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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Ich brauche jemanden, der Verstärkung für mich organisiert, Aulus!« Ich konnte ihn nicht mitnehmen, da ich wusste, was ich eventuell vorfinden würde. Für einen Jungen von dreiundzwanzig Jahren würde es schon entsetzlich genug sein, seine zukünftige Frau auf diese Weise zu verlieren. Wir mussten ihm um jeden Preis ersparen, das zu sehen, was man ihr angetan hatte. »Der Haftbefehl ist von größter Wichtigkeit. Und dann kannst du noch etwas für mich tun. Helena erwartet meine Rückkehr. Sie wird außer sich sein vor Angst, wenn ich nicht komme. Bitte geh zu ihr und sag ihr, was passiert ist.« Helena würde kapieren, dass er mir auf keinen Fall folgen durfte.
     
    Er war ihr Bruder, also konnte er ihr noch eine andere Botschaft überbringen: »Sag ihr, ich liebe sie – und wenn du wirklich ein Held sein willst, zwing dich dazu, mein Kind für mich zu küssen.«
     
    Gut, das dürfte den widerstrebenden jungen Onkel Aulus beschäftigt halten.
     

LIX
    Noch immer schien sich alles gegen mich verschworen zu haben.
     
    Als ich mich auf den Weg machte, waren die Straßen mit all den klapprigen Weinkarren und Marmorfuhrwerken verstopft, die Rom noch vor Anbruch der Morgendämmerung verlassen wollten. Nach Ende der Spiele hatten die Mietfahrzeuge ihre Passagiere heimgebracht und sich dann zerstreut. Ich musste zu Fuß gehen. Vom Circus Maximus bis zum Prätorianerlager ist es ein verdammt weiter Weg.
     
    Bei den Gärten des Maecenas schubste ich einen Betrunkenen von seinem Esel und requirierte das Tier im Namen des Kaisers. Dem Betrunkenen war das egal. Er war vollkommen hinüber. Der Esel widersetzte sich, aber ich zeigte ihm schnell, wer hier das Sagen hatte. Ich trat ihm in die Flanken und trieb ihn den restlichen Weg zur Porta Tiburtina mit einem Stock an, den ich unterwegs aufgelesen hatte. Ich traf dort ein, als die Vigiles gerade abrücken wollten.
     
    »Wartet! Es ist dringend – haben irgendwelche Privatfahrzeuge heute Nacht die Stadt verlassen?«
     
    »Verdammt, Falco. Heute Nacht war viel Verkehr; es könnten hunderte sein.«
     
    »Habt ihr die Liste?«
     
    »Wir dachten, wir wären fertig hier. Wir haben sie bereits an den Präfekten geschickt.«
     
    »Helft mir, Jungs – eine große, von vier Pferden gezogene Kutsche oder eins von diesen zweirädrigen Folterinstrumenten?«
     
    »Kann schon sein, aber frag uns nicht!«
     
    »Jupiter – ihr seid eine Schande für die Öffentliche Hand! Bezahl ich dafür meine Zensussteuer?«
     
    »Hör doch auf, wer zahlt denn schon Steuern?«
     
    »Anscheinend nicht genug Leute, um genügend Geld für eine ordentliche Wache zu haben. Still jetzt. Hört auf zu streiten. Der Widerling hat sich ein junges Mädchen geschnappt, das einen Senator heiraten sollte. Wir müssen sie finden. Durchsucht alles, was hier durchkommt, und seht zu, dass die anderen Stadttore informiert werden.«
     
    Ich schwang mich wieder auf meinen requirierten Esel und ritt unter den Bögen der Anio Vetus hindurch und folgte dann den drei riesigen, übereinander liegenden Bogenreihen der Aqua Marcia, die sowohl die Tepula als auch die Julia trugen. Ursprünglich ungeplant, waren die neueren Kanäle nicht einmal zentriert. Die Bögen hatten verstärkt werden müssen, aber trotzdem wiesen die Abdeckplatten der Marcia wegen der ungleichen Gewichtsverteilung Sprünge auf. Dank Bolanus wusste ich genau darüber Bescheid. Und ich wusste ebenfalls, was demnächst hier durchgeschwemmt werden mochte.
     
    Ich trieb den Esel bis zum Prätorianerlager. Wie immer war es ein schlimmes Erlebnis. Das Lager selbst dehnt sich im Schatten der Servianischen Mauer unendlich weit aus, dazu kommt ein noch gigantischerer Exerzierplatz, der sich zwischen der Porta Viminalis und der Porta Collina erstreckt. Die dort stationierten Truppen sind allesamt Dreckskerle.
     
    Es war erstaunlich ruhig. So ruhig, dass ich die seltene Gelegenheit hatte, die wilden Tiere der kaiserlichen Menagerie außerhalb der Stadt brüllen zu hören. Von einer Kantine in der Nähe drang der unverwechselbare Lärm der Wachleute an mein Ohr, die ihre üblichen fünfzehn Flaschen Wein pro Abend leerten. Die bulligen Wachen am Tor waren wohl auch schon nahe dran, aber sie hielten sich noch erstaunlich gut. Der Wein verlangsamte ihre Reaktion auf diesen Notfall, verlieh ihnen aber eine Art Wildheit, sobald sie kapiert hatten, um was es ging. Eine freundliche Seele tätschelte meinen Esel, der ihn daraufhin biss. Der stämmige Wachmann

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