DREAM - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)
sie setzen kann.
Carl versucht, mit allen Schülerinnen auf der Liste in Kontakt zu kommen. In seinen Fächern sind mehr von ihnen als in Janies. Aber sie halten sich abseits, wegen seiner früheren Verbindung zu Shay Wilder und der Drogengeschichte. Er ist frustriert.
In diesem Schuljahr gibt es insgesamt achtzehn Chemieschüler. Letztes Jahr waren es dreizehn. Alle dreizehn haben den Abschluss gemacht und sind aufs College gegangen, stellt Carl fest, einige von ihnen bis in den Süden von Kalifornien. Hartnäckig spürt er sie auf, falls sich ihr Leben in den neunMonaten seit ihrem Abschluss irgendwie verändert hat. Jeden Abend verbringt er Stunden am Computer, sieht sich ihre Blogs an, ihre Seiten auf Myspace und Facebook auf der Suche nach wirren Geschichten, die sie vielleicht eher halbprivat halten wollten.
Und alle zusammen haben schlicht nichts zu sagen.
Die einzige Spur, die Janie im Moment hat, ist Stacey O’Grady aus dem letzten Chemie-II-Kurs. Sie ist mit Janie zusammen im Lesesaal. Wenn Stacey schläft – was selten der Fall ist –, hat sie schreckliche Albträume.
Aber viele Menschen haben Albträume, die nichts bedeuten müssen, soweit Janie das beurteilen kann. Selbst wenn es im Traum um einen Vergewaltiger geht. Janie weiß, dass der Traum, von einem Vergewaltiger verfolgt zu werden, das Abbild der Realität sein kann, aber in den meisten Fällen ist es lediglich ein Symptom für eine latente Furcht vor irgendetwas ganz anderem. Die Angst, dass einen etwas einholt, oder dass man nicht schnell genug laufen kann, oder dass man seine Stimme verliert und nicht schreien kann – das können alles Zeichen dafür sein, dass man mit dem Druck in der Schule oder zu Hause nicht fertig wird oder sich nicht imstande fühlt, die Dinge zu ändern. Das letzte Schuljahr hat auf viele Menschen diese Wirkung.
Trotzdem wünscht sich Janie, dass Stacey im Lesesaal wieder einschläft, damit sie noch einmal genauer hinsehen kann.Sechs der zehn Schüler aus Janies Chemiekurs sind weiblich. Sie kennt keine von ihnen besonders gut, obwohl sie nett zu ihr sind. Und keine von ihnen fährt mit zur Messe.
Als Desiree Jackson vorschlägt, für einen Test bei ihr zu Hause in der Gruppe zusammen zu lernen, ergreift Janie die Gelegenheit. Vielleicht kann sie auf diese Weise Informationen bekommen. Noch ein paar andere Schüler finden die Idee gut, also verabreden sie sich für Donnerstagabend um sieben bei Desiree.
Mr Durbin verteilt die Flyer für die Party am 4. März und Janie fragt: »Was halten Sie davon, wenn wir die Leute aus dem letzten Kurs auch einladen? Je mehr Leute, desto mehr Spaß, glaube ich. Oder haben Sie für so viele Leute nicht genug Platz, Mr Durbin?«
Janie ist an Mr Durbins Haus vorbeigefahren und Carl hat sich den Grundriss aus dem Bürgerbüro besorgt. Sie kennt ihn auswendig. Es ist ein Haus mit drei Schlafzimmern und einer geräumigen Küche, die auf ein großes Wohnzimmer hinausgeht. Mit dem ausgebauten Keller bietet es ausreichend Platz für mindestens zwanzig Leute.
Mr Durbin kratzt sich am Kinn. »Die Vorstellung gefällt mir. Und was halten die anderen davon? Seid ihr dabei?«
Die anderen wollen wissen, wer zusätzlich kommen würde. Mr Durbin zählt die acht Namen aus dem Gedächtnis auf und alle sind einverstanden.
»Cool«, findet Janie. »Dann drucke ich noch ein paar Flyer. Wir sollten wissen, wie viele ungefähr kommen würden.«
»Gute Idee. Meine Güte, achtzehn Teenager. Ihr werdet mich in den Ruin treiben«, scherzt Mr Durbin.
Ein paar Mädchen bieten an, für das Essen zu sorgen, ein Vorschlag, den Mr Durbin dankbar annimmt. Janie ist verwirrt. Sie hätte gedacht, dass er ablehnen würde. Aber er verrät durch nichts, dass dies etwas anderes sein könnte als eine coole Party für die Chemiestreber.
»Und lasst mich euch nicht dabei erwischen, dass ihr Alkohol mitbringt«, sagt Mr Durbin leichthin und grinst, als ob er sagen möchte, dass er noch jung genug ist, um die Gedanken von Oberschülern zu kennen, und sie im Keim ersticken wollte. Doch schon bei der bloßen Erwähnung tauschen einige Schüler bedeutungsvolle Blicke aus.
Das hat er absichtlich gesagt, damit sie darüber nachdenken , stellt Janie fest.
Nach der Stunde hält Mr Durbin Janie auf. »Das war eine gute Idee, die anderen auch einzuladen, Janie. Vielleicht haben ein paar von den Mädchen ja Lust, ein bisschen früher zu kommen, um mir bei den Vorbereitungen zu helfen?« Er wirft ihr einen
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