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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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über uns aufragt. Diese unsere Stadt ist wahrhaft schön, und wir lieben diesen Teil von ihr, in dem weit und breit nichts von sozialem Wohnungsbau zu sehen ist. Warum konnten wir den ganzen Abschaum nicht einfach mitten ins Nirgendwo verfrachten, nach Glasgow zum Beispiel, wo er sich unauffälliger verteilen würde? Wenn ich es so überlege, haben wir genau das getan, als wir die Sozialsiedlungen bauten. Wir haben sie ausgelagert, aber nicht weit genug.
    Wir haben noch immer ein Briefchen Koks, und es muß ein gutes halbes Gramm übrig sein, und wir reiben eine Portion davon auf unser Zahnfleisch, und unser Gesicht wird taub. Wir brauchen das für diese Hure Shirley, wir wissen, daß sie Ansprüche an uns stellen wird. Uns kann man nicht mit den Ansprüchen der Schwachen betrauen. Das entspricht nicht unserem Charakter.
    Shirley sitzt allein an einem Tisch in der Ecke der leeren Bar. Sie sieht aus wie eine hoffnungsvolle Hure beim Tagesgeschäft. Als wir näher kommen, sehen wir ihrem verschwollenen, roten Gesicht an, daß sie Kummer hat. Anscheinend hat unsere Schwägerin geweint.
    – Bruce ... ich habe einen Krebsabstrich machen lassen ... einen Gebärmutterabstrich ... da war irgendwas ... Ich muß noch mal hin zu weiteren Tests ...
    – Das tut mir leid, sagen wir zu ihr, – aber sowas kommt vor. Hat doch keinen Sinn, sich verrückt zu machen, bist du weißt, was bei den anderen Tests rauskommt.
    – Aber ich werde damit nicht fertig ... Ich habe niemanden, seit Danny weg ist... ich brauche dich, Bruce. Ich brauche jemanden ... ich brauche Beistand, Bruce.
    Gerade jetzt, wo ich sie da so sehe, in ihrem Kummer, wünschte ich, nur für eine Sekunde, wir wären stärker. Ich wünschte, ich wäre ein anderer, der Mensch, für den sie mich fälschlich hält, der Mensch, für den sie mich fälschlich halten will. Der Mensch, an dem alles abprallt. – Sorry, sage ich zu ihr. – Ich sehe nicht, was ich da machen kann. Da wirst du wohl abwarten müssen.
    Ich hab ihre verseuchte Fotze geleckt. Oh mein Gott.
    Dann muß ich ... wir denken: unmöglich, daß Stronach auf dem Platz auflaufen darf, wo dieser Junge da auf der Reservebank versauert, wie heißt er noch, der gegen Ende der Saison gespielt hat.
    Er ist jetzt fit, also gibt es keine Entschuldigung für diese armselige Aufstellung.
    – Bruce, bitte, sagt sie und umklammert unsere Hand mit ihrer. Wir schieben sie weg. – Tut mir leid, Shirley, sage ich im Aufstehen, während sie die Wasserspiele anstellt. – Kann nichts für dich tun. Dringender Fall, eh. Warte erst mal ab und halt mich auf dem laufenden. Kopf hoch! Ciao!
    Wir tänzeln über den Boden des Pubs, mit einer eleganten Pirouette an zwei Stühlen vorbei, und als wir uns umdrehen, sehen wir ihr rundes, dunkles, schwarzes Loch von Mund, und sie brabbelt irgendwas, aber wir zischen ab und durch die Tür hinaus, und sie steht auf, um uns zu folgen, aber wir flitzen mit einem Affenzahn über den Parkplatz und summen dabei die Abspannmusik der Benny Hill Show.
    Sie ist uns immer noch auf den Fersen und kreischt Bruuuesss, und uns wird bewußt, daß wir in die falsche Richtung rennen, weg vom Auto. Wir schauen zurück und verlangsamen unser Tempo, kommen wieder zu Atem, drehen uns dann um, bleiben still stehen und lächeln, als sie schwer atmend auf uns zukommt. Dann verlade ich sie mit einer schnellen Körpertäuschung im besten Charlie-Cooke-Stil, und wenn sie ein Verteidiger wäre, müßte sie jetzt Eintritt zahlen, um je wieder ins Stadion zu kommen!
    Angeschmiert!
    Mach das mal nach, Stronach!
    Sie fällt vor Enttäuschung heulend auf die Knie, als wir, ich, wir ins Auto springen und den Motor starten, und wir fahren auf die Straße und beobachten im Rückspiegel, wie ihre zusammengebrochene Gestalt hinter uns zurückbleibt.
    Shirley hat sich das selbst zuzuschreiben. Eine Mösenkrankheit, die Strafe Gottes für ihre Treuebrüche. Wir haben unseren Ausschlag, das ist unsere Buße. Wir bürden unser Unglück nicht anderen auf. So sind wir nicht veranlagt.
    Dämliche Fotze.
    Uns, mir dreht sich der Kopf, aber mir ist gleichzeitig euphorisch zumute und übel. Ich kann unmöglich zurück ins Büro gehen und mich von Huren belästigen lassen. Morgen ist Hogma-nay: Altes raus, Neues rein. Das gilt ohne Wenn und Aber, für
    Weiber wie für alles andere. Wir, ich rufe Toal über Funk und sage ihm, daß wir einigen Hinweisen nachgehen. Dann fahre ich heim, allerdings halte ich erst noch am Büro, um mich mit

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