Drei Maenner fuers Leben
wegen, wann ich sie endlich besuchen komme und so. Grandma verzehre sich vor Sehnsucht. Na, du weißt schon.«
Shelby lachte, während sie frische Kaffeebohnen mahlte. »Eigentlich könnte er sich mal etwas Neues einfallen lassen. Wenn man ihn so hört, sollte man meinen, Anna läuft den ganzen Tag mit einer Leidensmiene durch die Gegend.« Sie drehte den Kopf in seine Richtung, sodass sie sein Gesicht sehen konnte, während sie Kaffee abmaß. »Was für einen Gefallen hast du ihm denn getan?«
»Layna Drake«, erwiderte D. C., ohne von den Bildern aufzublicken. »Tante Myra hatte ihn bekniet, mich zu bitten, Layna zu diesem Wohltätigkeitsball zu begleiten.«
Shelby bohrte ihre Zungenspitze in die Backe. »Ach wirklich? Und das hast du ihm abgekauft? Dummer, dummer Junge.«
»Hä?« Er schaute verdutzt hoch, dann zuckte er die Schultern. »Nein, es war nicht seine übliche Heirate-das-Mädchen-und-mach-deiner-Großmutter-Urenkel-Tour. Er wollte einfach nur Myra zufriedenstellen.«
Shelby öffnete den Mund und machte ihn wieder zu. Sehr, sehr dummer Junge, dachte sie belustigt. »Ich verstehe. Und wie findest du sie?«
»Sie ist okay. Tolles Gesicht. Ich male sie gerade.«
»Du …« Shelby ließ fast die einzige saubere Tasse fallen, die sie in dem Schrank gefunden hatte. »Du malst doch sonst nie Porträts.«
»Ab und zu schon.« Er überlegte, welchen Schnappschuss er als Vorlage für das Bild des kleinen Travis nehmen sollte, das er seiner Schwester zum Geschenk machen wollte.
Wieder beschloss Shelby, den Mund zu halten. Immerhin hatte ihr Sohn ja tatsächlich schon ein paar Porträts gemalt. Familienporträts, dachte sie. Von den Menschen, die ihm das meiste bedeuteten.
Aber was bedeutete Layna Drake ihm?
»Du hast sie gebeten, dir Modell zu sitzen?«
»Nein, ich arbeite nach Skizzen.«
»Dann habt ihr euch noch mal gesehen.«
»Ab und zu. Ein paarmal.« Er schaute wieder auf. »Darf ich fragen, warum du fragst?«
»Nur so. Aus reiner Neugier«, sagte Shelby leichthin. »Ich kenne ihre Eltern ein bisschen. Sie ist ihnen nicht sehr ähnlich.«
»Und ist das gut oder schlecht?« Er rollte die Schultern. »Sie erzählt über ihre Familie nicht allzu viel.«
»Nun.« Shelby lehnte sich an den Tresen. »Ich würde ihre Eltern als oberflächliche Leute bezeichnen. Eine Menge Lack. Sie hat zwar die Politur, aber darunter scheint mehr zu sein. Mich interessieren immer eher die Schichten, die sich unter der Oberfläche verbergen. Dich nicht?«
»Doch.« Erfreut darüber, dass seine Mutter mit ihm wieder einmal einer Meinung war, grinste er. »Ich arbeite daran, ihre freizulegen. Ich mag sie, auch wenn ich bis jetzt noch nicht weiß, warum.«
»Eigentlich ist sie doch gar nicht dein Typ. Das war kein Vorwurf«, fügte sie sofort mit einem Lachen hinzu, als sein Grinsen sich in die finstere Miene verwandelte, die für die MacGregors in bestimmten Situationen so typisch war. »Und auch keine Kritik. Es war nur eine Feststellung, weil du doch normalerweise eher den extravaganten Künstlertyp bevorzugst.«
»Ich habe nicht gesagt, dass sie mein Typ ist. Ich habe lediglich gesagt, dass ich sie mag.« Jetzt grinste er wieder. »Im Übrigen hat man mir erzählt, dass meine Mutter früher auch ein ziemlich extravaganter Künstlertyp war.«
Shelby hob die Augenbrauen. »Das habe ich auch schon mal irgendwo gehört. Was ist aus ihr geworden?«
»Sie hat sich prächtig gehalten, und sie ist immer noch die wichtigste Frau in meinem Leben.«
»Oh.« Gerührt ging sie zu ihm, umarmte ihn und legte ihre Wange auf seinen Kopf. »Ich bin so froh, dass du wieder hier bist, wo ich dich jederzeit besuchen kann.«
»Dad hat gestern dasselbe gesagt.« Er legte ihr einen Arm um die Taille und drückte sie. »Hör nicht auf damit.«
»Ich kann es gar nicht.« Sie seufzte. »Aber wir wollen dir nicht ständig auf die Pelle rücken.«
»Das habt ihr nie getan. Ihr wart einfach nur da … auch dann, wenn ihr es nicht wart.«
»Das war unser Job.« Sie küsste ihn aufs Haar und ging dann wieder an den Tresen zurück, um Wasser in die Kaffeemaschine einzufüllen.
»Darf ich das behalten?«, fragte er und hielt ein Foto von Travis hoch, auf dem er mit einem stolzen Grinsen seine zwei Vorderzähne zeigte.
»Klar.« Sie kam wieder zu ihm an den Tisch. »Sind die Skizzen hier drin?« Wie beiläufig schlug sie den Zeichenblock auf, der dort lag, und blätterte ihn durch, bis sie bei den Skizzen, die Layna Drake zeigten,
Weitere Kostenlose Bücher