DREAM - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)
rutscht nervös auf der Bank hin und her. »Soll ich es lesen? Möchten Sie, dass ich es tue? Ist es schlimm?«
Miss Stubin schweigt eine ganze Weile, bevor sie sagt: »Diese Fragen kann ich dir nicht beantworten. Beim besten Willen nicht. Ich kann dich weder dazu ermuntern noch dir davon abraten, es zu lesen. Du musst dich selbst entscheiden, ohne dass dich meine Worte in die eine oder andere Richtung lenken.«
Janie seufzt und greift nach der Hand der alten Frau, um die kühle trockene Haut zu streicheln. »Ich dachte mir, dass Sie das sagen würden.«
Miss Stubin streicht mit ihren dünnen Fingern über Janies weiche Hand. Sie lächelt traurig und verschwindet langsam im dunstigen Abendlicht.
07:54 Uhr
Es ist Sonntagmorgen. Es ist so weit. Es ist zehn Tage her, seit Janie das grüne Notizbuch gefunden hat.
Ein paar Minuten lang klettert sie wieder ins Bett zu Carl. Er döst nur, ohne zu träumen, und sie hält ihn sanft fest, um noch so viel wie möglich von ihm zu haben.
»Ich liebe dich, Carl«, flüstert sie.
Dann geht sie.
Zurück in ihr Zimmer zwei Straßen weiter.
08:15 Uhr
Obwohl das Buch drohend auf ihrem Bett liegt, schindet Janie Zeit.
Erst macht sie ihre Hausaufgaben.
Dann gönnt sie sich eine Schüssel Müsli. Frühstück – eine der fünf wichtigsten Mahlzeiten am Tag. Darf man nicht auslassen.
10:01 Uhr
Sie kann es nicht länger hinauszögern.
Sie starrt das grüne Tagebuch an.
Dann schlägt sie es auf, liest noch einmal die erste Seite und holt tief Luft.
10:02 Uhr
Holt noch einmal tief Luft.
10:06 Uhr
Sie nimmt ihr Handy und drückt die Kurzwahl #2.
»Komisky«, hört sie.
Janies Stimme klingt gepresst. Sie räuspert sich. »Hi, Captain. Entschuldigen Sie, dass ich sie störe, an einem …«
»Schon gut, was ist los?«
»Hm, ja. Die Träume … Hat Miss Stubin Ihnen je gezeigt, was in den Akten steht?«
»Ich habe die Polizeiberichte gelesen, die sie geschrieben hat, ja.«
»Und die anderen Aufzeichnungen, über das Traumfangen und so?«
»Ich habe mir einige der losen Blätter angesehen, aber ich hatte das Gefühl, als ob ich in ihre Privatsphäreeingedrungen wäre, daher habe ich alles weggepackt, wie sie es verlangt hatte.«
»Haben Sie jemals über … über ihre Fähigkeit geredet?«
Es herrscht Schweigen.
Jede Menge Schweigen.
»Wie meinst du das?«
Janie windet sich innerlich. »Ich weiß nicht. Es ist nichts.«
Captain zögert. »Na gut.«
»O.K.«
Nervöses Seufzen.
»Captain?«
»Janie, ist alles in Ordnung?«
Janie schweigt, dann: »Ja.«
Captain sagt nichts.
Janie wartet. Und Captain drängt sie nicht.
»O.K.«, sagt Janie schließlich.
»Janie?«
»Ja, Sir.« Es ist nur ein Flüstern.
»Machst du dir Sorgen wegen Durbin? Möchtest du lieber aus der Sache aussteigen?«
»Nein, Sir, ganz bestimmt nicht.«
»Du kannst es mir sagen, wenn du irgendetwas auf dem Herzen hast.«
»Ich weiß. Alles … in Ordnung. Danke.«
»Darf ich dir einen Rat geben, Janie?«
»Natürlich«, sagt Janie.
»Es ist dein letztes Halbjahr. Du nimmst alles vielzu ernst. Versuch doch mal, etwas Spaß zu haben. Geh ab und zu mal bowlen oder ins Kino oder so, ja?«
Janie grinst zögernd. »Ja, Sir.«
»Du kannst mich jederzeit anrufen, Janie«, bietet Captain ihr an.
Janies Kehle ist wie ausgetrocknet. »Bye«, sagt sie schließlich und legt auf.
10:59 Uhr
Janie holt tief Luft.
Blättert um.
Die Seite ist leer.
11:01 Uhr
Sie blättert die leere Seite um.
Sieht die vertraute Handschrift.
Streicht die Seite glatt.
Dann verkrampft sich plötzlich ihr Magen, sie schlägt das Notizbuch zu, legt es zurück in den Karton und verstaut ihn im Schrank.
11:59 Uhr
Janie ruft Carrie an. »Hast du Lust, zum Bowlen zu gehen?«
Sie stellt sich vor, wie Carrie lachend den Kopf schüttelt, es Stu erzählt und sich dann wieder meldet: »Du bist vielleicht eine, Hannagan. Ja, warum eigentlich nicht. Gehen wir zum Bowling!«
Vorbereitungen
13. Februar 2006
Die Namen und Stundenpläne der Schüler aus Chemie II hat sich Janie fest eingeprägt. Doch das Problem ist, dass die meisten Chemiestreber in der Schule nie schlafen. Und selbst wenn es so wäre, bliebe das Problem bestehen, dass Janie es irgendwie hinkriegen müsste, in diesem Fall mit ihnen im gleichen Raum zu sein. Es scheint unmöglich.
Und da es Winter ist, hat es auch nicht viel Zweck, sich nachts vor ihren Zimmerfenstern herumzutreiben. Die Chemiemesse ist ihre große Hoffnung. Sie ist alles, worauf
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