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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Ephron
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das ist, mit diesem staubwe delartigen Pelzwuschel an der Spitze.
    Sie hofft, dass die Musik dabei hilft, dass die Zeit schneller vorübergeht, und geht zurück in die Küche, um ein paar Gläser abzutrocknen.
    Clayton kommt hereingestürmt. »Was zum Teufel ist das für ein Lärm? Willst du die Gäste vertreiben?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Diesen Scheiß würde ich mir nicht mal beim Gurgeln anhören!«
    Rita sagt nichts.
    »Dass du hier bist, ist ein Entgegenkommen. Weil ich so ein weiches Herz habe.«
    Er geht.
    »Aber es war in Ihrer Jukebox«, sagt sie leise.
    Er stürmt wieder herein. »Ich hab die Songs nicht ausgesucht. Diese Jukebox kam gebraucht. Er singt nicht mal Englisch!«
    »Das ist Julio.«
    »Julio?«
    »Der Sänger. Julio Iglesias. Er ist aus Madrid.« Rita spricht den Namen der Stadt aus, als wäre es ein verzauberter Ort.
    »Warst du schon mal in Madrid?«
    Sie schüttelt verneinend den Kopf. Sie war eigentlich noch nie irgendwo.
    »Madrid ist ein Punkt auf der Landkarte. Das sind wir alle. Lauter kleine Punkte.« Er zieht ein Taschentuch hervor und putzt sich die Nase, und damit ist das Gespräch beendet. Er geht zurück an die Bar.
    Rita nimmt sich ein Tablett, um ein paar Tische abzuräumen, und macht einen kleinen Umweg zu Marcel. Sie beugt sich ganz nahe an die Käfigstangen und singt bei Julio leise mit: »Bamboleo, Bamboleo.« In der winzigen Andeutung einer Salsa-Bewegung wackelt sie mit den Schul tern. Marcels Schwanz geht ruckartig in die Höhe und zuckt.
    Am späten Abend überredet Tucker, der letzte noch verbliebene Gast, Lana, sich zu ihm zu setzen. Sie wickelt ihr Bein um seines, flirtet schamlos. Lana hat eine rauchige Stimme, die sie beim Flirten unerbittlich einsetzt. Sie hört sich an, als würde sie auf niedriger Flamme köcheln. Die beiden unterhalten sich über Gruselfilme. Ihr Lieblingsfilm ist Scream, seiner Saw . Allen persönlichen Fragen begegnet sie mit: »Das wüsstest du wohl gern.« Er ist so damit beschäftigt, etwas von ihr zu erfahren, dass ihm gar nicht auffällt, wie wenig sie von ihm wissen will. Lana genießt ihre Macht, wie eine Puppenspielerin, die sämtliche Fäden in der Hand hält.
    Tim unterzieht Marcels Käfig einer gründlichen Reinigung. Erst benutzt er dazu die Stange vom Supermarkt, in die er einen Lappen klemmt. Geschickt fährt er damit durch den Käfig, um den Kot aufzusammeln. Dann faltet er sämtliche Türen auf der Rückseite des Lokals auf, wodurch ein großes Stück Außenwelt sichtbar wird, spritzt den Käfig mit einem Schlauch sauber und füllt außerdem den Wassertrog. Vor dem mondlosen Nachthimmel, an dem die Sterne glitzern, sieht Marcel aus, als säße er in einem Käfig mitten in der Wildnis, wie in einem Bilderbuch. Rita findet diesen Anblick sowohl traurig als auch wunderschön.
    Tims letzte Aufgabe ist es, um die Theke herum den Boden zu wischen. Er kann sich kaum konzentrieren, so sehr ist er damit beschäftigt, Tracee anzustarren. Den ganzen Abend schon ist er von ihr wie besessen. Er bewundert, wie galant sie mit den Gästen umgeht. Sie bedankt sich bei ihnen, dass sie gekommen sind, und winkt ihnen zum Abschied nach. Er liebt ihre langen, lebendigen Locken und meint, in ihren manchmal grauen und manchmal grünen Augen ertrinken zu müssen. Ihre blasse Haut ist mit Sommersprossen geschmückt. Auf ihrer Nase sind ein paar neue aufgetaucht, und er würde gern zu ihr sagen: »Hey, niedliche Sommersprossen«, aber dazu ist er viel zu nervös. Sie ist so unglaublich spontan. Einmal ist sie während eines Regenschauers im Sonnenschein aus dem Auto gestiegen, um sich auf der Straße grinsend tropfnass regnen zu lassen. Sein allerliebstes Erlebnis mit ihr – er führt im Geist ein Archiv – war, als sie einen Kolibri entdeckte, der mal hierhin und mal dorthin flirrte, und Lana, Rita und ihn dazu brachte, hinaus auf die Wiese zu kommen.
    »Ist das nicht ein durchgeknallter Vogel?«, fragte sie.
    Während er sie heute Abend beobachtet, staunt er, wie gern und schnell sie lächelt. Sie gibt ihr Lächeln großzügig her. Wie ein Geschenk, das sie an alle verteilt.
    Tim hat durchaus schon Erfahrungen gesammelt. Er hatte eine Freundin am Community College, eine kurze Affäre mit einer seiner Lehrerinnen, dazu noch ein paar Quickies mit einer der Kassiererinnen im Supermarkt (die nicht mehr dort arbeitet), aber Tracee spielt in einer ganz anderen Liga. Sie verzaubert ihn. Wenn sie im Raum ist, muss er sie ständig ansehen.
    Lana löst ihr

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