Drei Engel für Armand
Hand des Goblins fester, sowohl schutzsuchend als auch, um die Balance zu wahren. Die Stämme der Kletterpflanzen waren in Bodennähe am dicksten; nur zu leicht könnte sie straucheln und stürzen, während sie sich hinter Diglet herwand und -bog.
Es war dunkler im Inneren der Hecke, und die Luft trug einen widerlichen Geruch, wie nach verdorbenem Fleisch, mit sich. Sie sah eine Reihe schwarzer Ameisen einen Stamm hochklettern, der so dick wie ihr Handgelenk war. Einer seiner Dornen war abgebrochen; die Ameisen fielen in Schwärmen über die Kruste aus getrocknetem Pflanzensaft her, die wie alter Schorf aussah.
Hier und da sah sie Knochen oder Metallreste, doch wurden diese immer weniger, je weiter sie vordrangen.
»Das da ist Yamma der Oger«, sagte Diglet und deutete auf einen mächtigen Schädel, der auf einem gleichermaßen mächtigen Dorn hing. »Er hat eine Verschwörung gegen die Elfenkönigin geplant. Als sie es herausfand, versuchte er zu fliehen. Sie ließ ihn bis zur Mitte der Hecke kommen, dann wandte sie sie gegen ihn. Kein leichter Tod, aber der alte Yamma gibt einen guten Orientierungspunkt ab. Nur zu schnell ist man hier drin nämlich im Kreis gelaufen.«
Hinter sich hörte Danielle Schnee flüstern. Sie warf einen Blick über die Schulter: Schnee redete beruhigend auf Talia ein, die die Augen fest zugekniffen hatte und mit beiden Händen Schnees Handgelenk umklammert hielt.
»Wir sind fast da«, murmelte Schnee. »Du machst das großartig.« Sie drückte sich dicht an Talia und griff nach den Taschen. »Bleib mal kurz stehen, da hat sich ein Dorn in einem der Riemen verfangen … so, das hätten wir. Keine Angst, ehe ich zulasse, dass diese Hecke dich kriegt, brenne ich sie bis auf die Wurzeln nieder!«
Diglet wies sie immer noch auf verschiedene Sehenswürdigkeiten und Landmarken hin: ein überdimensionaler Bienenstock, der zwischen zwei Dornen aufgehängt war, eine Kletterpflanze, die unter ihrem eigenen Gewicht abgebrochen war und von deren freiliegenden Enden sich schon wieder neue Triebe emporwanden. »Hey, seht mal da! Eine Heckenkatze!«
Danielle blickte nach oben und sah eine schlanke graue Katze über die oberen Ranken schleichen. Ihr langer Schwanz zuckte bei jedem Schritt heftig hin und her.
»Sie jagen die Vögel und Eichhörnchen, die in der Hecke nisten«, erklärte Diglet. »Die meisten Katzen bleiben in der Nähe der Ränder, aber die Jagd ist ergiebiger, je tiefer sie sich hineinwagen.«
»Ist kürzlich noch jemand anders hier durchgekommen?«, erkundigte sich Danielle. »Zwei Menschenfrauen, vermutlich in Begleitung eines Mannes?«
»Nicht hier durch«, verneinte Diglet. »Nicht seit ich für Pirrok übernommen habe jedenfalls. Möglicherweise sind sie zur Seite des Königs herumgegangen, aber danach müsstet Ihr schon die Zwerge fragen.«
»Und einen anderen Weg nach Elfstadt hinein gibt es nicht?«
»Nicht, wenn sie nicht die Schlucht hochklettern wollen.« Diglet gab ein gespieltes Schaudern zum Besten. »Dieser Weg birgt Gefahren, dass einem die Hecke so behaglich wie das eigene Bett vorkommt. Kommt man die Felswand auf der Seite der Königin hoch, findet man sich höchstwahrscheinlich im Labyrinth wieder. Die Seite des Königs ist noch schlimmer: Da nisten die Drachen, denn dort gibt es mehr Sonne.«
Die Kletterpflanzen hatten sich zu lichten begonnen,
und Danielle konnte Flecken orangefarbenen Himmels über sich sehen. Wie lange waren sie durch die Hecke gewandert? Die Dornen wurden kürzer, während Diglet sie weiter mit sich zog. Violette und rote Knospen tüpfelten jetzt die Ranken. Noch ein paar Schritte, und die Knospen waren voll erblühte Blumen, jede von Größe und Form einer Teetasse, die wie frischer Honig dufteten.
»Passt auf, wo Ihr hintretet!«, ermahnte Diglet sie noch einmal zur Achtsamkeit. »Wäre doch schade, wenn Ihr so nah am Rand noch aufgespießt würdet.« Er hüpfte über einen dicken Stamm, der den Umfang seines Körpers hatte, und zog Danielle und die anderen hinter sich her.
Das Gewirr der Kletterpflanzen unter ihren Füßen machte hartem Stein Platz: Danielle fand sich auf einer Straße wieder, die mit Kopfsteinen gepflastert war, die blaugrün wie das Meer glänzten. Überall auf dem Boden lagen Blütenblätter herum. Zu beiden Seiten der Straße standen primitive Zelte, viele davon mit Kampf- und Blutbadszenen bemalt. Eine Gruppe Goblins hockte mitten auf der Straße, spielte Karten und verzehrte dabei die gebratenen Überreste
Weitere Kostenlose Bücher