Drei Frauen und ein Braeutigam
dass meine Arbeit so ziemlich das Einzige ist, was hier zur Zeit umsonst ist, und Louis sagte, er könne ein paar Extraschichten brauchen.«
»Und seine Schauspielerei?«
»Na ja, er ist zwar überzeugt, dass sie bei EastEnders noch einen schwulen Charakter einbauen könnten, aber bisher ist der Anruf der Casting-Agentur ausgeblieben.«
»Und in der Zwischenzeit mimt er weiterhin den begabtesten Kellners Londons.«
»Ja, und er hat versprochen, nicht jedem Gast etwas vorzusingen, der auch nur entfernt nach einem Talent-Scout von EMI aussieht.«
»Und keinen Hamlet mehr beim Servieren. Es kann einem ganz schön den Appetit verderben, wenn er, eine halbe Honigmelone in der Hand, in ein ›Ach armer Yorick‹ ausbricht. Insbesondere, wenn er anschließend wild mit einem Steakmesser drauflos sticht und in die Soße mit den Waldfrüchten haut lauter kleine rote Spritzer... igitt!« Tanya schaudert.
»Glücklicherweise macht er das nur in der Küche! Aber egal, was hältst du davon?«
»Von was?«
»Von meiner Idee mit dem Frühstück.«
Sie schüttelt den Kopf. »Tut mir Leid, ich habe immer noch Visionen von einem wild gewordenen Louis. Aber hört sich klasse an«, fährt sie wenig überzeugend fort. »Wenn du sicher bist, dass du mit der zusätzlichen Arbeit fertig wirst.«
»Das muss ich wohl, oder? Entweder das oder schließen. Und es kommt überhaupt nicht in die Tüte, dass dieses Schwein Dan Slater mich schlägt.«
»Ich hätte nichts dagegen, wenn er mich etwas schlagen würde...«, sinniert Tanya mit einem abwesenden Ausdruck in den Augen. »Ein nettes Stück glitschiger Sellerie, Handschellen, vielleicht ein bisschen Leder... Ich würde mir ja auch die Augen verbinden lassen, aber dann könnte ich nicht sehen, was er zu bieten hat...«
Leider sind nicht alle so begeistert von meiner Idee wie Finn, Louis und Tanya.
»Was hast du vor?«, ruft Grace entrüstet.
Es ist Dienstagnachmittag, der Mittagstrubel ist gerade vorbei. Grace und ich sitzen in der Restaurantküche und blättern einige Zeitschriften voller Rüschen durch, die sich Brautjungfernmode schimpfen.
»Man könnte meinen, ich hätte dir gerade eröffnet, dass ich im Tates Table-Dancing veranstalten will«, grolle ich und überblättere hastig ein abstoßendes pastellrosa Gebilde, bei dessen Anblick selbst der eingefleischteste Fan der Siebziger einen Herzanfall bekäme.
»Wenn man bedenkt, was es dir bringen wird, kommt es aufs Gleiche raus, Ollie. Du hast Jahre gebraucht, um dir einen guten Ruf aufzubauen, Jetzt soll das alles den Bach runtergehen, nur weil du das Tate‘s in eine billige Frühstückskneipe umwandeln willst!«
»Wenn da nicht dein widerlicher Freund Dan-das-Schwein wäre, müsste ich nicht einmal darüber nachdenken«, entgegne ich patzig.
»Dan? Dan würde sich mit so etwas nicht abgeben.«
»Ach, ist sich der werte Herr etwa zu schade für jemanden wie mich? Dann wüsste ich gern, warum er ständig hier isst. Das nenne ich Sich-abgeben-mit. Der bezahlt gar nicht erst jemanden, um mir auf die Pelle zu rücken, das macht er gleich selbst.«
»Dan isst hier?«
»Tu bloß nicht so überrascht, schließlich haben wir einen ziemlich guten Ruf«, spotte ich. »Sogar gut genug für jemanden, der so hoch über mir steht wie Daniel Slater.«
»Du weißt genau, dass ich es nicht so gemeint habe, Kleines.« Grace lässt sich nicht provozieren, sondern schaut nur einen Moment versonnen vor sich hin und lächelt dann rätselhaft.
»Du brauchst gar nicht so zu grinsen«, murre ich verdrießlich.
»Ich hatte gerade einen sehr amüsanten Gedanken.«
»Wie schön, dass wenigstens einer die Situation amüsant findet.«
Sie blickt mich vorwurfsvoll an.
»Schon gut, schon gut, also warum ist Dämon Dan deiner Meinung nach plötzlich dazu übergegangen, sein Gesicht in meinem Restaurant zu zeigen, wenn es nicht Teil seines raffinierten Komplotts ist, um mich hier rauszuekeln?«
Grace behält ihr Mona-Lisa-Lächeln bei.
»Komm schon!«, bettle ich. »Spuck’s aus.«
»Also...«, gibt sie schließlich zu, indem sie mich schüchtern ansieht, »vielleicht steht er einfach auf dich.«
»Auf mich stehen!«, stammle ich. »Klar, und ich tanze nackt auf deiner Hochzeit!«, fahre ich sarkastisch fort.
»Das ist gar nicht so unwahrscheinlich«, das Mona-Lisa-Lächeln wird zu einem breiten Grinsen, »kommt ganz darauf an, wie viel Schampus du dir hinter die Binde gießt, wenn ich nicht hinsehe!«
»Fang nicht wieder damit an, Grace.
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