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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Autoren: Delia Ephron
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neugierig. »Gott hatte seine Gründe«, mehr sagte er dazu nicht, und dann stellte er seine einzige Frage: »Wie halten Sie dieses Ding da sauber?« Clayton erläuterte das System mit dem Schlauch. Dann fragte Harry noch etwas: »Hat meine Frau alkoholische Getränke zu sich genommen?« Clayton zuckte nur die Achseln.
    Rita wird bleich wie die Wand, als Harry die Tür weiter aufstößt, um ihre drei erwachsenen Söhne, deren Frauen und die drei kleinen Enkelkinder eintreten zu lassen. Die Familienmitglieder bleiben eng beieinander auf der Schwelle stehen, sie wissen nicht so recht, was von ihnen erwartet wird, und der weite, zeltartige Raum, in dem sich ein Löwe und ihre so ganz anders aussehende Großmutter befinden, schüchtert sie ein. »Hallo, Grandma«, ruft die Jüngste, ein Kobold im Jeansoverall.
    Rita steigt zu Marcel in den Käfig. Sie tut das so schnell und selbstverständlich, dass es kaum Erstaunen hervorruft. »Geht wieder, ich komme nicht mehr zurück.«
    »Du willst uns alle verlassen?«, fragt Harry.
    »Ihr könnt mich jederzeit besuchen. Allerdings nicht oft. Ich bin ziemlich beschäftigt.«
    »Deine Söhne müssen jetzt für das Babysitten bezahlen. Eine Fremde kümmert sich um deine Enkelkinder.«
    »Bestimmt ist sie keine Fremde«, sagt Rita.
    »Der Garten ist voller Unkraut.«
    »Die Gartenbücher stehen auf dem zweiten Regal direkt unter C. S. Lewis. Du musst nur unter ›Unkraut‹ nachschauen. Hier blüht alles.«
    »Hör mit diesen Albernheiten auf. Es wird Zeit, dass du wieder nach Hause kommst.«
    Rita weiß, was jetzt kommt: die Totenglocke. Sie spricht den Satz mit: »Alles ist vergeben.«
    Hinter ihr erhebt sich Marcel.
    Alle schreien.
    Sein riesiger Kopf ragt drohend über dem von Rita auf, und seine buschige Mähne hängt bis auf ihre Schultern herab, ein dicker, haariger Mantel. Außer Clayton zweifelt niemand daran, dass er ihr gleich den Kopf abbeißen wird.
    Tucker zieht seine Pistole. »Kommen Sie sofort heraus, Madam.«
    »Nein«, sagt Rita.
    »Es ist zu Ihrem eigenen Schutz. Kommen Sie heraus, oder ich muss dieses Tier erschießen.«
    Marcel beginnt, an Ritas Haaren zu schnüffeln – eine Mischung aus tiefem und lautem Schnauben und zartem Schniefen. Die Enkel kichern. Die Jüngste zerrt an der Hand ihrer Mutter, sie möchte näher ran.
    »Ich habe das im Griff«, sagt Tucker. »Ich erledige das.« Er hält die Pistole jetzt mit beiden Händen, als könnte er so besser zielen, doch in Wahrheit zittert seine Pistolenhand, und er muss sie mit der anderen stützen.
    »Du musst Marcel nicht erschießen, um zu beweisen, dass du ein brauchbarer Polizist bist«, sagt Clayton.
    »Halt dich da raus.«
    »Bloß weil du besoffen eingeschlafen bist und dir von einem Mädchen den Dienstwagen hast klauen lassen.«
    »Das war nicht meine Schuld.«
    »Meinetwegen«, sagt Clayton. Er wirft ein paar Vierteldollarmünzen in die Jukebox und drückt »Bamboleo«.
    »Bamboleo, Bamboleo.« Komm tanz mit mir, ganz wild, füll mein Herz mit Feuer – Rita hat keine Ahnung, ob das die Bedeutung der spanischen Worte ist, aber für sie ist das der Text. Es ist ein Befehl. Sie macht Salsa-Schritte, wiegend und sich drehend umtanzt sie Marcel. Sein Schwanz zuckt vor und zurück, wischt ab und zu über ihre hüpfenden, schwingenden Brüste, die ganz eindeutig nicht von einem BH gehalten werden.
    Ihre Familie kann den Blick nicht von ihr wenden. Harry zuckt jedes Mal zusammen, wenn Marcels Schwanz über den Busen seiner Frau fährt.
    Tucker lässt die Pistole sinken.
    Als das Lied zu Ende ist, legt Rita Marcel den Finger auf die Nase. Eine Geste des Friedens und des Respekts. Sie wendet sich zu ihrer Familie um, die zusammengedrängt auf der anderen Seite des Raums steht, und verbeugt sich.
    »Das ist ein Werk des Teufels«, sagt Harry.
    Rita sinkt zusammen, das Leben scheint aus ihr zu weichen. Sie kann es genauso gut aussprechen, er versteht es vermutlich ohnehin nicht, deutet es vielleicht sogar als Kompliment, obwohl es für sie doch die höchste Tragik ist: »Ach, Harry, du hast so gar keinen Sinn für Poesie.«
    Bewegungslos und schwach steht sie da und sieht ihn näher kommen. Er beugt sich vor, sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter vor den Stangen. Sie kann seine Augen deutlich erkennen. Da sie so tief in den Höhlen liegen, hat sie die dunklen Ringe der Schlaflosigkeit nicht bemerkt. Sein Gesicht verzieht sich. Seine Lippen zittern wie die eines Kindes. Er fängt an zu weinen.
    Sie hat damit
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