Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Nische und Ritze gehalten in der Sorge, Harry könnte Krümel auf seinen Kleidern entdecken.
»Er muss ganz ausgehungert sein vor Sehnsucht nach Kontakt.«
Als sie das sagt, merkt sie nicht, dass niemand mehr in der Nähe ist. Tim hat seine Arbeit erledigt und ist gegangen. Marcel ist mit dem Fressen fertig, er leckt sich die Pfo ten und reibt sich über die Nase. Vielleicht juckt sie. Er steht auf, und da tritt Rita ganz nahe an den Käfig heran. Der große Kopf des Löwen ist an den Stangen. Sie bemerkt das Grau in seiner Mähne und spürt seinen Atem im Gesicht, als sie leise zu ihm sagt: »Ausgehungert nach Kontakt – ich weiß, wie sich das anfühlt.«
»Hey, komm in die Gänge!«, ruft Clayton ihr zu. »Steh hier nicht mit den schmutzigen Gläsern herum, das sieht nicht gut aus. Und hast du nichts anderes anzuziehen?«
Rita reißt sich die Schleife von der Bluse, und Clayton ist verblüfft. Dann nimmt sie das Tablett mit den Gläsern und geht zur Küche. An der Tür dreht sie sich noch einmal um.
Der Löwe sieht ihr nach. Sie erwidert seinen Blick.
15
Ihr gemeinsames Trinkgeld an diesem Abend beläuft sich auf 14 Dollar. Das lässt sich nicht durch drei teilen. Rita besteht darauf, nur vier Dollar zu nehmen, so bleiben für Lana und Tracee jeweils fünf.
Auf der Heimfahrt schlägt Tim vor, noch beim Supermarkt vorbeizuschauen. »Vierundzwanzig Stunden geöffnet.« Er versichert ihnen, dass sie sich nehmen können, was sie brauchen, und nichts dafür bezahlen müssen, schließlich ist er stellvertretender Geschäftsführer. »Das ist das Mindeste, was ich tun kann«, sagt er zu Tracee.
Im Laden nimmt er Tami, die Kassiererin, beiseite und sagt ihr, sie soll die ganzen Einkäufe der Frauen auf seine Liste schreiben.
»Was für eine Liste?«, will Tami wissen.
»Fang eine an.«
Tami wendet sich ab und liest weiter in der In Touch .
»Ist der Bussard hier irgendwo?« Bussard ist ihr Spitzname für den Besitzer, der davon allerdings keine Ahnung hat.
»Im Büro«, sagt sie.
»Kommt nicht infrage«, sagt der Bussard, als Tim ihn darum bittet.
»Sie haben mir nicht einmal dann mehr bezahlt, als Sie mich befördert haben. Nicht einen einzigen Dollar. Und das Stapeln und Auszeichnen mache ich noch immer, obwohl ich alles hier am Laufen halte. Und ich bin der Beste, das wissen Sie genau. Da können Sie mir wenigstens das geben, was die drei kaufen.«
Der Bussard säubert sich die Fingernägel mit dem Taschenmesser.
»Ich arbeite es ab, zwei Stunden extra pro Woche.«
»Faires Angebot«, sagt der Bussard.
»Was immer ihr braucht, es geht auf mich«, schreit Tim den Frauen zu, die bereits zwischen den Regalen unterwegs sind.
Lana ruft: »Ein Stück Seife und eine Zahnpasta für uns drei zusammen. Und drei Zahnbürsten. Die hole ich.«
Tracee probiert Sonnenbrillen. Am besten gefällt ihr eine mit rotem Rahmen und schwarzen Gläsern. Wenn sie die aufhat, kommt sie sich vor wie eine Gangsterbraut. Sie schiebt die Brille gerade in ihre Handtasche, als Tim schlitternd an ihrem Gang haltmacht. »Nehmen Sie sich, was Sie wollen.«
Sein freundliches Gesicht strahlt Herzensgüte und Großzügigkeit aus. Sie würde die Sonnenbrille gern zurücklegen. Wenn das Ding doch nur aus ihrer Handtasche auf den Ständer zurückspringen würde! Aber alles, was Tracee sagen kann, ist: »Danke, das ist wirklich nett von Ihnen, aber Lana besorgt schon alles, was ich brauche.«
Rita wandert einen Gang nach dem anderen ab. Sie greift nach einer Tüte Fruchtgummi, legt sie zurück und nimmt sie wieder. Ziellos schlendert sie durch die Make-up-Abtei lung, bis ihr etwas auffällt, das »Schmetterlingswaschlappen« heißt, pastellfarbener Netzstoff, der zu einem weichen Ball genäht ist. Sie fährt sich damit über den Arm und beschließt, dass sie das gerne hätte. Nun holt sie einen Plastikkorb, um ihre Einkäufe zu tragen. Sie geht zu den Regalen mit den Strümpfen und Seidenstrumpfhosen – sie braucht ein paar Strumpfhosen –, aber dann bemerkt sie auf der gegenüberliegenden Seite einen Dreierpack mit Damenunterwäsche, zu sechs Dollar im Angebot. Nachdem sie die Bilder auf der Papphülle gründlich studiert hat, entscheidet sie sich für den eher braven Bikini-Schnitt. Sie geht weiter, liest sämtliche Etiketten auf den Handcremes und steht dann vor den Shampoos und Haarspülungen. Sie versucht herauszufinden, was sie nehmen soll, sie weiß nicht einmal, ob ihre Haare trocken, normal oder fettig sind. Mit diesen
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