Drei Engel für Armand
strikte Befehle. Ihr könnt einen Bogen schlagen zur Seite des Königs, aber ich bezweifle, dass seine Zwerge Euch ein freundlicheres Willkommen bereiten werden.«
Danielle gab Talia ein Zeichen, die daraufhin ihr Schwert sinken ließ. Diglet hatte recht – er tat nur seine Arbeit. Eine undankbare Arbeit obendrein: ein einzelner Goblin, geschickt, diejenigen abzuweisen, die Elfstadt zu betreten wünschten. Sicher machten sich nur wenige die Mühe, einem solchen Wesen zu danken, aber wie viele ließen wohl an ihm die Enttäuschung über ihre Zurückweisung aus? »Wie seid Ihr zum Wächter dieser Hecke geworden, Diglet?«
Diglet zuckte mit den Achseln. »Vor ein paar Wochen hat eine Gruppe von Banditen Pirrok umgebracht, als er sie nicht durchlassen wollte. Wir Übrigen haben Hölzchen gezogen.«
»Und du hast das kurze erwischt?«
»I wo! Das war Grint. Dann hat er mich geschlagen und mein Hölzchen zerbrochen, sodass es das kürzeste war.«
Danielle lächelte. »Das klingt so, als ob Grint und meine Stiefschwestern gut miteinander ausgekommen wären.« Na ja, eher doch nicht. Ihre Stiefschwestern würden lieber sterben, als sich mit jemandem wie einem Goblin sehen zu lassen. Dennoch, das Schikanieren war dasselbe. Sie fragte sich, welche anderen Arbeiten Diglet noch aufgezwungen worden sein mochten. Hinter den anderen her sauber machen? Ihre Mahlzeiten zubereiten? Und er hatte bestimmt keine liebende Seele, die ihm half, seinem Schicksal zu entrinnen. Welche Adlige würde sich schon in einen Goblin verlieben und ihn aus diesem Leben herausholen? Höchstwahrscheinlich würde er die Hecke hüten, bis jemand wie Talia sich so sehr ärgerte, dass sie ihn durchbohrte.
»Der Vertrag besagt, dass Ihr Talia den Zutritt verweigern könnt«, fuhr Danielle fort, »er besagt nicht, dass Ihr es müsst. Was könnten wir tun, um Euch umzustimmen?«
»Zum einen könntet Ihr Eurer Freundin sagen, sie soll ihr Schwert wegstecken!«, blaffte Diglet.
Danielle gab Talia einen Wink; diese blickte finster drein, gehorchte jedoch. »Was, wenn wir Euch bezahlten?«
Diglet schnaubte und wischte sich die Nase an seinem Ärmel ab. »Goblinwachen nehmen kein Bestechungsgeld!«, erklärte er hochnäsig.
Danielle studierte den Goblin: die Art, wie sein Blick ständig zu Boden wanderte; die Art, wie er dazu neigte, die Schultern hängen zu lassen. »Nein, selbstverständlich nicht. Denn Grint und die andern Goblins würden es Euch abnehmen.«
»So ungefähr.« Er fingerte an den Knöpfen seiner Weste herum. »Grint würde mir die Kleider vom Leib klauen, wenn er glaubte, dass sie ihm passten.«
Auf gewisse Weise war es brillant: Bestochen werden konnte Diglet nicht; brachten sie ihn aber um, würde das nichts ändern. Dann säßen sie immer noch vor der Mauer fest, und die andern Goblins würden einfach die nächste unglückliche Seele bestimmen, die Diglets Platz einnähme.
»Was würdet Ihr sagen, wenn wir Euch etwas wirklich Wertvolles gäben? Etwas, was die anderen Goblins Euch nicht wegnehmen könnten?«
Diglet stand am Rand der Hecke und hielt Danielle die Hand hin. »Fasst Euch alle bei den Händen! Und nicht loslassen, falls Ihr nicht Eure letzten Tage aufgespießt wie ein Schwein verbringen wollt!«
Danielle verflocht ihre Finger mit denen des Goblins. Seine Hand fühlte sich kühl an, rau von Schwielen und Warzen. Seine schwarzen Nägel waren ungleichmäßig abgekaut und kratzten sie am Handgelenk. Schnee nahm Danielles andere Hand; Talia, die sich ihre beiden Taschen über eine Schulter geworfen hatte, bildete den Schluss.
»Auf geht’s!«, sagte Diglet. Er duckte sich unter der ersten Kletterpflanze hindurch und fing an, durch die Hecke zu gehen. »Passt auf, wo Ihr hintretet! Die Dornen kennen mich, daher werden sie sich nicht sonderlich anstrengen, Euch aufzuspießen. Aber wenn Ihr auf eine drauftretet, wird sie sich direkt durch Euren Fuß bohren, und wo diese Babys erst mal drin sind, kommen sie nicht wieder raus!«
Danielle zog den Kopf ein, beugte sich vor und versuchte, jede Richtung gleichzeitig im Auge zu behalten. Spitze Dornen streiften ihren Ärmel, ritzten jedoch nicht die Haut. Ein Dorn wie ein Krummschwert verfing sich in ihren Haaren und bog sich dann ohne fremdes Zutun zurück, sodass sie sich befreien konnte.
»Keine Bange, das ist nur die Art der Hecke, Euch daran zu erinnern, wer der Boss ist«, sagte Diglet. »Solange Ihr bei mir seid, seid Ihr sicher. Wahrscheinlich.«
Danielle umklammerte die
Weitere Kostenlose Bücher