DREAM - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)
»Mir gefällt die kleine Gruppe«, meint sie nach einer weiteren Pause, »denn dann bekommen wir jeder unseren eigenen Laborplatz. Im ersten Chemiekurs mussten wir immer zu zweit arbeiten.«
»Ja«, sagt er. »Sie hatten Mrs Beecher in Chemie I, nicht wahr?«
Janie nickt. »Ja.«
Mr Durbin fährt in die Einfahrt des Hauses, das sie ihm zeigt. Er ist ein wenig verwundert, als er dort Janies Auto stehen sieht, mit dem offensichtlich gerade jemand gefahren ist. Es liegt kein Schnee darauf und von der Motorhaube steigt Dampf auf. »Sie laufen also lieber an einem so kalten Abend und schleppen das ganze Zeug zu Fuß nach Hause?« Er lacht.
Sie muss grinsen. »Ich war mir nicht sicher, ob ich Ethel heute Abend noch wiederbekomme. Aber scheinbar ist sie ja wieder da.« Sie erklärt es nicht.
Er stellt den Wagen ab und öffnet seine Tür. »Kann ich Ihnen helfen?«
Die Tüten, die sie ins Auto gestellt hat, sind überall hingerutscht und völlig durcheinander. »Das ist nicht notwendig, Mr Durbin.«
Er springt hinaus und eilt auf ihre Seite. »Bitte«, sagt er, nimmt drei Tüten, macht ihr Platz und folgt ihr dann zur Tür.
Janie zögert, klopft sich den Schnee von den Schuhen und verlagert die Tüten so, dass sie die Tür aufschließen kann. Sie bemerkt Dinge an ihrem Haus, die ihr sonst nicht aufgefallen sind. Dass die Fliegentür einen Riss hat und etwas schief in den Angeln hängt. Dass das Holz außen am Haus unten angefault ist und die Farbe abblättert.
Merkwürdig , denkt Janie, als sie hineingeht, Durbin dicht hinter ihr. Sie schaltet das Licht ein und wird einen Augenblick lang geblendet. Sie bleibt stehen, bis sie wieder klar sehen kann, und Mr Durbin stößt gegen sie.
»Entschuldigung«, sagt er. Er klingt verlegen.
»Meine Schuld«, erwidert sie. Es macht ihr ein bisschen Angst, ihn im Haus zu haben. Sie ist auf der Hut. Wer weiß, vielleicht sind sie ja hinter ihm her?
Sie kommen in die dunkle Küche, wo sie ihre Tüten auf dem Tresen abstellt und er seine daneben.
»Vielen Dank.«
Er lächelt. »Keine Ursache. Wir sehen uns am Montag.« Er winkt ihr zu und geht.
Montag. Janies achtzehnter Geburtstag.
Sie durchwühlt zielstrebig ihre Taschen, greift sich eine Handvoll Trauben, spült sie schnell ab und wirft sie sich in den Mund, gierig nach dem Fruchtzucker. Als sie beginnt, die Sachen wegzuräumen, hört sie plötzlich Schritte hinter sich.
Sie wirbelt herum. »Mann, Carl, hast du mich erschreckt!«
Er klimpert mit ihren Autoschlüsseln. »Ich bin einfach reingekommen. Ich dachte mir, dass du da bist. Ich habe jemanden sprechen gehört, deshalb habe ich mich in deinem Zimmer versteckt. Und? Wer war das?«, fragt er. Er bemüht sich, beiläufig zu klingen, versagt aber jämmerlich.
»Bist du eifersüchtig?«, neckt ihn Janie.
»Wer war das?«, fragt er nachdrücklich.
Sie zieht eine Augenbraue hoch. »Mr Durbin. Er hat mich auf dem Heimweg gesehen und mir angeboten, mich mitzunehmen. Er stand im Supermarkt in der Schlange hinter mir.«
» Der Durbin?«
»Ja. Ich fand das sehr nett von ihm.« Ihr Bauchgefühl sagt ihr eigentlich etwas anderes, aber sie hat im Moment keine Lust auf ein Arbeitsgespräch mit Carl.
»Er ist … jung. Und warum liest er Schülerinnen auf? Das ist seltsam.«
Janie wartet ab, um zu sehen, worauf er hinauswill. Offensichtlich auf nichts. Dennoch nimmt sie sich vor, alles in ihrem Fallbuch zu vermerken – man kann nicht vorsichtig genug sein. Sie dreht sich wieder um und räumt weiter auf. Sie ist immer noch verwirrt über sein Schweigen und sagt nichts.
»Ich wusste nicht, wo du warst«, sagt er schließlich.
»Nun, hätte ich gewusst, dass du kommst, hätte ich dir einen Zettel dagelassen. Allerdings«, fügt sie kühl hinzu, »hatte ich den Eindruck, dass du von mir angenervt warst. Daher habe ich nicht erwartet, dich zu sehen.« Sie zittert jetzt sichtlich, greift nach der Milch, reißt den Verschluss ab und trinkt aus der Flasche. Dann stellt sie sie ab und sucht nach etwas, was sich schnell zubereiten lässt, nimmt noch mehr Weintrauben und verschlingt sie.
Er beobachtet sie mit einem merkwürdigen Blick, den sie nicht versteht.
»Vielen Dank, dass du mein Auto gebracht hast. Das war wirklich nett. Bist du bis zur Schule gelaufen?«
»Nein, mein Bruder Charlie hat mich gefahren.«
»Dann danke ihm dafür.«
Sie hat ein Glas Erdnussbutter aufgemacht und schmiert sich eine Scheibe Brot. Sie gießt Milch in ein hohes Glas, nimmt das Sandwich und
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