DREAM - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast (German Edition)
sie auch noch dafür. Er ist der Inbegriff eines coolen, beliebten Jungen und seine Groupies waren noch nie sonderlich beliebt. Sie sind ihm ganz ergeben.«
Janie räuspert sich.
Wartet.
Räuspert sich erneut.
»Ich … ich meine«, stammelt Carl, »äh…, ich meine, manche von denen sind so, weißt du, andere, so wie du, zum Beispiel, durchschauen das alles … äh … und so.«
»Hmmm«, macht Janie.
»Und … Ich liebe dich sehr. Und jetzt werde ich die Klappe halten und einschlafen, damit du meine Gedanken auf ein Dutzend verschiedene Arten manipulieren kannst?«
»Schwach«, findet sie, »aber es reicht.«
Carl träumt.
Janie gleitet in die Dunkelheit und dann in das Computerzimmer.
Der Traum basiert ungefähr auf jener Nacht, als sie sich geliebt haben. Neugierig beobachtet sie ihn und auch sich selbst und ist überrascht zu sehen, wie schnell sie gleich beim ersten Mal ihren gemeinsamen Rhythmus finden.
Sie konzentriert sich so stark wie möglich. Starrt Carl an. Und denkt immer wieder: Anhalten!
Eine Minute vergeht, doch nichts ändert sich.
Eine weitere Minute verstreicht.
Plötzlich verlangsamt sich die Szene.
Zehn Sekunden später steht sie still. Und zwar an einer äußerst interessanten Stelle, wie Janie bemerkt.
Sie sieht sich im Zimmer um und versucht, sich alles einzuprägen: die Bürosachen auf dem Tisch, die Uhr an der Wand, die ebenfalls stillsteht, alle Farben. Es ist sehr schwierig, die Szene so festzuhalten, und sie spürt, wie sie den Kampf verliert, zu zittern beginnt, schwächer wird, und schließlich nimmt der Traum wieder sein normales Tempo auf.
Ihr Kopf hämmert. Ihre Finger sind taub. Sie stößt Carl mit dem Hintern an, um ihn so weit aufzuwecken, dass sie nicht ihre schwindenden Kräfte dafür einsetzen muss, sich aus dem Traum herauszuziehen. Sie weiß, dass sie dazu nicht mehr in der Lage ist. Jetzt schon kann sie ihre Arme und Beine kaum noch spüren.
Carl holt tief Luft und sie spürt ihn in ihrem Rücken, im Schlaf erregt. Er beginnt noch träumend, ihren immer gefühlloser werdenden Körper zu streicheln. Sie spürt seine Berührung mal mehr, mal weniger auf ihrer Haut, so wie sie es in seinem Traum sieht. Aber sie steckt fest. Und fällt. Und ist sehr erregt und blind und taub und sieht es in ihrem Kopf, während sie es gleichzeitig an ihrem Körper spürt. Sie will es. Sie will gleich jetzt mit ihm schlafen. Aber sie ist völlig gelähmt.
Sie kann sich nicht bewegen.
Sie kann nichts fühlen.
Sie kann nicht sprechen.
Es kann nicht sein. Nicht so.
Sie muss ihn wecken, bevor etwas geschieht, damit sie es richtig machen können.
Sie nimmt alle Kraft zusammen, alle Konzentration und alle Willenskraft und beißt blindlings zu. Sie spürt Haare zwischen den Zähnen und reißt den Kopf zurück.
Dann wird alles schwarz.
Es schaudert sie.
Sie zittert.
Will nach Luft schnappen, während sie verzweifelt versucht, etwas zu sehen. Irgendetwas. Sein Gesicht. Sie will sein Gesicht sehen.
Er redet mit ihr.
Seine Hand gleitet über die Tränen auf ihrer Wange.
Und sie erkennt jetzt, dass es wohl kaum eine Zeit geben wird, da sie zusammen liegen und fast unbeabsichtigt, im Halbschlaf, mitten in einer Winternacht, versunken in ihren eigenen Träumen, Liebe machen werden.
Sie ist am Boden zerstört.
Ihre Muskeln sind wie Wasser.
Er ist da, hebt sie an den Schultern an, hält ihr ein Glas an die Lippen und sagt ihr, dass sie trinken und schlucken soll.
Sie spürt, wie er mit den Fingern die Haare aus ihrem Gesicht streicht, hört seine Stimme an ihrem Ohr, riecht die Nähe seiner Haut, schmeckt die Milch auf der Zunge und in ihrer Kehle. Dann beginnt sie langsam, Schatten zu erkennen. Zuerst schwarzweiß, dann sein Gesicht, verstört. Seine Haare, die wirr abstehen. Seine Wangen sind gerötet.
Und rau stößt sie hervor: »Alles in Ordnung.«
Aber es ist nicht in Ordnung.
Denn sie will ihn, doch er hat jetzt Angst, sie anzufassen.
Er lässt sie etwas essen, bleibt am Bett sitzen und wartet darauf, dass sie einschläft.
Am Morgen findet sie ihn wach auf dem Sofa und setzt sich zu ihm. Sie sehen sich gegenseitig an und es tut ihnen leid, ohne dass es notwendig wäre.
Carl fühlt sich hilflos, Janie von ihrer eigenen Fähigkeit gefangen. Sie verzweifeln eine Weile an ihren eigenen Gedanken, wie sie mit dem Leben zurechtkommen sollen, das vor ihnen liegt. Und an diesem Valentinsmorgen macht sich jeder von ihnen insgeheim
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