Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
wäre diesen Einsatz wert?« Gar nicht unfreundlich betrachtete er Martinez mit seinen braunen Augen. »Was ist mit dir selbst, Gareth? Soweit ich weiß, bist auch du nicht frei von Ehrgeiz. Du hast den Plan entwickelt, der auch dir selbst nützen sollte. Jetzt, da es schiefgeht, muss Walpurga dafür büßen.«
Darauf wurde Martinez fuchsteufelswild, hob drohend eine Faust und machte einen weiteren Schritt auf seinen Bruder zu.
Roland rührte sich nicht, sondern betrachtete Martinez mit distanziertem, kühlem Interesse. Dieser wandte sich nun an Walpurga und ließ langsam die Faust sinken.
»Ich werde nicht um dich kämpfen, wenn du es nicht willst«, sagte er.
Walpurga antwortete ihm nicht direkt. »Ruf an«, sagte sie zu Roland.
»Ihr seid doch alle verrückt!«, rief Martinez und stürmte hinaus.
Er rannte die Treppe zu seinem Zimmer hinauf, in dem noch der nach Hopfen duftende Dampf schwebte, und lief eine Weile aufgebracht in kleinen Kreisen vor seinem Bett herum. Dann hob er den Arm und schaltete den Kommunikator ein.
»Dringende Botschaft für Leutnant Lord Nikkul Shankaracharya«, sagte er. »Hier ist Kapitän Martinez. Nehmen Sie bitte sofort Verbindung mit mir auf.«
Die Antwort kam schon wenige Minuten später, doch es war Sempronia, die sich meldete. Aus dem Ärmeldisplay starrte sie ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
»Zu spät«, sagte sie.
»Nein, es ist nicht zu spät«, erwiderte Martinez. »Deine Verlobung mit PJ war ein Witz – niemand hat von dir erwartet, dass du ihn tatsächlich heiratest. Es ist mir egal, was du mit Shankaracharya tust, und vielleicht ist es sogar PJ egal, aber nachdem du fortgelaufen bist, muss ihn jetzt Walpurga an deiner Stelle heiraten.«
Sempronia schürzte die Lippen und schnaufte verächtlich. »Prima«, sagte sie. »Walpurga hatte keine Probleme mit PJ, als ich mit ihm verlobt war. Soll sie sich doch zur Abwechslung mal selbst mit ihm vergnügen.«
»Proney …«
»Ich bin nicht mehr deine Spielfigur, Gareth!«, fauchte Sempronia. »Du hast mich an PJ gekettet, und dann hast du Nikkuls Karriere ruiniert!« Auf dem Display tanzten Farben, und Martinez sah eine Decke, einen Fußboden und einen Tisch, an dem ein großäugiger, verzagter Shankaracharya hockte. In der Nähe des Mikrofons knisterte etwas, dann tauchte wieder Sempronia auf. Sie hielt ein großes offizielles Dokument hoch, das mit goldener Tinte mit eleganten Lettern beschriftet war, und schwenkte es vor der Kamera hin und her.
»Da!«, sagte sie. »Wir waren auf der Genbank der Peers! Morgen wird unser Besuch in den offiziellen Verlautbarungen erscheinen. Wir können jetzt heiraten.« Trotzig starrte sie in die Kamera. »Du hast mir gesagt, ich solle Nikkul helfen, einen anderen Weg einzuschlagen. Genau das werde ich jetzt tun.«
»Ohne Erlaubnis der Familie kannst du nicht heiraten«, widersprach Martinez, obwohl er fürchten musste, dass daraufhin nur ein weiterer Sturm losbrechen würde.
»Die Familie wird mir schon die Erlaubnis geben«, antwortete Sempronia. »Und wenn nicht, werden wir einfach so zusammenleben, bis wir ohne Erlaubnis heiraten können.« Sie ließ das Zertifikat sinken. »Jedenfalls könnt ihr uns nicht aufhalten, denn wenn ihr uns behelligt, werden die Leute einiges über Rolands Geschäfte erfahren. Besonders über die mit Lord Ummir und der Konvokatin Lady Khaa.«
Völlig respektable Naxiden, so hatte Roland sie genannt. Martinez fürchtete, dass Außenstehende dies durchaus anders sehen konnten.
»Darf ich mit Leutnant Shankaracharya sprechen?«, fragte Martinez.
Er hörte, wie Shankaracharya im Hintergrund etwas murmelte, doch Sempronia kam ihm zuvor. »Nein, darfst du nicht. Er empfindet Respekt für dich, aber ich kenne dich besser. Kommunikator: Ende der Sendung.«
Auf dem Display erschien das orangefarbene Symbol. »Kommunikator«, sagte er, »Übertragung speichern.«
Dann rief er Roland an. »Sempronia ist bei einem gewissen Leutnant Lord Nikkul Shankaracharya.«
Sein Bruder runzelte die Stirn. »Ist das nicht einer deiner Offiziere?«
»Jetzt ist er Sempronias Offizier«, erwiderte Martinez. »Ich schicke dir die Aufzeichnung des Gesprächs, das ich gerade mit ihr hatte. Du solltest besonders auf die Drohung achten, die sie am Ende ausspricht.«
Er übertrug die Aufzeichnung und löschte sie danach aus seinem eigenen Gerät. Als er abschaltete, nahm der Ärmel wieder den normalen moosgrünen Ton an.
Innerlich vor Wut kochend, blieb Martinez noch
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