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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Ephron
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ziemlich viele Leute, die Verkäuferin beschäftigt, das Objekt in Reichweite. Wie ein Bühnenzauberer bewegte Tracee ihre Hand über den Samt, und schon befand sich die Diamantkette in ihrer Tasche.
    »Bye, Mrs. Hofstadder«, sagte Tracee.
    Mrs. Hofstadder machte sich nicht die Mühe zu antworten.
    Anders als sonst, wenn sie etwas gestohlen hatte, beförderte Tracee die Halskette nicht sofort aus ihrer Hosentasche in die Tiefen ihrer Handtasche, sondern zog sie am ersten Parkplatz, an dem sie vorüberkam, hervor. Sie hielt sie gegen das Licht, berührte jeden einzelnen Edelstein, prüfte die winzigen Klammern an den Fassungen. Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes, etwas Blaues. Diese Halskette löste gleich zwei der Probleme. Alt und geborgt. Tracee, wir möchten dir das hier geben. Tracee sah die Szene deutlich vor sich: ihre Mutter und ihr Vater um sie herum, und sie selbst der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Alle zusammengekuschelt auf einem Sofa, das dem im Wohnzimmer der Huxtables erstaunlich ähnelte – groß und gemütlich, in hellem Grau. Ihr Vater strahlte, ihre Mutter weinte vor Glück. Tracee, wir möchten dir das hier geben. Deine Mutter hat es auf unserer Hochzeit getragen. Du sollst es auf deiner tragen.
    Dann fuhr ein Auto in die Parklücke neben ihr und hin derte Tracee an dem, was sie gerade tun wollte: die Diamant kette anprobieren. Sie versteckte sie in ihrer Handtasche. Ich werde sie auf meiner Hochzeit tragen, dachte sie. Geborgt, werde ich allen sagen. Sie wird perfekt zu meinem Kleid passen.
    Sie hatte bereits eines im Auge. Satin und glänzende Spitze, besetzt mit Perlen so winzig wie Tautropfen. Anprobiert hatte sie es noch nicht, aber sie war völlig begeistert davon. Es kostete ein Vermögen. Tracee war sicher, dass sie es zurücklegen lassen und in Raten bezahlen konnte.
    Sie startete den Wagen und fuhr wieder auf die Route 9. Sie wollte nicht zu spät kommen. J. C. , ein leidenschaftlicher Orioles-Fan, wurde schon sauer, wenn er nur die Hymne am Anfang verpasste. Er verließ das Stadion immer erst, wenn das Spiel endgültig vorbei war.

20
    Eines Abends im Lion, wo so wenig los ist wie immer, lässt sich Lana auf einen Stuhl neben dem Küchentisch fallen, an dem Rita gerade Limetten schneidet. Das Messer ist stumpf, sie muss sie fast auseinandersägen.
    »Sieht hübsch aus, wie du die Flaschen und Gläser da draußen arrangiert hast«, sagt Rita.
    »Als Nächstes sollte ich mich mal dem Zeug an der Wand widmen. Diesem ganzen Neon. Könnte man in Gruppen anordnen.« Lana springt auf, dreht kurz den Wasserhahn auf, hält eine Hand darunter, schüttelt das Wasser ab und setzt sich schnell wieder. Beim Sitzen wackelt sie mit den Beinen.
    »Geht’s dir gut?«
    »Mir ist vorhin Bier auf die Hand gespritzt. Ich dachte, vielleicht lecke ich es aus Versehen ab, und dann gibt es kein Halten mehr.« Sie lacht.
    »Hast du Lust darauf?«
    »Ich weiß nicht. Eigentlich nicht.« Sie nimmt ein Stück Limette und saugt es aus. »Ich habe immer die Drinks mit Limetten getrunken. Screwdriver, Cosmo, Lemon Drop – na ja, der ist mit Zitrone, aber das ist fast dasselbe. Richtig edle Cocktails hab ich nur genommen, wenn sie mir einer bezahlt hat. Es war nie schwer, jemanden dazu zu kriegen.« Sie grinst. »Bier mit Limettensirup. Das ist lecker. Manchmal habe ich einen Boilermaker getrunken. Wenn ich angeben wollte.« Lana spricht das Wort genüsslich aus, »Boi-ler-maker.« Eine Sekunde lang, im Rückblick, wirkt das alles romantisch. Eine glücklichere Zeit. »Tequila habe ich auch getrunken. Ich liebe Tequila.« Sie saugt heftig an der Limette, bis nur noch die Schale übrig ist. Sie tut das äußerst gründlich. Rita beobachtet sie eingehend, sie kann nicht anders. Lana knabbert jetzt an der Schale.
    »Ich wünschte, ich könnte süchtig werden. Ich habe zu viel Angst vor dem Leben, um süchtig zu sein. Vermutlich hat Harry deshalb …«
    Lana hört auf zu knabbern und hört aufmerksam zu.
    »Was hat das mit Gott zu tun?«, sagt Rita.
    »Was?«
    »Das war Harrys Lieblingsspruch. Wenn man etwas gesagt hat, war das seine Antwort.«
    »Spaßbremse.«
    »Wie?«
    »Das ist so was wie ein Spielverderber.«
    »Ja. Das stimmt.« Rita häuft die Limettenstücke in einen Krug. »Wir haben keine Schüsseln. Ich habe in alle Schränke geschaut.«
    »Bei den AA geht’s immer um Gott. Es einer höheren Macht übergeben.«
    »Was übergeben?«
    »Wer weiß. Ich übergebe Gott gar nichts, auch wenn sie sagen,

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