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Drei Frauen im R4

Drei Frauen im R4

Titel: Drei Frauen im R4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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für mich ein komplett überholtes Wort.
    »Wenn etwas klasse war, dann war es stark! Und wenn etwas richtig klasse war, dann hieß das saustark! Und wenn etwas außergewöhnlich klasse war, dann haben wir bockstark dazu gesagt. Und dieses Wasser hier ist boooooockstark!«, rief Renate laut und wurde dabei von einem Blöken begleitet, das wirklich ganz, ganz nah sein musste.
    »Auf geht’s, anziehen und dann los«, trieb Renate zur Eile an. Auch sie hatte die Schafe jetzt gehört. »Wir essen unterwegs im Auto. Vielleicht sehen wir ein paar Blaubeersträucher, dann können wir Beeren sammeln.«
    Flink rannte sie zum Auto, um sich so schon mal von der Luft trocknen zu lassen. Ich trödelte ihr hinterher und war froh, erst gar nicht nass geworden zu sein. Die Morgentoilette würde ich in einem Café erledigen, nahm ich mir vor, und ich setzte darauf, dass auch Nele und Renate irgendwann mal eine schöne Pause machen wollten.
    Zurück am Auto, wühlte ich mich durch einen Berg von Klamotten durch. »Wo ist denn mein BH ?«, fragte ich. »Ich bin sicher, dass ich ihn gestern hierhin gelegt habe, und jetzt ist er spurlos verschwunden.«
    »Früher haben wir doch auch keine BH s getragen«, sagte Renate und lächelte mir verschmitzt zu.
    »Ach, lass mich doch in Ruhe.« Ich wühlte weiter. »Wo ist mein BH ?« Höschen und BH s schienen auf dieser Reise Mangelware zu sein. »Ohne BH fahre ich nicht weiter.« Trotzig verschränkte ich die Arme.
    Renate deutete mit dem Kinn stumm in Richtung Feuerkreis, den Nele am Abend angelegt hatte.
    »Was? Ihr habt meinen BH verbrannt?«, reimte ich mir fassungslos zusammen. »Spinnt ihr?«
    »Nele hat aus Versehen die Glut damit gelöscht. Sie dachte, dein BH sei eine alte Windel.«
    »Was soll das heißen? Ihr verarscht mich, rückt das Ding gefälligst wieder raus.«
    »Reg dich nicht so auf. BH s sind ein Symbol der Unterdrückung. Nele macht dir eine Bandage«, tröstete mich Renate frech.
    Schon hielt Nele einen verbrannten Lappen hoch. »Es tut mir sehr leid, es war wirklich ein Versehen. Aber wenn du magst, dann binde ich dich gerne ab. Dann sitzt alles fest.«
    »Ich möchte keine Bandage tragen«, schimpfte ich. Nele und Renate sahen sich hilflos an. Nur das Blöken der Schafe war plötzlich wieder da. »Ich habe 85 Doppel-D, ihr wisst ja gar nicht, was das heißt.« Und wenn BH s ein Symbol der Unterdrückung waren, was sollten dann bitte Bandagen sein?
    »Jetzt wart mal«, sagte Nele beschwichtigend. Sie zog meinen Rucksack zu sich heran und leerte ihn auf die Picknickdecke. Ärmlich sahen sie aus, die verwaschenen T-Shirts und Tücher, die labbrigen Pluderhosen. »Vielleicht haben sie dir ja doch einen eingepackt. Wir schauen noch mal nach.«
    »Habe ich etwa auch nur so ausgeleierte Baumwollunterhosen dabei?« Mit schnellen Griffen sortierte Renate die Lingerie in ihrem Rucksack durch. Auch ich empfand das Angebot als unterirdisch.
    »Wir haben alle nur Baumwollunterhosen dabei, und die sind nicht ausgeleiert, sondern bequem und luftdurchlässig.« Nele ordnete weiter. Ich wollte mit der Luft der Unterhosen meiner Freundinnen keine Berührungsmomente haben. Ich wollte nur noch weg, denn das Blöken hatte sich vermehrt. Auch Getrampel konnte ich hören. Gleich würden sie da sein, die grauenhaften Killerschafe, von denen ich gelesen hatte.
    Plötzlich stupste mich etwas in die Seite. »Ah!«, schrie ich auf und machte einen großen Satz. Die Nase eines Schafs hatte mich berührt. Eines von vielen Schafen. Noch nie in meinem Leben war ich von so vielen Schafen umgeben gewesen. Ich hechtete zum Auto und verschloss von innen fest die Tür.
    »Haben Sie vor, hier noch lange rumzustehen?«, fragte ein Mann, der sich unschwer als Schäfer identifizieren ließ. In voller Montur hatte er sich neben dem Wagen aufgebaut, mit Hut und allem Drum und Dran. Wie Dieter »Max« Moor sah er aus, nur war er bestimmt nicht so schlau.
    »Das ist doch hier kein Parkplatz. Ziehen Sie Leine, die Schafe wollen durch.«
    »Kann es sein, dass Sie ein Problem mit Frauen haben?«, motzte ich ihn aus dem sicheren Wageninneren durch das offene Fenster an.
    »Wie?« Der Schäfer kam bedrohlich näher.
    »Ich hab noch nie mitten in einer Schafherde gestanden«, strahlte Nele den Schäfer an. »Sind die süß. Gehören die alle Ihnen?«
    Herr Schäfer hatte wenig Lust auf Plauderei.
    »Machen Sie, dass Sie hier wegkommen. Sonst rufe ich die Polizei.«
    Die Schafe wurden unruhig. Sie blökten und kamen

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