Drei Maenner fuers Leben
ineinander verliebt waren.
Proppenvolle, laute Clubs waren anregend. Deshalb machte es D. C. Spaß, gelegentlich seine Abende in einem dieser Clubs zu verbringen. Er konnte Musik hören, dem Stimmengewirr lauschen und mit Blicken den Bewegungen der Menschen folgen. Vor allem konnte er die schattenhaften Umrisse der Gedanken und Gefühle vor seinem inneren Auge sehen. Wenn er in einem Club wie »Blues Corner« eine Skizze zu Papier brachte, dann waren es nicht Gesichter oder Körper, sondern Gefühle.
Layna beobachtete ihn dabei, wie er Striche, Kleckse und Schlangenlinien aufs Papier warf. Sie verstand nicht, was die Malereien zu bedeuten hatten, aber sie fand sie dennoch faszinierend. Genau wie den Mann, der sie schuf.
Er war mit seinem Stuhl zurückgerutscht und saß in sich zusammengesunken an dem winzigen Tisch, wobei seine Schultern die Wand hinter ihm berührten. Er trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt und hatte seine Haare mit einem dünnen Lederband im Nacken zusammengebunden. Das Licht hier war von einem gedämpften Blau, alle Tische um sie herum waren bis auf den letzten Platz besetzt. Auf einer handtuchgroßen Bühne stand ein Mann mit schulterlangen Haaren und zupfte an seiner Bassgitarre. Ein anderer, der eine winzige Sonnenbrille trug, entlockte seinem Tenorsaxofon sehnsüchtige Töne, während ein schrecklich magerer junger Mann die Tasten eines ramponierten Klaviers beinahe liebevoll streichelte.
Im Vordergrund saß auf einem Stuhl eine Afroamerikanerin, deren Gesicht so verschrumpelt war wie eine Rosine. Sie sang mit einer Stimme, die sich anhörte wie Whiskey mit Sahne, von den Irrungen und Wirrungen der Liebe.
Die Musik verstand Layna auch nicht, obwohl sie sich in ihrem tiefsten Innern davon angerührt fühlte. Sie machte sie traurig. Sie weckte Wünsche in ihr. Irgendwie schaffte es die Sängerin, ihre Zuhörer davon zu überzeugen, dass die Liebe all den Kummer und die Schmerzen, die sie verursachte, wert war.
Layna nippte an ihrem Wein – oder was der Club als Wein ausgab – und warf D. C. einen Blick zu. Er hatte kaum mit ihr gesprochen, seit er sie hierhergebracht hatte.
Was wollte sie hier? Was wollte sie von ihm?
Diesmal ist es wirklich das letzte Mal, sagte sie sich. Absolut das letzte Mal. Sie hätte sich nicht mehr fehl am Platz fühlen können als hier.
Unter dem Tisch klopfte sie mit dem Fuß den Takt mit, und ihr Herz wurde von der rauchig melancholischen Stimme der Sängerin immer schwerer.
»Sie singt toll, nicht wahr?«
»Ja.« Layna wedelte sich gedankenverloren mit der Hand vor dem Gesicht herum, als vom Nebentisch Rauch zu ihr herüberzog. »Aber warum muss es nur so schrecklich traurig sein?«
»Der Blues geht unter die Haut und erreicht den hintersten Winkel des Herzens. Meistens fühlt man sich nachher leichter.«
»Oder einem zerspringt das Herz in tausend Stücke«, murmelte sie.
Daraufhin schaute er sie verblüfft an und ließ seinen Zeichenblock sinken. »Musik soll einen bewegen. Sie dient dazu, einen entweder in eine bestimmte Stimmung zu versetzen oder eine andere zu beenden.«
»Ist es das, was Sie malen? Stimmungen?«
»Ja. Und Musik.« Er beugte sich zu ihr vor. Ihr Haar wurde heute Abend im Nacken von einer Spange zusammengehalten. Es veränderte ihr Aussehen. Es gab ihr etwas Zerbrechliches. »In was für einer Stimmung sind Sie, Layna?«
»In einer ziemlich entspannten.«
»Sie wirken nie wirklich entspannt. Wissen Sie, wie Sie wirken?«
»Nein, aber ich bin sicher, dass Sie es mir gleich erzählen werden.«
»Perfekt. Einfach ein bisschen zu perfekt. Ich habe Sie noch nie mit zerzausten Haaren gesehen.« Spontan streckte er die Hand aus und löste die Spange aus ihrem Haar. »Da, jetzt ist es nicht mehr ganz so perfekt.«
»Um Himmels willen.« Sie glättete mit der Hand hastig das Haar, dann versuchte sie ihm die Spange zu entwenden. »Geben Sie schon her.«
»Nein. Mir gefällt es offen besser.« Grinsend fuhr er mit beiden Händen in ihr Haar und brachte es durcheinander. »Steht Ihnen gut, so zerzaust. Sehr sexy. Vor allem, wenn Ihre Augen wütend blitzen und Sie einen Schmollmund ziehen wie jetzt.«
»Ich schmolle nicht.«
»Sie sehen Ihren Mund ja nicht.« Er senkte den Blick und ließ ihn einen Moment auf ihren Lippen verweilen. Ihr Puls begann schneller zu schlagen. »Mir gefällt Ihr Mund«, murmelte er. »Genauer gesagt …«
»Warten Sie«, unterbrach sie ihn und versuchte ihn von sich fernzuhalten, indem sie ihm eine Hand
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