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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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stehen.«
     
    Ich lachte. »Du wirst es weit bringen – aber erwarte nicht, von uns zu Besuch eingeladen zu werden.«
     
    Claudia Rufina sah mit beunruhigter Ernsthaftigkeit an ihrer langen Nase entlang auf uns drei. Vielleicht war es ganz gut, dass sie mit Aelianus verlobt worden war. Er war furztrocken und konservativ und gab sich nie irgendwelchen lächerlichen Phantasien hin.
     
    Helena tätschelte aus keinem ersichtlichen Grund den mit vielen Reifen behängten Arm des jungen Mädchens. Unsere Blicke trafen sich, ebenfalls aus keinem ersichtlichen Grund. Ich zwinkerte ihr zu. Schamlos zwinkerte sie, ohne zu zögern, zurück. Dann versenkten wir die Blicke ineinander, wie es Liebende manchmal tun, auch wenn es gerade nicht angebracht ist, und schlossen die beiden anderen aus.
     
    Helena sah gut aus. Hellhäutig, humorvoll, wach und intelligent. Förmlicher gekleidet als daheim, da man nie so genau wusste, was einen im Haus eines Senators erwartete – ein makelloses weißes Gewand mit einer schimmernden goldenen Stola, eine Bernsteinkette und leichte Ohrringe, das Gesicht hier und da mit einem Hauch Farbe betont, das Haar mit mehreren schicken Kämmen aufgesteckt. Es beruhigte mich, sie so selbstsicher und zufrieden zu sehen. Ich hatte Helena nicht damit geschadet, sie aus dem Haus ihres Vaters fortzulocken. Sie hatte den Dreh raus, vorübergehend ohne Verlegenheit in diese Gesellschaftsschicht zurückzukehren und mich mitzunehmen. Doch obwohl sie die Bequemlichkeit vermissen musste, zeigte sie kein Anzeichen von Bedauern.
     
    »Tja, Marcus!« Ihre Augen lächelten auf eine Weise, die mich ihre Hand ergreifen und küssen ließ. Diese Geste durfte man sich in der Öffentlichkeit durchaus erlauben, aber sie muss auf wesentlich größere Intimität hingedeutet haben.
     
    »Zwischen euch herrscht so viel Zärtlichkeit!«, rief Claudia impulsiv aus. Erschrocken durch ihre Bewegung, wachte das Baby auf und begann zu greinen. Helena nahm es ihr ab.
     
    Justinus erhob sich von seiner Liege, stellte sich hinter seine Schwester, umarmte sie und küsste sie ebenfalls. »Wir sind eine liebevolle Familie, Claudia Rufina«, meinte er boshaft. »Bist du nicht froh, eine von uns zu werden?«
     
    »Statt hier rumzuhampeln und dumme Bemerkungen zu machen«, sagte Helena, »könntest du mal eben in Vaters Arbeitszimmer gehen und mir seinen Jahreskalender holen.«
     
    »Planst du das nächste Fest?«
     
    »Nein. Ich will Marcus zeigen, dass sein bester Partner derjenige ist, mit dem er zusammenlebt.«
     
    »Marcus weiß das«, sagte ich.
     
     
    Der Senator besaß ein teures Exemplar des offiziellen Jahreskalenders von Rom. Die Tage, an denen die Comitia zusammentrat, waren mit einem C versehen, ein F kennzeichnete die Tage, an denen Recht gesprochen werden durfte, und N stand für Feiertage. Unglückstage waren mit schwarzer Farbe markiert. Alle offiziellen Feste und alle Spiele waren angegeben. Decimus hatte in den Almanach auch den Geburtstag seiner Frau und seiner Kinder eingetragen, dazu seinen eigenen und den seiner Lieblingsschwester und einiger betuchter Verwandter (die ihn in ihrem Testament bedenken könnten, wenn er sich um sie bemühte). Der letzte Eintrag, ausgeführt in der schwärzesten Tinte, wie Helena mir zeigte, war der Tag, an dem Julia Junilla geboren war.
     
    Helena las das alles schweigend durch. Dann sah sie auf und betrachtete mich mit strengem Blick. »Du weißt, warum ich das mache?«
     
    Ich schaute demütig, zeigte aber, dass auch ich denken konnte. »Du fragst dich, was Lollius gemeint haben könnte.«
     
    Natürlich wollten Claudia und Justinus wissen, wer Lollius war und was er von sich gegeben hatte. Ich erzählte es ihnen und blieb dabei so geschmackvoll wie möglich. Als Claudia daraufhin erschauderte und Justinus ernst blickte, tat Helena ihre Meinung kund. »Es muss jährlich über hundert Feiertage geben und an die fünfzig Feste. Aber die Feste sind über das Jahr verteilt, und dein Schwager berichtete doch, dass diese weiblichen Überreste nur zu bestimmten Zeiten aufgetaucht sind. Ich glaube, das hängt mit den Spielen zusammen. Lollius sagte, sie hätten Leichen im April rausgefischt – da finden die Megalenses-Spiele für Kybele statt, die Spiele der Ceres und die Floralia, alle im selben Monat. Dann knubbelt es sich wieder im Juli …«
     
    »Den er ebenfalls erwähnt hat.«
     
    »Genau. Da haben wir die Apollinares-Spiele, die am Tag vor den Nonen beginnen, und später

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