jedoch viel Wachsamkeit erforderte. Sula marschierte mit gefährlichen Dokumenten unterm Arm durch die Straßen und hielt ständig nach Polizei, naxidischen Silhouetten oder irgendjemandem Ausschau, der ihr vielleicht folgte. Es wäre verrückt, wenn sie wegen so einer Sache verhaftet würde. Einer aus ihrem Team bewegte sich gleichzeitig mit ihr auf der anderen Straßenseite, der dritte gab Rückendeckung. Hin und wieder wechselten sie die
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