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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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war bereits vorgegangen und focht wahrscheinlich schon die ersten Scharmützel mit Fiesders Anwalt aus.
    Haderlein erhob sich und machte sich auf den Weg in das Befragungszimmer, das einen Stock tiefer lag. Irgendetwas musste Fiesder wissen. Der Hautkommissar konnte sich zwar nicht wirklich vorstellen, dass der leicht verschrobene Bauunternehmer zu einem Kapitalverbrechen fähig war, aber so blöd war Fiesder auch wieder nicht, dass er einen menschlichen Arm mit einer ägyptischen Mumie verwechselte. Wie hatte es Lagerfeld einmal so passend ausgedrückt? Den tiefen Teller hatte Fiesder sicher nicht erfunden, aber dafür war er bauernschlau. Na schön, es war Zeit, sich dem schlauen Bauern zu widmen.
    Als er das Vernehmungszimmer betrat, war sein Chef gerade damit beschäftigt, dem Verteidiger Reinhard Schmied eine Zigarre aufzunötigen. Der war zwar Raucher, aber trotzdem irritiert und winkte dankend ab. Georg Fiesder saß an einem schlichten Tisch und machte ein bitterböses Gesicht. Insgesamt wirkte er auffallend verknittert, selbst sein Hut schien etwas zerdrückt zu sein. Womöglich nahm der Bauunternehmer das edle Teil selbst im Schlaf nicht ab, dachte sich Haderlein verwundert.
    »Was haben Sie sich denn dabei gedacht, Haderlein?« Der kleine, kräftige Verteidiger kam sofort auf den Kriminalhauptkommissar zugeschossen. »Da bin ich aber mal gespannt, was Sie uns hier für eine Geschichte auftischen wollen. Wenn die Verhaftung nicht absolut astrein ist, dann wird Sie mein Mandant von hier bis nach München und wieder zurück verklagen, nur damit wir uns richtig verstehen!« Anwalt Schmied kam in Fahrt. Haderlein kannte ihn. Er war umso aufgebrachter, je mehr seine Klienten ihm bezahlten. Gemessen an der gerade emittierten Lautstärke schien Fiesder richtig tief in die Tasche gegriffen zu haben. Haderlein war zufrieden. Anscheinend hatte ihn die Nummer mit den Maschinenpistolen erschreckt.
    »Möchten Sie wirklich keine Zigarre?«, fragte Fidibus unschuldig dazwischen und fuchtelte Schmied mit seiner Havanna vor dem Gesicht herum. Der Chef des Präsidiums wirkte zerstreut wie immer, aber Haderlein war sich sicher, dass er bereits in den Arbeitsmodus geschaltet hatte und jetzt hoch konzentriert agierte. Seine Schusseligkeit war bestimmt nur Masche, eine psychische Vernebelungstaktik.
    »Nein!«, rief Reinhard Schmied entnervt zurück. »Ich möchte vielmehr wissen, warum Herr Fiesder eine Nacht im Polizeigewahrsam verbringen musste, und zwar sofort, meine Herren!«
    Eine wirklich gute Vorstellung, dachte Haderlein anerkennend. Hätte er nicht schon öfter mit Schmied zu tun gehabt, er wäre von der aufbrausenden Nummer tatsächlich eingeschüchtert gewesen. Schmied war kein schlechter Anwalt, saß aber als Strafverteidiger auf dem falschen Platz. Scheidungen und Unterhaltsprozesse waren schon eher sein Metier. Wahrscheinlich war er nur hier, weil er Fiesder persönlich kannte und der ihm mit seinem Geld die Taschen füllte. Aber Haderlein wollte kein Rechtsanwalt-Bashing betreiben. Er setzte sich auf einen Stuhl, der Fiesders gegenüberstand. Neben ihm nahm Fidibus Platz, auf der anderen Seite Fiesders Anwalt, Herr Reinhard Schmied.
    »Also gut, Herr Fiesder, dann wollen wir mal beginnen.« Haderlein legte eine Mappe auf den Tisch.
    Fiesder schaute ihn abwartend an. Er hatte es tatsächlich geschafft, die ganze Zeit über kein Wort zu verlieren, was für seine Verhältnisse äußerst ungewöhnlich war. Nur seine Blicke schossen giftig wie der Vielblütige Weißwurz durch den Raum.
    »Es geht um die Arbeiten, die die Firma Fiesder für das Windrad auf den Eierbergen oberhalb von Wiesen ausgeführt hat. Sie hat dort ein Fundament gegraben. Ist es richtig, Herr Fiesder, dass Ihre Arbeiter dort menschliche Überreste in Form eines skelettierten Arms im Boden gefunden und diese dann auf Ihre Anweisung hin auf die ICE -Trasse bei Meschenbach gekippt haben?«
    Fiesder zuckte zusammen. Er wusste also, wovon Haderlein sprach. Er stellte seine giftigen Blicke ein, zeigte aber kein Einsehen oder gar Reue. Stattdessen verzog sich sein Gesicht zu einer verächtlich dreinblickenden Karikatur seiner selbst. »Fiederling, der blöde Hund!«, stieß er hervor. Doch noch ehe Haderlein weitere Fragen stellen konnte, fiel die innere Mauer Fiesders in sich zusammen, und der Bauunternehmer ließ seiner schwarzen Seele freien Lauf.
    »Des war kaa Leichenteil, des war a Viech oder a Mumie oder so was. Der Fiederling, na, der kann was

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