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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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verwenden?«
    Martinez blieb an der Tür stehen und lachte böse. »Du? Willst du etwa mein Fürsprecher bei Lady Sula sein?«
    »Oder bei sonst jemandem.« Roland betrachtete seinen Bruder neugierig und gar nicht unfreundlich. »Wo liegt eigentlich das Problem? Ich hatte angenommen, sie würde begeistert die Gelegenheit ergreifen, die du ihr bietest.«
    Martinez knirschte mit den Zähnen. »Das Problem ist, dass sie verrückt ist.«
    »So etwas findet man lieber zu früh als zu spät heraus«, sagte Roland mitfühlend.
    Rolands Mitleid oder dessen Hilfsangebote waren das Letzte, was Martinez gebrauchen konnte. Er sagte seinem Bruder gute Nacht und betrat sein Zimmer, wo er seine Jacke auszog und zornig aufs Bett schleuderte. Dann hüpfte er umher, während er im Stehen die Schuhe abstreifte, und beförderte sie mit Tritten unter ein Möbelstück.
    Sie hat mich angerufen, dachte er wütend. Sula hatte nach ihrer ersten Flucht den Kontakt wieder aufgenommen. Sie war zum Skyhook gekommen und hatte ihn abgeholt, als er die Corona verlassen hatte. Sie hatte sich um ihn bemüht.
    Tja. Dieses Bemühen war jetzt eindeutig vorbei.
    Martinez starrte eine Weile die Tapete an, dann wanderte sein Blick zum Kommunikator.
    Ruf sie an, dachte er. Ruf sie an und verlange eine Erklärung.
    Er machte einen Schritt auf den Kommunikator zu, dann hielt er inne. Sie hatte keine Erklärung abgegeben, als sie ihn das erste Mal hatte stehenlassen – wie kam er auf die Idee, sie würde ihm jetzt eine anbieten?
    Unschlüssig kehrte er dem Kommunikator den Rücken und setzte sich auf die Bettkante. Die großen Hände baumelten nutzlos zwischen seinen Beinen.
    Gleich danach stand er wieder auf, setzte sich abermals. Dann sprang er zum Kommunikator.
    Sula meldete sich nicht. Als die automatische Ansage anlief, unterbrach Martinez die Verbindung.
    Er wollte ihr keine Botschaft hinterlassen. Über eine aufgezeichnete Nachricht konnte sie lachen.
    So etwas findet man lieber zu früh als zu spät heraus, hatte sein Bruder gesagt.
    Zwanzig Minuten später rief Martinez erneut an, und ein weiteres Mal nach einer Stunde.
    Sula hatte keinen anderen Ort außer ihrer Wohnung. Er stellte sich vor, wie sie mit ihren grünen Augen verächtlich den Kommunikator anstarrte, während ein Anruf nach dem anderen registriert wurde …
    Schließlich trat Martinez ans Fenster und blickte zur dunklen, leeren Straße hinaus. Während er dem Wind zuhörte, der um die Ecken heulte, zerfielen seine Träume zu Staub.
     
    Sula lag im großen hässlichen Sevigny-Bett zusammengerollt auf der Seite und presste sich ein Kissen an die Brust, als wäre es ihr Geliebter. Durch einen Spalt in den Vorhängen fiel das Morgenlicht herein. Ihre Augen waren heiß und wund, das Bett roch noch ein wenig nach Martinez. Das Kissen war feucht von ihren Tränen.
    Sie hatte in all den Jahren, seit sie Caro Sula ein Kissen wie dieses aufs Gesicht gepresst hatte, nie mehr geweint. Diese Anstrengung hatte die letzten Tränen aus ihr herausgequetscht, und danach war sie versteinert und vertrocknet wie eine hohe kalte Einöde in den Bergen. Sie hatte Sulas Rang, ihre Position und den ihr vorbestimmten Platz eingenommen. Die ganze Zeit über hatte sie alle verachtet, die sich so leicht täuschen ließen. Leute wie Jeremy Foote, der sich für die Krone der Schöpfung hielt. Sie war den Vertretern der feinen Gesellschaft begegnet und hatte erkannt, dass kein Einziger auch nur annähernd solche Erfahrungen gemacht hatte wie sie. Niemand hatte etwas Vergleichbares getan wie sie, und keiner hätte es gewagt, die Entscheidungen zu treffen, bei denen sie selbst keine Sekunde gezögert hatte.
    Eines Tages war sie dann Martinez begegnet und hatte das Gefühl gehabt, endlich fiele wieder Regen in der trockenen Wildnis, die ihr Herz einnahm. Unter seinen Berührungen war sie aufgeblüht wie die Wüste nach dem ersten Schauer.
    Jetzt presste die unbarmherzige Hand der Reue Tropfen für Tropfen alles wieder aus ihr heraus.
    Warum kann ich ihm nicht vertrauen? Zornig ballte sie die Hände zu Fäusten und schlug auf das Kissen ein, als müsste sie einen Feind bezwingen.
    Dann zirpte ihr Wecker und erinnerte sie, dass sie im Blitsharts-Prozess ihre Aussage machen musste. Sie hatte wahrscheinlich überhaupt nicht geschlafen. Als sie aufstand, fuhr ein schmerzhafter Stich durch ihre verkrampften Rückenmuskeln.
    Sula duschte, zog ihre normale Uniform an und machte sich eine Tasse Tee, den zu trinken sie sich dann

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