Drei Hände Im Brunnen
Landbewohner, die ein untadeliges Leben führen und mir sagten, sie hegten nicht den Verdacht, dass ihre freundlichen Nachbarn vielleicht Frauen in finsteren kleinen Hütten im Wald zerhacken.«
Er streckte seinen großen Körper. Es war deutlich spürbar, dass unser genesender Junge sich zu langweilen begann. »Und was jetzt?«
»Zurück nach Rom, und das sehr bald. Aber ich will noch rasch ein paar der Villen überprüfen, in denen Julius Frontinus bereits vorgesprochen hat.«
»Ich dachte, du hast ihn zu denen geschickt, die dich nicht reinlassen würden?«
»Ich werde mich als reisender Klempner tarnen – von der Art, die überall mit offenen Armen willkommen geheißen wird.«
Er hob skeptisch die Augenbraue. »Gibt es die denn?«
»Jedes vornehme Haus im Reich hat mindestens einen Brunnen, der nicht funktioniert. Ich werde anbieten, ihn zu reparieren.« Ich grinste ihn an. »Und du kannst mitkommen als mein dussliger Lehrling, wenn du magst.« Petronius nahm den Vorschlag bereitwillig an, versuchte aber mich davon zu überzeugen, dass seine natürliche Stellung die des Klempnermeisters war. Ich sagte, da er wie ein Rüpel nach einer Kneipenschlägerei aussähe, bliebe ihm nur die Rolle des Werkzeugträgers. »Lief wohl nicht so recht mit der Küchenmagd von nebenan, was?«
»Zu jung«, antwortete er grinsend. »Zu gefährlich. Außerdem«, gab er zu, »stinkt sie nach Knoblauch und ist dümmer als ein Einfaltspinsel.«
Jede Ermittlung sollte ein Zwischenspiel haben, in dem der vertrauenswürdige Ermittler eine dreckige einarmige Tunika anzieht, sich das Haar mit Salatöl anklatscht und losgeht, um an Türen zu klopfen. Ich hatte das schon früher getan. Petronius, der daran gewöhnt war, seine Informationen unter Androhung von Keulenschlägen und Inhaftierung zu bekommen, musste noch ein paar Tricks lernen – vor allem, wie man die Schnauze hielt. Seine Tante Sedina versicherte ihm jedoch, er sähe dämlich genug aus (die erste Voraussetzung für jeden Klinkenputzer). Helena veranstaltete eine Probe mit uns, bei der sie uns kluge Ratschläge gab wie »Bohr dir mit mehr Überzeugung in der Nase!«, und »Vergiss nicht, die Luft zwischen den Zähnen einzusaugen und zu murmeln: ›Oh! Das sieht aber nicht gut aus. Ich glaube, Sie haben hier ein Problem …‹«
Und das Ganze funktionierte so: Angetan mit schmuddligen Klamotten und bewaffnet mit einem großen Beutel voll verschiedener Gegenstände, die wir in den Außengebäuden des Bauernhofs gefunden hatten, schlenderten Petro und ich durch die vornehmen Tore der prächtigen Villen, die wir uns vorknöpfen wollten. Dabei kauten wir stets an Melonenscheiben. Wenn die grimmigen Wächter herauskamen und uns finster anfunkelten, begrüßten wir sie fröhlich und boten ihnen ein Stück Melone an. Nachdem wir ein bisschen herumgealbert hatten, waren unsere neuen Freunde, denen der Melonensaft noch über das Kinn lief, gewöhnlich bereit, uns einzulassen. Wir schleppten unseren Beutel die Einfahrt hinauf und informierten den misstrauischen Verwalter sehr respektvoll, dass dies seine große Chance sei, den Besitzer mit einer Reparatur des Brunnens zu überraschen, der seit Jahren nicht mehr lief. Die meisten ließen es uns versuchen, da sie nichts zu verlieren hatten. Während wir unsere Genialität unter Beweis stellten, blieben sie natürlich dabei, falls wir Diebe waren, die es auf die Trinkbecher abgesehen hatten. Das gab uns die Möglichkeit, sie in ein Gespräch zu verwickeln, und sobald der Brunnen wieder floss (was uns meist gelang, wie ich zu meinem Stolz sagen muss), waren sie so dankbar, dass sie uns alles erzählten.
Na ja, einige jagten uns auch gleich weg.
Es gab ein Haus, das Petro und ich mit besonderem Misstrauen betrachteten. Während meiner Abwesenheit hatte sich Petro Helenas Liste vorgenommen und Theorien entwickelt (die Küchenmagd musste bei näherer Betrachtung wirklich eine Katastrophe gewesen sein). Er teilte meine Ansicht, dass wir die Villa von Aurelia Maesia unbedingt noch mal überprüfen sollten. Obwohl sie eine Frau war, entsprachen ihre regelmäßigen Fahrten nach Rom am meisten dem, wonach wir suchten.
Sie lebte direkt in Tibur. Ihr Haus lag nahe dem Tempelkomplex des Herkules Viktor. Dieses bemerkenswerte Heiligtum war das wichtigste in Tibur und befand sich auf einer steilen Anhöhe oberhalb der Windungen des Anio. Massives Mauerwerk stützte die alten Arkaden mit der großen
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