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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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vorwärts, um so schlimmer. Die Jungs beschweren sich lautstark, und der alte Gus ist dazugekommen. Der alte Knabe ist ebenfalls auf Krawall aus.
    – Also, eins könnt ihr mir glauben, sagt er, – ich geh da auf keinen Fall ohne Vertrauensmann rauf. Und der wärst du, grinst er mich an.
    Es ist ganz offensichtlich, daß der armselige alte Esel es gern hätte, wenn ich Niddrie und Toal gegen mich aufbringe und mich so selbst aus dem Rennen um die Beförderung werfe. Der alte Scheißer ist ja so berechenbar. Aber erst mal ist es angeraten, auf ihn einzugehen.
    – Da haste verdammt recht, Gus! Was zum Henker soll die Scheiße? Ich hol mir sofort Niddrie an die Strippe. Du gehs bei den andern Jungs vorbei. Denen sagste: kein Wort ohne Vertrauensmann. Die wollen doch bloß auf ne Disziplinarmaßnahme raus. Die Fotzen wollen an einem von uns n Exempel statuieren, bloß weil die Presse und die anderen scheinheiligen Arschlöcher nen Zwergenaufstand wegen diesem toten Nigger machen.
    – Genau, sagt Gus.
    Ich setze mich wieder und beruhige mich. Dann ruf ich diesen Marshall vom Multikultiforum für Niggerrechte oder wie das heißt an, die Fotze, die mich schon die ganze Zeit nervt. – Hallo, Mr. Marschall? D. S. Robertson hier.
    – Ich versuche Sie seit Ewigkeiten zu erreichen, um einen Termin ...
    – Ja, da waren wir wohl wie Schiffe in der Nacht. Wäre Ihnen morgen um zwei recht?
    – Ja, paßt mir gut. Soll ich zu Ihnen ins Büro kommen?
    – Aber nicht doch. Ich habe Sie warten lassen, also komme ich zu Ihnen, sage ich zu ihm.
    Ich lege den Hörer auf und empfinde warme Genugtuung.
    Dann rufe ich Niddrie an, während ich Gus zuwinke. Ich mache ihm Zeichen, daß er Kaffee kochen soll.
    – D.S. Robertson hier. Betreffs Ihres Memos. Der Termin, den Sie mir gegeben haben, ist ungünstig für mich, sage ich Niddrie.
    – Ich habe zu der Uhrzeit eine Verabredung, die ich nicht verschieben kann.
    – Sagen Sie ab. Das hat Vorrang, informiert mich Niddrie knapp. Niddrie haßt es, wenn ich ihn direkt anrufe. Alles soll über Toal laufen. Niddrie legt großen Wert auf die streng hierarchische Kommunikationsstruktur in der Behörde. Die Befehlskette. Neulingen im Dienst erzählt er den alten Scheiß von wegen »Meine Tür steht immer offen«, aber Gnade Gott den Fotzen, falls sie tatsächlich blöd genug sind, über seine Schwelle zu treten.
    Es wäre vergnüglich, Niddrie auflaufen zu lassen, ohne die Freimaurerkarte auszuspielen. Ich weiß, daß die New-Labour-Wichser in der Stadtverwaltung noch im Siegestaumel sind, sich produzieren wie die Hähne auf dem Mist und Niddrie und Co. die Hölle heiß machen, und eins ihrer Lieblingsthemen ist die Integration von Minderheiten. – Ich treffe mich mit Leuten vom Antirassistisch-Interkulturellen Informationsforum, erkläre ich ihm.
    Am anderen Ende der Leitung bleibt es still. – Scheiße ... Hören Sie ... da müssen Sie hingehen. Dann müssen wir's auf Donnerstag nachmittag verschieben. Halb vier.
    Niddrie legt auf. Ich halte den Hörer weiter am Ohr und klingele Toal an. Dabei mache ich es mir zunutze, daß Gus, der mit dem Kaffee beschäftigt ist, nicht gesehen hat, wie ich neu wähle. Er denkt, ich würde immer noch mit dem Nidman reden.
    – Bruce Robertson hier, flüstere ich. – Niddrie hat mir einen neuen Termin für die Nachschulung gegeben. Ich muß zu einem Termin beim Forum. Ich informiere dich als meinen direkten Vorgesetzten, ich hebe meine Stimme, damit Gus alles mitkriegt,
    – ich werde da sein, aber in Begleitung, eines Vertrauensmanns. Drysdale von der South Side.
    Gus guckt fragend. Er stellt mir Kaffee in einem Hearts-Becher hin. Das ist nicht mein Hearts-Becher, der gehört Inglis. Ich werd mir noch sonstwas von der Fotze einfangen.
    – Ich glaube, du hast das Memo falsch verstanden, Robbo, sagt Toal.
    – So?
    – Das ist nur ein Orientierungsgespräch. Es kann gar keine Rede davon sein, daß zu diesem Zeitpunkt irgend jemand gemaßregelt oder abgemahnt wird.
    – Heißt das, es könnte möglicherweise das Vorspiel zu einer Disziplinarmaßnahme sein?
    – Nein ... nicht unbedingt. Es ist ein ganz unverbindliches Gespräch.
    – Es ist also ein Beratungsgespräch?
    – Nun ja ... schon ... aber kein Beratungsgespräch in dem Sinne, daß da zu diesem Zeitpunkt irgendein Zusammenhang oder auch nur potentieller Zusammenhang mit dem Katalog von Disziplinarmaßnahmen der Edingburgh and Lothians Constabulary stünde.
    – Aber ich bin zur Teilnahme

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