Drecksspiel: Thriller (German Edition)
da liegen bleiben?«
Arthur bückte sich nach den Dosen und entsorgte sie in einen Abfalleimer. Dann eilte er mit Nadja zur Straße. Sie quiekte, weil sie mit nackten Füßen über Kieselsteine und anderen Dreck laufen musste.
Arthur kümmerte sich nicht drum. Er nahm das Gespräch entgegen.
»Wo steckst du?«, schrie eine Stimme aus dem Hörer. »Wo, verdammt noch mal, ist das Geld?«
Neun
Toni stemmte sich in die Höhe. »Nein, nichts gefunden.«
»Und was ist das da?«, fragte sein Kollege.
»Das?« Toni zeigte ihm die Armbanduhr. »Die ist mir runtergefallen.«
»Wieso hast du sie …?«
»Ich hatte sie in der Hosentasche«, unterbrach Toni ihn und steckte die Citizen zu dem Geldbündel und dem Kokstütchen. »Ich wollte nur sehen, wie spät es ist.«
»Und was ist mit deinem Handy?«
Toni blickte auf das Telefon, das er noch immer in der anderen Hand hielt und dessen Display natürlich auch die Uhrzeit anzeigte. Er zwang sich zu einem Lächeln und steckte das Handy ebenfalls ein. »Weiß auch nicht. Dieser Gestank und die Hitze«, er fächelte sich mit dem Hemdkragen Frischluft zu, »die machen mich einfach fertig.«
Schweiß rann Tonis Stirn herab und in seine Augenwinkel. »Wie geht es dem Mädchen?«
»Schlecht.« Sein Kollege kehrte zurück ins Schlafzimmer. Auf halbem Weg drehte er sich um. »Aber du denkst daran, oder? Handschuhe, bevor du was anpackst.«
Fast hätte Toni losgelacht. Als wenn er Handschuhe bräuchte an einem Tatort, der übersät war mit seinen Fingerabdrücken, Haaren und weiß Gott was noch allem.
Er ließ seinen Blick noch einmal über das Chaos in dem Zimmer schweifen. Was stimmte hier nicht?
Er kam nicht drauf. Verfickte Scheiße! Und wann zum Teufel kam endlich der Notarzt?
Toni trat ans Fenster. Das Hemd klebte an seinem Rücken. Am Horizont kündigte ein erster heller Streifen das Morgengrauen an. Er musste mit Leylas Freundin reden. So schnell wie möglich.
Blaulicht blitzte gespenstisch in den Häuserschluchten auf. Keine zwei Minuten später eilten ein Notarzt und ein Sanitäter mit einer Trage in die Wohnung. Der Sanitäter breitete eine Decke über Pattys halbnackten Körper aus. Ihr Gesicht war noch bleicher als vorhin, ihr Blick in weite Ferne entrückt. Der Arzt nahm eine Pupillenreflexprüfung vor, hörte Pattys Brustkorb ab und untersuchte ihren verletzten Arm. Er murmelte medizinisches Kauderwelsch, von dem Toni nur die Hälfte verstand.
Er fragte: »Wie geht es ihr?«
»Sie hat ein Schädel-Hirn-Trauma aufgrund des Schlags«, antwortete der Arzt, ohne in seiner Routine innezuhalten. »Im Moment sieht alles gut aus, aber … subdurale Blutungen können verzögert auftreten. Ob wirklich alles in Ordnung ist, wissen wir erst, wenn wir sie ein oder zwei Tage zur Beobachtung mitnehmen und ein Schädel-CT machen.«
»Können wir ihr einige Fragen stellen?«
»Das meinen Sie nicht ernst.«
»Sonst würde ich nicht fragen.«
Der Arzt hielt in seiner Arbeit inne. »Hören Sie, die Kleine hat vermutlich einen Oberarmbruch. Gewissheit bekommen wir erst durchs Röntgen, aber sie muss sofort ins Krankenhaus.«
»Sofort?
»Sobald wir ihren Arm für den Transport fixiert haben.«
»Also können wir vorher noch mit ihr reden? Es ist wichtig, es geht um Mord.«
»Sie wird es überleben«, erwiderte der Arzt.
»Sie meine ich nicht.«
Der Arzt murmelte unwillig. »Na gut, aber nur kurz.«
*
Arthur brachte keinen Ton über die Lippen.
»Wo, verdammt noch mal, steckst du?«, dröhnte es wütend aus dem Handy. »Ich versuche schon die ganze Nacht, dich zu erreichen.«
»Ich, äh«, stotterte Arthur, »ich dachte, wir wollten uns erst einmal nicht mehr hören.«
»Ja, nein, aber jetzt ist es wichtig! Wo ist das Geld?«
Arthur blieb stehen. Nadja atmete erleichtert auf. Sie lehnte sich an ihn und rieb sich die nackten Füße. »Wo bist du?«
»Was glaubst du denn?«
»Ich dachte, du bist …«
»Nein, bin ich nicht. Hör zu, es ist wichtig, bring mir das Geld. Sofort!«
Arthur stieß gequält die Luft aus seinen Lungen. Sein Großvater hatte mal gesagt: Wenn du glaubst, es geht nicht schlimmer, dann sei gewiss, es kommt noch schlimmer.
»Hast du verstanden?«, tönte es ungeduldig aus dem Telefon.
»Aber wir haben doch gesagt, dass wir …«
»Nein!«
»… es nicht anrühren. Es erst einmal verstecken.«
»Richtig! Verstecken! « Die Stimme schraubte sich nach oben, »Aber jetzt ist es nicht mehr im Versteck. Es ist weg.« Ein wütendes
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