Drei Maenner fuers Leben
sagen. »Ich freue mich.«
Er nickte kaum merklich und verschwand im Haus. Er war noch nicht an der Eingangstür, da fing er schon an, sich zu verfluchen.
4. K APITEL
D. C. fand hundert Gründe, die Verabredung abzusagen. Er hätte es eigentlich vorziehen müssen, allein zu gehen, sich zu amüsieren und sich von der Ausstellung fesseln zu lassen. Danach würde er vielleicht eine interessante Frau finden, mit der er sich unterhalten konnte. Bei einer Tasse Kaffee oder einem späten Abendessen.
So war es bisher immer gewesen.
Aber er sagte die Verabredung nicht ab. Oder die nächste, die er mit ihr traf. Es erstaunte ihn, dass er ihre Gesellschaft genoss, denn sie liebte gegenständliche Malerei, bevorzugte klassische Musik und alte Filme im Originalton mit Untertiteln.
Die halbe Zeit diskutierten sie angeregt über dampfenden Espresso-Tassen oder einem Glas Wein. Irgendwie brachten sie drei recht zivilisierte Verabredungen hinter sich, und er fragte sich, ob sie ebenso überrascht war wie er selbst, dass sie ihren Spaß dabei fanden.
Ihr viertes Rendezvous stand kurz bevor. Vier Verabredungen in zwei Wochen, grübelte er. Es war … bizarr.
Er trat von der Leinwand zurück und schaute mit gerunzelter Stirn auf sein Werk. Hin und wieder arbeitete er mit Aquarellfarben, um seinen Stil zu verändern, allerdings hatte er nicht vorgehabt, ein Porträt zu malen. Die Skizzen von Layna sollten eigentlich nur Fingerübungen sein, aber sie hatten ihn nicht losgelassen, bis er schließlich seinem Drang nachgab, ein Bild von ihr anzufertigen. Nun kam er nicht recht weiter.
Aquarellfarben passten zu ihr, das war sicher. Kühle Töne, weiche Linien. Er hatte als Vorlage keine Skizze gewählt, auf der sie lächelte, sondern eine, auf der sie in die Ferne schaute, der Mund ernst, die Augen unnahbar.
Kühler Sex, dachte er. Es war der Gesichtsausdruck einer Frau, die einen Mann dazu aufforderte, den Eispanzer, der sie umgab, zu sprengen. Und wenn er es tat, was erwartete ihn dann? Ein Aufblitzen oder ein Glimmen, ein langsames Brennen oder eine Explosion?
Die Vorstellung war unerträglich. Und erotisch.
Sie so zu malen war verführerisch und frustrierend zugleich. Er hätte es wissen müssen. Er hätte niemals versuchen dürfen, dieses Gesicht zum Leben zu erwecken, bevor er wusste, was sich dahinter verbarg.
Als ihm dies klar wurde, ließ die Spannung in seinen Schultern nach, und seine Mundwinkel hoben sich. Natürlich, das war es. Deshalb trat er auf der Stelle. Er wollte sie malen, und er konnte es nicht, weil er sie nicht richtig kannte.
Erfreut darüber, des Rätsels Lösung gefunden zu haben, legte er den Pinsel beiseite und griff nach seinem Kaffee. Er nahm einen großen Schluck, merkte, dass der Kaffee inzwischen eiskalt geworden war, und schnitt eine Grimasse. Kurz entschlossen ging er nach unten, um sich eine neue Kanne zu kochen.
Als sein Summer ertönte, änderte er die Richtung und ging zur Tür. Einen Moment später sah er sich seiner Mutter gegenüber.
»Störe ich dich bei der Arbeit?«, fragte Shelby.
»Nein, bei einer Pause.« Er umarmte sie. »Und jetzt darfst du den Kaffee machen.«
»Das ist nur fair. Ich habe mir nämlich erst kürzlich geschworen, nie unangemeldet bei dir hereinzuplatzen.« Sie lächelte ihn an, während sie in die Küche gingen. »Aber Julia hat mir neue Fotos von Travis geschickt, und dein Vater ist nicht zu Hause. Irgendwem muss ich sie einfach zeigen.«
»Lass sehen.«
Er schob ungeöffnete Post, ein paar schmutzige Teller und einen Skizzenblock zusammen und nahm alles vom Tisch. Shelby fischte einen Stapel Schnappschüsse aus ihrer Handtasche und reichte sie ihm, bevor sie sich auf die Suche nach dem Kaffee machte.
D. C. ist ein wandelndes Klischee seines Berufs, dachte sie beim Anblick des Zustands, in dem sich seine Küche befand. Aber solange er sich damit wohlfühlte, sollte es ihr recht sein.
»Er ist ein echt toller Bursche, findest du nicht?«
»Er sieht ganz so aus wie du in dem Alter.«
»Ja?« Mit einem fast törichten Lächeln schaute D. C. von dem Bild seines Neffen auf.
»Die MacGregor-Gene. Starkes Blut«, sagte sie in einer schwachen Nachahmung von Daniels Akzent. »Gute Erbanlagen. Und da wir gerade von dem Großen MacGregor sprechen – hast du eigentlich in letzter Zeit von ihm gehört?«
»Ja, erst vor zwei Wochen. Er wollte sich bei mir bedanken, weil ich ihm einen Gefallen getan habe, und dann fing er wieder mit seiner alten Leier an, von
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