Drei Hände Im Brunnen
richtigen kleinen Mädchen geworden. Sie wirkte ruhiger, als ich sie in Erinnerung hatte, was ich bedenklich fand. Sie hatte braunes Haar, das ordentlich zu einem Knoten aufgesteckt war, und ernste, fast traurige braune Augen.
Sie aßen beide Pfannkuchen. Petronilla hatte ihren, ohne zu kleckern, verzehrt, während ihr Vater ein klebriges Kinn und Honigsoße auf seiner Tunika hatte. Petronilla bemerkte es und putzte ihn mit ihrem Taschentuch ab.
Petro ließ es wie ein Held über sich ergehen. Als sich seine Tochter zurücklehnte, legte er den Arm um sie, und sie schmiegte sich an ihn. Er schaute mit starrem Blick in die Arena; ich war mir nicht mehr sicher, ob er das Rennen beobachtete.
XXXIV
Am nächsten Tag berief uns Frontinus zu einer Konferenz ein. Genau die Art von Förmlichkeit, die ich hasse. Petronius war in seinem Element.
»Es tut mir Leid, dass ich Sie unter Druck setzen muss, aber man bedrängt mich, Resultate vorzulegen.« Der Konsul war von höherer Stelle angeknufft worden, und er gab es an uns weiter. »Die Spiele laufen jetzt seit acht Tagen …«
»Wir haben bereits ein viel besseres Bild der Geschehnisse als an dem Tag, an dem Sie uns eingestellt haben«, versicherte ich ihm. Es schien unklug, ihn darauf hinzuweisen, dass seine Ermittlungen erst vor vier Tagen begonnen hatten. Man muss immer nach vorne schauen, sonst klingt man, als würde man Ausflüchte machen.
»Ich nehme an, dass Sie Ihre Klienten mit solchem Gerede normalerweise in Sicherheit wiegen.« Frontinus schien zu spaßen. Aber wir verließen uns lieber nicht darauf.
»Durch die Identifizierung von Asinia hatten wir einen guten Start«, verkündete Petro. Weiteres Einlullen. Frontinus blieb unbeeindruckt.
»Man hat mich angewiesen, den Fall bis zum Ende der Spiele zu lösen.«
Petronius und ich wechselten einen Blick. Wir waren beide an unmögliche Termine gewöhnt. Manchmal hielten wir sie ein. Aber wir würden nie zugeben, dass das möglich war.
»Wir haben klare Beweise, dass der Mörder seine Verbrechen während der Spiele verübt«, erwiderte Petronius ruhig. »Er hat sich Asinia am ersten Tag der Ludi Romani geschnappt. Doch ich wäre vorsichtig mit der Vermutung, dass er immer noch hier ist. Vielleicht hat er Rom nur für die Eröffnungsfeierlichkeiten besucht. Hat sich das Mädchen gegriffen, seinen Spaß gehabt und ist wieder verschwunden. Vielleicht ist seine Blutlust abgeflaut, nachdem er Asinia zerstückelt hat. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass er die Leichen außerhalb Roms zerstückelt und sich ihrer entledigt.«
Das war stark. Schließlich war Petronius derjenige gewesen, der darauf bestand, dass wir diese Möglichkeit aus logistischen Gründen außer Acht lassen sollten. Als ich mit Helena darüber sprach, hatte auch sie der Theorie zugeneigt, dass wir nach einem Mann suchten, der hin und her reiste, und ich hatte das Gefühl, sie würde Recht behalten.
Angesichts dessen, was ich über solche Männer gehört hatte, dachte ich bei mir: Die Leiche ist erst eine Woche alt. Er hat eine Hand abgesäbelt, aber er könnte den Rest immer noch in irgendeinem Versteck verborgen halten … Nein, der September war ein sehr heißer Monat.
Frontinus grummelte: »Ich kann meine Ermittlung nicht bis zum Beginn der nächsten Spiele in der Luft hängen lassen. Wenn wir das tun, verlieren wir den Schwung, und die ganze Sache stagniert. Das habe ich schon oft genug erlebt. Außerdem, welche Folgen würde das haben? Dass wir dem Mann die Möglichkeit geben, ein weiteres Mädchen während der Eröffnungsfeier der Augustalia zu töten?«
»Ein zu großes Risiko«, stimmte Petro zu. Möglicherweise blieb uns keine andere Wahl.
»Das wäre der schlimmste Fall«, meinte ich und riss mich zusammen. »Aber wir haben nicht vor, bis zum Oktober auf Daunenkissen zu sitzen, nur weil der Mörder Rom verlassen haben könnte. «
»Wenn er das getan hat, sollten Sie ihn verfolgen«, sagte Frontinus.
»Das würden wir selbstverständlich tun, aber wir wissen nicht, wo wir nach ihm suchen sollen. Zum jetzigen Zeitpunkt sollten wir allen Hinweisen nachgehen – und davon haben wir einige.«
»Können wir die im Einzelnen durchsprechen?« Der Konsul war energisch wie immer. Er sagte zwar nicht, dass er uns für unfähig hielt, aber seine Annahme, dass Profis begierig darauf wären, ihm genau das zu liefern, was er wollte, war schon eine Belastung. Bei ihm
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