Drei Maenner fuers Leben
auf dem College hatte er immer seine Zukunft im Auge gehabt: seine Karriere und wie er sie anpacken wollte, sein Leben und wohin es ihn führen sollte. Und dass ein Zuhause Ehe, Familie und Kinder bedeutete.
Er stand auf und begann auf und ab zu gehen. Er durfte seine Gefühle nicht als Vorwand benutzen, um Druck auf Naomi auszuüben. Sie würde mit ihm schlafen, wenn er ihr sagte, dass er sie liebte, da war er sich absolut sicher. Als Nächstes könnte er sie dazu überreden, bei ihm einzuziehen, und dann wäre es bis zur Heirat nur noch ein kleiner Schritt.
Und er hätte genau das, was er sich wünschte.
Was allerdings nichts darüber aussagte, was sie sich wünschte. Er ging ans Fenster, schob die Hände in die Hosentaschen und schaute nachdenklich hinaus. Es musste ihre eigene Entscheidung sein.
Naomi hielt vor Julias wunderschönem alten Backsteinhaus an und blieb unschlüssig im Auto sitzen. Das Haus lag nur ein paar Häuserblocks entfernt von Ians.
Sie wäre jetzt lieber bei ihm gewesen. Auch wenn es ihr nicht ganz leichtfiel, sich das einzugestehen, wollte sie doch dort sein, wo er war.
Er wird heute die Bücher in die Regale einräumen, dachte sie und seufzte. Bücher, über denen sie lange gebrütet hatten, Bücher, die sie ihm auszusuchen geholfen hatte. Er hatte sie gefragt, ob sie bei diesem letzten Schritt auch dabei sein wollte. Wie lieb von ihm, dachte sie und seufzte wieder.
Aber sie hatte bereits die Einladung zu dem, was Julia den »Mädchentreff« nannte, angenommen.
Naomi hatte sich in den letzten Wochen während Ians Umbau so mit Julia angefreundet, dass sie es einfach nicht übers Herz brachte, die Einladung auszuschlagen.
Schließlich nahm sie die riesige Konditoreischachtel auf den Arm und stieg aus ihrem Auto aus. Und lächelte erwartungsvoll, als sie an diesem sonnigen Sonntagnachmittag auf das Haus zuging. Nun, immerhin war sie noch nie auf einem Mädchentreff gewesen.
Als Teenager hatte sie immer abseitsgestanden, wenn sich die anderen Mädchen zu Cliquen zusammenschlossen, Schlummerpartys veranstalteten und sich über Jungs und Kleider unterhielten. Einerseits wurde sie dazu nicht eingeladen, und andererseits hatte sie ihre langsam erwachende Weiblichkeit nicht wahrhaben wollen.
Jetzt würde sie, zumindest für einen Nachmittag, eine Kostprobe von solchen Zusammenkünften bekommen.
Leger, hatte Julia gesagt. Naomi zupfte am Bund ihres roten Pullovers, bevor sie an die Haustür klopfte.
Die Tür flog auf. »He!« Julia nahm die Schachtel an sich, noch ehe sie Naomis Hand ergriff. »Was hast du mitgebracht?«
»Brownies.«
»Ich liebe dich. Und du kommst genau richtig, weil wir die Zwerge gerade zu einem Mittagsschläfchen hingelegt haben.«
»Oh, ich hatte gehofft, Travis zu sehen.«
»Keine Angst, das wirst du schon noch. Er und Lauras Daniel schlafen nie lange.« Sie zog Naomi in einen wunderschön eingerichteten Salon. »Ians Schwester Laura kennst du bereits, richtig?«
»Ja, hallo.«
»Hi, schön, dass du gekommen bist.« Laura saß auf dem Boden und futterte aus einer Schale Kartoffelchips. »Was ist in der Schachtel?«
»Brownies.«
»Her damit.«
»Sei nicht so gierig«, ermahnte Julia sie. »Und das ist unsere Cousine Gwen, verheiratet mit Branson Maguire, dem berühmten Schriftsteller.«
»Ich habe schon eine Menge von Ihnen gehört.« Gwen, die gerade dabei war, sich die Fußnägel zu lackieren, stand aus ihrem Sessel auf. »Ich bin sehr oft in Ihrer Buchhandlung. Branson erzählte mir, dass er nächsten Monat eine Lesung bei Ihnen hält.«
»Ja, das stimmt«, entgegnete Naomi. »Ihr Mann ist einer unserer besten Autoren. Ich habe auch sämtliche Bücher von ihm in meiner Privatsammlung … und alle handsigniert.«
»Wusstest du, dass Gwen für die Verrückte in ›Tu nichts Böses‹ das Vorbild war?«, mischte sich Laura ein.
»Aber nur für das Kapitel mit der aufopferungsvollen Ärztin«, stellte Gwen mit einem Lachen richtig. »Wir haben heiße Schokolade. Mousse au chocolat, Schokoladenplätzchen und mit Schokolade überzogene Brezeln.«
»Julia hat das Menü zusammengestellt«, warf Laura ein.
»Nein, Junior.« Julia stellte die Schachtel auf den Tisch und öffnete sie. »Und darauf wird er ganz wild sein. Setz dich, Naomi, und zieh dir ein paar Kalorien rein.«
Drei Stunden später hatte Naomi unzählige Tassen Kaffee getrunken, ihr Magen ächzte unter dem übermäßigen Genuss, den sie sich drei Jahre lang nicht gestattet hatte, und sie
Weitere Kostenlose Bücher