Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
computertechnische Seite der Sache anging, und diese Kurse nur knapp bestand, hielt er sich für einen geschickten Talentsucher. Am 15. Juli sollte er die Schule abschließen – zwölf Tage nachdem Lana und Tracee Maryland in aller Eile verlassen hatten. Das ganze Frühjahr über hatten Tracee und J. C. über einen Umzug nach Nashville gesprochen. »Und dann heiraten wir, ja?«, fügte Tracee stets hinzu. J. C. widersprach ihr nicht. Sie würden sich einen Laster mieten, ihre ganzen Sachen hineinschlichten und losfahren. Tracee war aufgeregt, sie ging davon aus, dass J. C. ihr bald die bewusste Frage stellen würde. Und fragte sich jeden Morgen, ob heute der große Tag sein würde.
Am 31. Mai, einem Datum, das sie nicht vergessen kann, war sie mit J. C. s Wagen auf der Route 9 unterwegs, um ihn von der Audio-School abzuholen. Sie hatten vor, zu einem Baseballspiel der Orioles zu gehen. An einem Antiquitäten-Einkaufszentrum machte sie halt, weil sie aufs Klo musste, und danach spazierte sie noch ein paar Minuten herum. An einem Stand mit Designer-Secondhand-Mode probierte sie einen Häkelhut, der ihren Kopf eng umschloss und dessen Krempe ihr um die Ohren flatterte. Die Verkäuferin nannte ihn einen Glockenhut, ein Wort, das Tracee noch nie gehört hatte. Dann erspähte sie einen ni schenartigen Stand mit Schmuck und spazierte mit ungewöhnlicher Selbstsicherheit und Entschlossenheit hinüber, um sich die Eheringe anzuschauen. Sie war überrascht, als sie Karen Hofstadders Mutter dort sah. Ihr gehörte der Stand. Auf einem Schild stand »Hofstadder’s«, und daher wusste sie, dass Mrs. Hofstadder nicht angestellt, sondern die Besitzerin war. Tracee war mit Karen Hofstadder in die Highschool gegangen.
Die Nische war sehr elegant, vielleicht die eleganteste im ganzen Einkaufszentrum. In verschlossenen Glasschränken standen Glasvasen, in die Wirbel aus Gold eingearbeitet waren. Es gab mehrere Kästen mit Schmuck – Ringe, Ketten, Broschen und Ohrringe, präsentiert auf schwarzem Samt.
»Hi, Mrs. Hofstadder«, sagte Tracee.
»Hi, Tracee«, antwortete Mrs. Hofstadder freundlich, aber unaufmerksam. Sie war damit beschäftigt, eine Mutter und deren Tochter zu bedienen. Die Mutter mochte Anhänger an langen Ketten. »Ich mag es, wenn etwas auf meinem Brustansatz liegt«, sagte sie, eine Bemerkung, die ihre Tochter aufkreischen ließ: »Mom!« Tracee fand das toll. »Mom!«, sagte sie zu sich selbst, so als hätte ihre eigene Mutter sie in eine peinliche Situation gebracht. Tracee beugte sich vor, um die Ringe zu begutachten. Was für einen wird mir J. C. wohl schenken?, überlegte sie. Sie bewunderte einen schmalen Goldring, der mit einem Bogen winziger Diamanten besetzt war, und einen weiteren schmalen Ring, auf dem sich Diamanten und rote Steine abwechselten, Rubine, wie sie vermutete. Vielleicht kann sich J. C. nur Halbedelsteine leisten , dachte sie und stellte sich vor, wie sie sagte: Solange er von dir ist! Das ist alles, was zählt.
»Oh, findest du die nicht auch herrlich?« Tracee dachte schon, sie wäre gemeint, doch Mutter und Tochter bewunderten eine Halskette, die die Tochter gerade trug. »Diamanten und Gold, achtzehn Karat«, sagte Mrs. Hofstadder.
Die Tochter warf sich vor dem ovalen Spiegel, der auf der Verkaufstheke stand, in verschiedene Posen. Jedes Mal, wenn sie sich auch nur ein kleines bisschen bewegte, schienen die Diamanten Funken zu sprühen.
»Was für ein Schliff ist das?«, wollte die Mutter wissen.
»Er heißt Halbmond«, sagte Mrs. Hofstadder. »Die Kette stammt aus den Zwanzigerjahren.«
Tracee war geschickt darin, sich unsichtbar zu machen. Sie wirkte dann so unauffällig, dass die Leute ihre Anwesenheit oft vergaßen. Niemand bemerkte, wie sie begehrlich auf die Halskette starrte.
»Wie viel kostet sie?«, fragte die Mutter.
»Dreitausend Dollar, obwohl ich Ihnen im Preis noch entgegenkommen könnte«, sagte Mrs. Hofstadder.
»Du liebe Güte, leg sie ab, Liebling.« Die Mutter lachte, und in genau diesem Moment schoben sich zwei weitere Frauen in die Nische, um die Ringe zu betrachten. Tracee wurde zur Seite gedrängt, näher zu Mrs. Hofstadder, die die Diamantenkette öffnete, ablegte und auf demselben Samttablett etwas heraussuchte, was billiger war.
»Wie geht’s Karen?«, fragte Tracee.
»Sie hat Greg geheiratet, weißt du das nicht? Halt mal deine Haare hoch, ja, prima.« Sie legte dem jungen Mädchen etwas in Silber und Türkis um.
Der Andrang war genau richtig –
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