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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Ephron
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aber vielleicht steht etwas Nützliches drin. Dann würdest du Marcel besser verstehen. Wenn du es lesen willst, es ist erst in zwei Wochen fällig.«
    »Ich werde es von der ersten bis zur letzten Seite lesen.«
    »Und …«
    »Was?«
    »Vielleicht würde sich Marcel über ein Huhn freuen, das seine Federn noch hat. Er könnte es rupfen, ehe er es frisst, und dabei wäre er beschäftigt.«
    »Ein lebendes Huhn?«, fragt Clayton.
    »Nein, kein lebendes. Ich mache mir Sorgen, dass er sich langweilt. Vielleicht gefällt ihm das Rupfen. Das könnte sein. Weißt du, Löwen reißen den gerissenen Tieren das Fell ab.«
    »Das wusste ich nicht. Wird gemacht.«
    »Und einen Oberschenkelknochen?«
    »Wessen Oberschenkelknochen?«
    »Den von einer Kuh, denke ich. Einmal in der Woche muss er an einem Knochen nagen.«
    »Ich sorge dafür, dass er einen bekommt.«
    »Danke.« Rita steht auf und schiebt ihren Stuhl ordentlich an den Tisch, wie damals, als sie ankam. Sie verwischt die Spuren ihrer Anwesenheit. Dann geht sie zur Verbindungstür zwischen Küche und Bar. Marcel hat sich an der Seite des Käfigs, die nahe der Küche liegt, niedergelassen, in der Ecke, in der er immer auf sie wartet. In weiter Ferne, an der offenen Eingangstür des Lion, verdunkelt Harry das Licht.
    »Wir warten auf dich«, ruft er. In seiner vertrauten näselnden, bedürftigen Stimme verbirgt er nicht sehr erfolgreich eine Spur von Triumph.
    »Wir müssen noch beim Motel halten und den Rest von meinen Sachen holen.«
    »Ich weiß. Ich sage nur, dass ich das alles gern mal hinter mich bringen und heimfahren möchte.«
    »Ich komme gleich raus.«
    Sobald Harry wieder weg ist, legt Rita eine Hand fest um eine der dicken Eisenstangen des Käfigs und lässt ihren Blick an der schwarzen Stange entlang bis zur Spitze emporwandern. Im Innern des Käfigs atmet Marcel schwer. »Du bist geduldig«, flüstert sie. »Gib mir das mit.« Mit der Hand fährt sie von Stange zu Stange hinüber bis zur Käfigtür. Marcel folgt ihr.
    Sie sperrt das schwere Vorhängeschloss auf, hebt es zum letzten Mal heraus und betritt den Käfig.
    Nach allem, was sie gelesen hat, kann sie es nicht von vorne machen. Das könnte Marcel als Angriff missverstehen. Wenn man einen großen Löwen umarmen will, muss man sich ihm von der Seite her nähern, das steht in den Büchern. Sie stellt sich so neben Marcel, dass sie beide in dieselbe Richtung schauen. Sie sieht die Welt genauso wie er: ein Eingesperrter, der hinausschaut. Das Gefühl kennt sie gut aus ihrem eingeschränkten Leben als Harrys Frau. Im Vertrauten liegt Trost, auch wenn es Entbehrung bedeutet. Dieser alte Freund, denkt sie, ist dauerhaft zurückgekehrt.
    Sie legt Marcel einen Arm über den Rücken und schließt mit dem anderen Arm auf der anderen Seite einen Kreis. Dann vergräbt sie ihren Kopf in seiner Mähne. Sie ist dick und struppig und riecht muffig. Rita macht die Augen zu und hofft, dass sie sich immer an dieses Gefühl erinnern wird.
    Dann steigt sie wieder hinaus und befestigt das Schloss an der Tür. Marcel drückt sich nach vorn, die Nase an den Stangen.
    »Es war mir eine Ehre, dich gekannt zu haben«, sagt Rita. »Du bist ein König – nobel und freundlich, wie ein König sein soll. Und du bist ein wundervoller Partner. Du hast mich glücklich gemacht.«
    Marcel brüllt. Die Gewalt seines Gebrülls wirft sie nach hinten auf einen Stuhl.
    Verblüfft bleibt Rita dort, wohin er sie geschickt hat. Marcel senkt seinen Kopf in einer tiefen Verbeugung, und jetzt weiß sie, dass er weiß, dass sie weggeht.
    Rita rennt hinaus.

45
    Tracee, die Wache gehalten hat, schaut nicht mehr nach draußen. Es ist jetzt beinahe eine Stunde her, dass sie aus dem Lion geflohen sind, aber die Polizisten sind nicht aufgetaucht. Sie kann sich nicht mehr auf das Wachehalten konzentrieren. Sie ist an der Wand entlang nach unten gerutscht, in die Kauerstellung eines Baseball-Catchers, und macht in dieser überraschend bequemen Position einen kleinen Erinnerungsspaziergang durch den letzten Sex mit Tim, der so erregend und so ruhig war. Niemals, nicht einmal in einer Million Jahren, werde ich seiner würdig sein, denkt sie.
    Lana, die jetzt in einem Sessel liegt, ein Bein über eine Armlehne gehängt, ist auch in Gedanken versunken, über den Sommer, ihren Vater, ihr Leben. Sie hat einen kühlen, feuchten Waschlappen in der Hand, den sie beiläufig von einer Stelle auf ihrem Arm zur nächsten schiebt, auf ihre Stirn oder ihren Nacken. Sie

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