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Drei Frauen im R4

Drei Frauen im R4

Titel: Drei Frauen im R4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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die Arme unter dem Kopf und sah dem Himmel beim Aufwachen zu. Der Tag versprach sonnig und blau zu werden. Ohne viel Lärm zu machen, setzte ich mich auf und sah mich um. Mein Blick fiel in ein weites Tal, das von kleinen Straßen und unbedeutenden Dörfern gesäumt war. Wie ruhig es hier war. Echter Urlaub, dachte ich, und zwar genauso unaufgeregt wie früher, als ich mit den Eltern in der »Sommerfrische« war.
    Mein Alltag sah sehr anders aus. Nach dem Aufwachen rief ich normalerweise erst mal meine E-Mails ab und trank dazu eine Tasse Kaffee. Dann duschen, und erst danach gab es ein kleines Frühstück mit Brötchen, Kuchen und ein wenig Obst. Auch wenn ich dabei am Tisch saß und Zeitung las, war meine Energie meist schon im Büro. Ich fuhr quasi innerlich hoch, indem ich parallel zum Frühstücksfernsehen, das im Hintergrund flimmerte, die Aufgaben des neuen Tages durchdachte und die Sitzungen, Termine und Deadlines schon mal im Kopf vorab durchging. Mit dieser angekurbelten Energie ging im Büro der Tag dann richtig los. Für Wolfgang war das alles viel zu gehetzt, und wir hatten uns deswegen darauf geeinigt, lieber nur die Wochenenden miteinander zu verbringen. Ich liebte meine Arbeit, ich hatte spannende Aufgaben, war immer in Aktion, organisierte alles, was ungewöhnlich und wichtig war. Aber alles in allem war es auch sehr viel. Was da alles auflaufen würde, bis ich wieder zu Hause war. Oje. Wenn ich nur mal meine Mails zwischendurch abrufen könnte, irgendwie musste ich das hinbekommen.
    Dort drüben in den kleinen Dörfern gab es Leben, Handys und Internet. Verliebte Paare schickten sich Grüße per SMS , und manch einer trank seinen Kaffee bei einem schönen Gespräch über Skype. Nur ich musste hier wie im Mittelalter leben. Ich träumte vor mich hin, wie ich in dem kleinen Tal eine Telefonzelle entdecken würde. Am Ende noch so eine schöne alte im satten Gelb. Eine, die von der Post hier vergessen worden war. Auch sie würde mich sehen und als Freundin im Geiste erkennen. »Komm, du Liebe«, hörte ich sie wie eine Meeressirene rufen, »komm und dreh ein bisschen an meiner Scheibe.« Und dann würde ich im Büro anrufen, einfach nur um zu erzählen, wir gut es mir in diesem Urlaub ging und dass ich gar nicht an die Kollegen dachte. Wie grotesk. Es war unglaublich, wie viel Platz der Broterwerb in meinem Leben einnahm. Wie war es so weit gekommen?
    Früher wollte ich mal Schauspielerin werden. Fast schämte ich mich jetzt, als mir das wieder einfiel. »Alles Hungerleider«, hatte mein Vater damals geschimpft, und ich verstand, dass ich zu schlecht für die Bühne war und das Künstlerleben mich nicht mochte. Nur ganz selten, bei Klassentreffen oder in Momenten wie diesem, kehrte die alte Sehnsucht in mein Herz zurück. So etwas ganz anderes machen, nicht immer nur alles organisieren, sondern mal etwas Eigenes erschaffen. Es tat nicht gut, darüber nachzudenken. War Nele nicht eben aufgewacht? Nein. Nicht einmal Lesen war eine Option. Meine Lesebrille lag irgendwo im Auto, und der Schlüssel war samt Niveadose am Abend in Neles Schlafsack gewandert. Hätte ich hier Internet, dachte ich, dann könnte ich wenigstens in einem Forum plaudern, aber so blieb mir nur die Unterhaltung mit mir selbst. Ich zählte die Spielzeugautos, die in der Ferne auf der Landstraße entlangglitten. Alles Frühaufsteher, so wie ich. Mein Rücken fühlte sich noch immer so an, als wäre ein Traktor darübergefahren. Die Rückennerven wüteten mir bis in die Knie. Seniorinnenhaft tastete ich mich barfuß über die Wiese und bewegte mein Becken wie beim Hula-Hoop.

    »Guten Morgen«, flüsterte Nele mit belegter Stimme, als ich an ihr vorbeieierte. Na endlich – ich musste nicht mehr alleine spielen!
    »Guten Morgen, gut geschlafen?«, begrüßte ich sie. Nele nickte und blinzelte mich noch etwas verpennt aus dem Schlafsack an.
    Nun begann auch Renate, sich zu regen. »Gibt’s Kaffee?« Sie reckte und streckte sich, befreite sich aus dem Schlafsack und machte einen langen Ausfallschritt, um Beine und Po zu dehnen. Dabei sah sie sehr grazil und elastisch aus. Ich bewunderte Menschen, die sich schon auf nüchternen Magen gerne bewegen.
    »Oah«, stieß sie lustvoll aus. »Tut das gut.«
    »So Kinder, Zähne putzen, Kaffee trinken, Auto anwerfen, und weiter geht’s.« Voller Tatendrang verkündete Nele gleich darauf, wie der Tag zu laufen hatte.

    »Ich will mit euch endlich in Italien ankommen! Ein Ziel ist schließlich dafür

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