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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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erschrocken aus. Ich konnte mir keinen Prozess leisten; außerdem würde ich mein Geld nicht dafür verschwenden. Aber das brauchte Florius ja nicht zu wissen. Und als Ermittler war ich oft für das Gericht tätig. In der Basilica gab es einige Anwälte, die mir noch einen Gefallen schuldeten. Es war mir ernst, als ich Milvia anblaffte: »Ihr Mann wird schwer in Verruf kommen, wenn ich eine Schadensersatzklage gegen ihn anstrenge. Sagen Sie ihm, wenn er Petronius oder mich noch einmal belästigt, werde ich nicht zögern, das zu tun.«
     
    Milvia war unter Gangstern aufgewachsen. Obwohl sie vorgab, nichts davon zu wissen, musste ihr aufgefallen sein, dass ihre Verwandten in einer Welt lebten, die auf Geheimhaltung basierte. Die Aufmerksamkeit, die ein Gerichtsverfahren erregen würde, war etwas, das ihr Vater stets vermieden hatte (bis auf das Verfahren, in dem Petronius ihn zur Verurteilung gebracht hatte). Ihr Mann war ein Novize in Verbrecherkreisen, aber auch er führte ein Leben im Verborgenen. Er war ein Spieler, benutzte Tipps und Tricks und hatte jetzt auch mit Mietwucher zu tun; dabei wurde mit schweren Drohungen gearbeitet, nicht mit gerichtlichen Vorladungen.
     
    »Florius wird nicht auf mich hören.«
     
    »Dann bringen Sie ihn eben dazu«, schnauzte Helena sie an. »Sonst wird nicht nur sein Name überall im Tagesanzeiger zu lesen sein. Sie werden ebenfalls in den Skandal verwickelt und können auch das letzte bisschen Ansehen vergessen, das Ihre Familie genießt. Ganz Rom wird Bescheid wissen.«
     
    »Aber ich habe doch nichts getan!«
     
    »Genau darum geht es ja im Tagesanzeiger «, meinte Helena mit boshaftem Lächeln. Keiner schafft es besser als eine Senatorentochter, einen Emporkömmling zu zerschmettern. Es gibt nichts Unbarmherzigeres als eine geborene Patrizierin, die die Frau eines Neureichen zur Schnecke macht. »Vergessen Sie die Termine für die Getreideausgabe, Senatsbeschlüsse, Artikel über die kaiserliche Familie, Spiele und Circusveranstaltungen, Omen und Wunder. Die Römer sind ganz heiß darauf, über Leute zu lesen, die behaupten, nie etwas Unrechtes getan zu haben, und deren Liebesaffären nun breitgetreten werden!«
     
    Milvia war nur knapp über zwanzig – noch nicht abgehärtet genug, so etwas trotzig durchzustehen. Das würde kommen. Mit etwas Glück war Petronius ihr begegnet, bevor sie das lernte. Hilflos, aber so flatterhaft, wie sie nun mal war, wechselte sie gereizt das Thema. »Außerdem bin ich wegen was ganz anderem gekommen.«
     
    »Machen Sie mich nicht wütend«, sagte ich.
     
    »Ich wollte Petronius um Hilfe bitten.«
     
    »Tja, das hat Ihr Mann ja nun zu verhindern gewusst.«
     
    »Aber es ist wichtig.«
     
    »Zu dumm. Petro ist besinnungslos – und er hat sowieso die Schnauze voll von Ihnen.«
     
    »Worum geht’s denn?« Helena hatte die echte Hysterie in Milvias Stimme erkannt. Ich auch, aber mir war das egal.
     
    Milvia war kurz davor, in Tränen auszubrechen. Ein ergreifendes Bild. Petronius wäre sicher darauf reingefallen, hätte er nicht flach gelegen. Mich beeindruckte es nicht. »O Falco, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich mach mir solche Sorgen.«
     
    »Dann sagen Sie uns schon, was los ist.« Helena hatte ein Glitzern in den Augen, das darauf hindeutete, dass sie jeden Moment die Geduld verlieren und Milvia einen Teller mit marinierten Sellerieherzen an den Kopf werfen würde. Ich hätte das zu gerne gesehen, allerdings machten sie mir schon die ganze Zeit den Mund wässrig. Wenn Mama sie für uns gebracht hatte und sie aus der Handelsgärtnerei unserer Familie in der Campania stammten, würden sie äußerst schmackhaft sein.
     
    »Ich wollte Petronius bitten, aber da er nicht hier ist, müssen Sie mir helfen, Falco.«
     
    »Falco ist sehr beschäftigt«, erwiderte Helena knapp in der Rolle meiner fähigen Assistentin.
     
    Milvia fuhr unbeeindruckt fort: »Ja, aber es könnte im Zusammenhang mit dem stehen, wobei er Petronius hilft …« Die Sellerieherzen waren erneut in Gefahr, doch ich hatte Glück. Ihre nächsten Worte ließen Helena innehalten. Sie brachten sogar uns beide zum Schweigen. »Meine Mutter ist verschwunden. Sie ist seit zwei Tagen nicht mehr heimgekommen, und ich kann sie nirgends finden. Sie war bei den Spielen und kam nicht mehr nach Hause. Ich glaube, sie ist von dem Mann entführt worden, der Frauen zerstückelt und sie in die Aquädukte wirft.«
     
    Bevor Helena mich aufhalten konnte, hörte ich mich selbst

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