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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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während Suckfüll sich schon wieder in die Ausdrucke von der Staffelberg-Leiche versenkt hatte.
    »Ja, nun, der Greifenklau. Das ist gut, da findet man immer etwas«, brummte Fidibus in etwa in Huppendorfers Richtung. Als er wieder hochschaute, blickte er seinem genervten Untergebenen direkt ins Gesicht. »Und Sie, mein lieber Cesar, sehen auch nicht mehr ganz frisch aus, regelrecht ermüdet, wenn ich ehrlich sein darf. Ihnen könnte man ja Streichhölzer in die Augen stecken. Sie müssen sich dringend erneuern.« Er drehte sich zu seiner Sekretärin um und rief im Stil eines römischen Feldherrn: »Frau Hoffmann, einen Kaffee für unseren Huppendorfer, und zwar einen doppelten. Nicht dass der Mann uns noch seinen Löffel in den … äh … Brunnen abgibt.« Mit einem schelmischen Lachen und neckischen Augenzwinkern wandte sich Robert Suckfüll um, um sich zurück in seinen Glaskasten zu begeben.

Die Gräber im Wald
    Claudia Büchler erreichte der Anruf kurz vor der Mittagspause. Eigentlich war sie fast schon auf dem Weg nach Bamberg gewesen, um sich mit ihrer Freundin zum Mittagessen zu treffen, aber das würde sie nun ganz sicher streichen. Der Auftrag, den sie so urplötzlich ergattern konnte, war dafür einfach zu wichtig. Es war DER Auftrag überhaupt. Der alte Steinbruch von Ludvag war eine dieser Chancen, die man nicht allzu oft im Leben bekam. Die junge Landschaftsgärtnerin, von allen nur Clax gerufen, hatte sich erst vor einem Jahr selbstständig gemacht, und dieser Auftrag war DIE Chance, sich mit einem großen Projekt von überregionaler Bedeutung zu profilieren. Wenn das klappen würde, könnte sie anschließend richtig groß einsteigen. Leider war der Zeitpunkt der denkbar schlechteste. Ausgerechnet morgen, am Freitagabend vor den Pfingstfeiertagen, sollte sie sich mit den Hauptverantwortlichen des Projektes am Steinbruch treffen. Da hatte sie eigentlich schon etwas anderes vorgehabt, aber egal, sie würde Prioritäten setzen.
    Das kleine Dorf Ludvag an der Straße von Scheßlitz nach Heiligenstadt war ihr sehr wohl bekannt. Oft schon war sie mit Freunden dort gewesen, um in dem kristallklaren Wasser des kleinen Sees im Areal des Steinbruchs zu baden. Das war zwar verboten und man plante angeblich, das Gelände darum herum aus Sicherheitsgründen zu sperren, aber noch war der Steinbruch frei zugänglich. Doch jetzt hatte sich der Landkreis anscheinend für eine konsequente Umnutzung des schönen Geländes entschieden. Filme waren hier schon gedreht worden, in Musikvideos war der Steinbruch von Ludvag oft als Kulisse genutzt worden. Das Gebiet war ein klassischer landschaftlicher Rohdiamant, und ausgerechnet ihr hatte man nun angeboten, aus diesem einen Edelstein zu schleifen. Wie die Herrschaften gerade auf sie gekommen waren, war ihr zwar schleierhaft, andererseits würde sie einen Teufel tun und irgendwen nach Gründen fragen. Es war nur wichtig, dass sie es überhaupt getan hatten. Warum das erste Treffen allerdings gleich morgen Abend stattfinden musste, war ihr ein weiteres Rätsel. Die Ämter kamen manchmal auf die aberwitzigsten Ideen, die sie nicht selten wie eine heiße Kartoffel wieder fallen ließen. Aber solange die Chance auf einen solchen Großauftrag bestand, würde sie versuchen, sie auch zu nutzen. Pünktlich um zwanzig Uhr würde sie morgen Abend vor Ort sein und Diskretion wahren, wie sich der Herr vom Bamberger Landratsamt so nebulös ausgedrückt hatte. Seinen Worten nach brauchte sie zu diesem informellen Gespräch nichts weiter mitzubringen, trotzdem würde sie wenigstens in groben Ansätzen ein paar Vorschläge erarbeiten. Sie würde allen zeigen, was sie konnte. Das hieß aber auch, dass sie heute Nacht durcharbeiten musste. Wenn Clax Büchler etwas tat, dann gründlich. Was soll’s, dachte sie sich aufgeregt, anschließend konnte sie bis Pfingstmontag durchschlafen. Ohne zu zögern, setzte sich Clax Büchler an ihr Flipchart und begann mit ein paar groben Skizzen.
    »Also, schieß los, Bernd, wo drückt der Schuh?«, fragte Haderlein seinen vom Leben gestreift wirkenden Jungkommissar mitfühlend. »Da rumort doch etwas in dir, was raus muss ans Licht.« Er stellte seinen Bierkrug ab, mit dem er mit Lagerfeld angestoßen hatte.
    Sie saßen auf ihrem Stammplatz im Greifenklau, ganz hinten am Rand des kleinen Kellers, von wo aus man einen herrlichen Blick auf die Altenburg genießen konnte. Riemenschneider schlabberte bereits genüsslich an ihrer

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