Drecksspiel: Thriller (German Edition)
Radionachrichten, die er einige Stunden zuvor beiläufig wahrgenommen hatte, als er mit Caro …
Aber an Caro wollte er nicht denken. Als wenn das so einfach geht!
Plötzlich wollte er an gar nichts mehr denken, wollte sich nicht mehr den Kopf über Entführungen, Gewalt und Mord zerbrechen. Die ständige Beschäftigung mit den schlimmsten Taten, zu denen Menschen fähig waren, laugte ihn aus. Er war müde und der fortwährenden Lügen überdrüssig. Und hatte es satt, sich verstecken zu müssen.
Aber seine Ahnung war zur bitteren Gewissheit geworden.
Horst ist nicht einfach von der Brücke gesprungen.
»Muss für die Beamten vor Ort ein übler Anblick gewesen sein«, riss Peter ihn aus seinen Gedanken. »Laut Obduktionsbericht wurde sie mit einem Messer gequält und dann mit einem Cocktail aus körpereigenen Stresshormonen und Schmerzmitteln abgefüllt, die sie lähmten und betäubten, so dass sie lange genug bei Bewusstsein blieb, um mitzubekommen, was als Nächstes mit ihr geschah: Man hat ihr die Bauchhöhle aufgeschnitten.Du weißt schon, mit einem dieser feinen, scharfen Filetiermesser. Dann wurden ihr die Eingeweide herausgepult und zu ihren Füßen gelegt.«
David hörte kaum zu. Er musste an Horst denken, der in den Suizid und vorher zu der Frau getrieben worden war, die auf dem Bild zu sehen war. David hatte sie sofort erkannt. Ilanka war weder eine tschechische Hure noch Horsts Geliebte.
Auch David hatte sich mit ihr getroffen, vor fünf Jahren, nach dem verhängnisvollen Einsatz – und bevor er als Falschfahrer über die Autobahn nach Tschechien gerast war, geradewegs in einen entgegenkommenden LKW hinein. Seine Flucht in ein neues Leben.
Sei vorsichtig, Markus. Ich fürchte, Horst war erst der Anfang.
»Und jetzt kommt’s«, Peter kicherte. »Zwar wird noch geprüft, wie der Selbstmord von diesem Janowski in das Bild passt, denn es ist schon eine seltsame Sache … Abends der Mord an der Hure, am nächsten Morgen der Selbstmord des Wirtschafters. Aber es gibt einen anderen dringend Tatverdächtigen: ein Kollege, Toni Risse, Hauptkommissar im Morddezernat. Klingt absurd, oder? Die Beweislage scheint ziemlich eindeutig zu sein. Außerdem hatte er eine Beziehung zu der Toten. Es hat einen Streit gegeben. Dabei ist er ausgetickt. Jetzt wurde er zur Fahndung ausgeschrieben. Er befindet sich auf der Flucht.«
Flucht.
Davids Fuß rutschte vom Gaspedal. Der Clio verlor an Geschwindigkeit.
Was wäre, wenn er an der nächstbesten Kreuzung wendete und alle Sorgen, Ängste und die Schatten der Vergangenheit hinter sich ließ? Eine verlockende Vorstellung, schon einmal war ihm der Neuanfang geglückt. Es würde ihm auch ein zweites Mal gelingen, dann aber nicht in Berlin. Weit weg.
»Hey«, moserte Peter, »hörst du mir überhaupt zu?«
So abrupt der Gedanke an eine Flucht in seinem Kopf Gestalt angenommen hatte, so schnell schämte David sich dafür. »Entschuldige, was hast du gesagt?«
»Sag nicht, dass ich den ganzen Scheiß noch einmal erzählen muss!«
*
Tonis Füße fanden Halt auf dem schmalen Mauervorsprung anderthalb Meter unter dem Fenster.
»Papa?« Lukes ängstliche Stimme hallte zu ihm nach draußen.
»Schscht«, machte Toni.
»Toni?«, rief Blundermann durch die Badezimmertür.
Toni stieß sich von der Mauer ab – und blieb hängen.
Sein Kollege hämmerte gegen die Tür. »Toni, mach auf!«
»Papa!«, brüllte Luke.
Tonis Jackentasche hatte sich an einem Nagel verfangen. Er zerrte daran. Knirschend zerriss der Stoff. Das Kokstütchen segelte mitsamt der Kokarette in die Tiefe. Geldscheine flatterten durch die Nacht. Toni konnte gerade noch verhindern, dass auch seine Beretta in die Dunkelheit hinabplumpste.
»Verdammt, Toni!« Blundermann trat wütend gegen die Tür. »Was soll der Scheiß?«
»Papa!« Luke begann zu heulen.
Umständlich stopfte Toni die Waffe in die Jackentasche auf der anderen Seite. Dann ließ er sich fallen. Sein Sturz wurde durch die Sträucher im Blumenbeet aufgefangen. Dennoch war der Aufprall ein weiterer Schlag gegen seinen pochenden Schädel. Er ignorierte die Schmerzen und zwängte sich zwischen den Zweigen hervor.
Mit einem Knall zerbarst oben die Badezimmertür.
Luke schrie wie am Spieß.
Blundermann tauchte am Fenster auf. »Toni, hast du sie noch alle?«
Toni rannte über den Innenhof. Im Durchgang zur Straße blieb er stehen und spähte vorsichtig um die Ecke.
Die ersten Reporter drückten sich vor der Haustür herum. Weiß der
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