Drei Frauen und ein Braeutigam
Der Abend neulich hat mir gereicht. Heute gibt es keine Entschuldigung, du bist nüchtern. Dass Daniel Slater auf mich steht, ist in etwa so wahrscheinlich wie die Tatsache, dass ich mein Restaurant kampflos aufgebe«, erkläre ich ihr und bin insgeheim froh, dass ich die Geschichte mit dem »Kuss« nie erwähnt habe.
»Für mich macht das Sinn: Warum sonst sollte er plötzlich hier essen? Und außerdem hat er darauf bestanden, dich nach Hause zu fahren...«
»Ich sagte dir doch...«
»Um Himmels willen, Ollie, hör auf mit deiner Verschwörungstheorie, ja?«
»Zumindest ist sie wahrscheinlicher als deine Theorie.«
»Ich sehe nicht, dass es ihm weiterhilft, dir zusätzliche Einnahmen zu verschaffen, wenn sein wahres Ziel angeblich darin besteht, dich hier rauszukriegen. Wir waren ein paar Mal mit Dan aus, und es war wirklich nett.«
»O ja, kann ich mir vorstellen«, entgegne ich trocken.
»Und warum auch nicht«, antwortet Grace geduldig. »Er ist Single, solvent und super-sexy.«
»O Mann, Grace, du bist ja ein One-Woman-Fanclub. Der Himmel weiß, warum du Stuart heiratest...«
»Um eine sehr glückliche Frau zu werden«, erwidert Grace selbstgefällig »Vielleicht sollte ich Cupido spielen und meinen Zauberstab auf dich und Dan richten, damit wir eine Doppelhochzeit veranstalten können«
Grace duckt sich, als ich ein Päckchen Speck nach ihr werfe hart »Du willst das Ganze wohl noch schlimmer machen«, murmle ich und klaube die Speckscheiben aus der Kiste mit dem geschnittenen Weißbrot, in die sie gefallen sind »Außerdem hat Cupido keinen Zauberstab, sondern einen Bogen, und der ist bei weitem tödlicher Du kannst ruhig einen Pfeil mitten in Schwein Dans Herz abfeuern, wenn du willst, solange es ein wirklich scharfer ist«
»Ich meine es ernst, meine Liebe Es ist nur plausibel, dass er hier isst, weil er dich genauso mag wie das Essen«
»Na klasse, dann kann er mich ja einfach seiner Liste hinzufügen, was? Eine weitere Nummer in seinem gar nicht so kleinen schwarzen Büchlein Gleich unter der armen Miranda, dieser pferdegesichtigen, wasserstoffblonden Blondine «
»Die Liste ist gar nicht so lang«, kontert Grace, die meine Tirade gegen Miranda überhört »Ich glaube, dass er einfach noch nicht die Richtige gefunden hat«
»Versuch mal, das Miranda zu erklären«
»Nur weil sie sich für die Richtige hält, heißt das noch lange nicht, dass auch Dan dieser Meinung ist«
»Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich schwer sein dürfte, die richtige Frau für Dan Slater zu finden«
»O ja«, sinniert Grace, an der mein Sarkasmus abprallt »Sie muss jemand ganz Besonderes sein«
»Sie muss eine Heilige sein«
»Sie muss sehr attraktiv sein. Du bist sehr attraktiv, weißt du.«
»Ooh, ich weiß«, höhne ich. »Speck wirkt Wunder für Ihre Haut.«
»Sie muss sehr klug sein. Humorvoll. Fesselnd. Unabhängig. Vielleicht ist sie selbständig.«
»Hör mit den Anspielungen auf, Grace, deine Fantasie geht mit dir durch. Im übrigen bin ich nicht mehr lange selbständig, wenn es nach Dan Slater geht.«
»Hör mal, ich bin mir ziemlich sicher, dass Dan damit persönlich nichts zu tun hat. Aber wenn du willst, könnte ich Stuart bitten, ein Wort mit...«
»Wage es bloß nicht«, warne ich sie. »Ich schlage meine Schlachten selbst, vielen Dank.«
»Was, etwa mit acht Pfund Speck und zwölf aufgeschnittenen Brotlaiben?«
»Lass die Witze, das ist schließlich der Schlüssel zu meiner finanziellen Absicherung.«
»Es ist dir ernst mit der Frühstückerei, was?«
»Yep«, erwidere ich nachdrücklich.
»Ich muss gestehen, ich bewundere deine Entschlossenheit. Aber mal ehrlich, Ol, Speck und Eier... das ist wohl kaum Haute Cuisine.«
»Dann muss ich es eben zur neuen Haute Cuisine machen. Ich werde in ganz London berühmt sein für meine Smileys aus zwei Spiegeleiern und einem knusprigen Streifen Speck. Aber Witz hin, Witz her, es ist mir egal, ob das Junk-Food ist, Grace, solange es mir die Möglichkeit bietet zu überleben.«
»Steht es denn wirklich so schlecht?«
»Das wird es, sobald die Mieterhöhung greift«, gestehe ich. »Ich brauche drastische Maßnahmen, und das ist die Lösung.«
Grace nimmt meine Hand und drückt sie sanft. »Wenn das so ist, hoffe ich, dass es funktioniert.«
»Ich auch, Grace. Ich auch.«
»So!« Sie lässt meine Hand los, grinst breit und greift nach der aufgeschlagenen Zeitschrift für Brautmoden. »Jetzt machen wir besser weiter und suchen Tan und dir
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