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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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gemeldet hatten. Die Familie Groh schien jedenfalls nichts mit dem Kind zu tun zu haben, das Ehepaar war wahrscheinlich in den Pfingsturlaub ausgeflogen.

Allein
    Haderlein richtete sich seufzend in seinem Bürostuhl auf. Er hatte sein Gedächtnis intensiv durchforstet, aber soweit er sich erinnerte, hatte seit dieser Zeit niemand mehr etwas von der Lehrerin gehört. Sie war seit damals vergessen worden, bis, ja, er war sich sicher, bis zum gestrigen Moment, als sie ihren Roller am Windrad aus der Erde geholt hatten. War das damals auch nach Pfingsten gewesen? So wie das Auftauchen des Kindes? Was für ein seltsamer Zufall, wenn es denn einer war.
    Die Tür zur Dienststelle öffnete sich, und Lagerfeld trat mit Huppendorfer im Schlepptau ein. Letzterer ging wortlos und vor sich hinstarrend zu seinem Schreibtisch, ließ sich in seinen Sessel fallen und schmiss dann umgehend seinen Computer an. Was war dem denn über die Leber gelaufen? Haderlein schaute fragend zu Lagerfeld hinüber, der sich ebenfalls bereits auf einem Stuhl niedergelassen hatte – ihm gegenüber.
    »Frag nicht, wie oder warum, Franz, ich sage nur: Siebenstädter. Aber irgendwie ist Cesar auch selbst dran schuld, er musste sich ja unbedingt mit ihm anlegen. Auf jeden Fall würde ich in den nächsten Minuten nicht mit unserem halben Brasilianer rechnen, der muss erst einmal wieder runterkommen.« Bernd Schmitt schaute noch einmal sicherheitshalber zu seinem Kollegen hinüber, aber Cesar Huppendorfer beachtete nicht einmal die Tasse Kaffee, die ihm Honeypenny hingestellt hatte. Er hatte sich in seine Höhle zurückgezogen und wartete auf den emotionalen Frühling.
    Lagerfeld wandte sich seufzend wieder Franz Haderlein zu und gab die neuesten Erkenntnisse wieder, die Professor Siebenstädter herausgearbeitet hatte. Zwar auf Kosten eines schwer angeschlagenen Huppendorfers, aber immerhin.
    »Das heißt also, dass wir es bei allen Opfern mit der gleichen Mordwaffe zu tun haben?« Haderlein war perplex. Damit ergab sich eine völlig neue Situation. Also doch. Seine Erfahrung und sein Instinkt hatten sich ja zu glauben geweigert, dass der Ermordete auf dem Staffelberg nur zufällig auf die gleiche Art erledigt worden war wie die armen Toten vom Windrad. Da steckte Methode dahinter, aber welche? Wo war der konkrete Zusammenhang? Warum mit Pfeil und Bogen? Warum diese Robin-Hood-Masche?
    Die neue Erkenntnis warf Fragen über Fragen auf. Sie hatten zwar jede Menge Leichen, von denen im Prinzip bereits zwei identifiziert waren, aber es fehlten die Verdächtigen. Auch ein Motiv war nicht in Sicht. Wenn er ehrlich zu sich war, wussten sie gar nichts, sie hatten nur Tote eingesammelt, mehr nicht. Haderlein war frustriert. Der ganze Fall ging ihm allmählich auf die Nerven und an die Nieren. Irgendwer hatte vor vielen Jahren damit angefangen, professionell mit Pfeil und Bogen zu töten, und hatte jetzt wieder zugeschlagen. Aber warum? Was trieb einen Menschen dazu, so etwas zu tun?
    Als Haderlein am nächsten Vormittag in die Dienststelle zurückkehrte, war entgegen allen Erwartungen immer noch keine Vermisstenmeldung für das Mädchen eingegangen. Der Polizeipsychologe hatte sich am Morgen bereits mit dem Kind beschäftigt und dafür plädiert, das Mädchen mitsamt seiner Vertrauensperson Claudia Büchler auf die Dienststelle zu bringen.
    Als alle drei dort eintrafen, gingen sie mit Haderlein zum Chef der Dienststelle, Egon Keune.
    »Meines Erachtens sitzt hier ein aufgewecktes Kind, das vor Kurzem ein schweres Trauma erlitten hat«, erklärte der Psychologe. »Wahrscheinlich kann oder will es deshalb nicht sprechen. Auf jeden Fall ist das Mädchen nicht taub. Es kann alles verstehen, was wir sagen, ergo versteht es auch Deutsch.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Claudia Büchler verblüfft. In ihrer Gegenwart hatte der Arzt nur erzählt und erzählt, Pippi ein paar Bilder gezeigt und dann ein Buch ausgepackt. Pippi selbst hatte dabei keinen Ton von sich gegeben. Woher also wollte er jetzt plötzlich wissen, dass sie alles verstand? Allerdings, das musste sie zugeben, hatte sie ja selbst schon den Verdacht gehegt, zum Beispiel als sie Pippi das mit der Toilette erklärt hatte.
    »Ich weiß es eben, deshalb bin ich ja Psychologe«, sagte der Arzt lächelnd. »In der Psychologie gibt es für so etwas eindeutige Parameter, die man nicht gleich erkennt. Die Erklärung würde jetzt zu weit führen.«
    Egon Keune hörte sich alles an, mischte sich aber nicht

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