Drei Maenner fuers Leben
du das nächste Mal kommst, habe ich welche da. Ich schwöre es.«
Während er nach oben ging, wanderte Julia im Erdgeschoss umher. Sie hatte ihre Bemerkung, dass dieses Haus wie ihr Cousin sei, ernst gemeint. Sie freute sich, dass sie es für ihn gefunden hatte, und es hatte richtig Spaß gemacht, es zusammen mit ihm und Cullum zu einem richtigen Zuhause umzugestalten.
Ian brauchte nämlich dringend ein Zuhause, wie sie wusste.
»Ganz ruhig, Junior«, murmelte sie und rieb sich die Stelle, gegen die das Baby immer wieder trat. »Daddy wird gleich hier sein, und er wird uns eine Familienpackung Schokoschaumgebäck mitbringen.«
Als es draußen klingelte, bewegte sie sich so schnell, wie ihr Bauch es zuließ, zur Tür und öffnete sie.
Naomi war von Julias Erscheinung regelrecht geblendet. Diese Art Stil kommt von innen heraus, dachte sie mit einem Anflug von Neid. Eine ungebändigte Flut roter Haare lockte sich um ein Gesicht, das vor Gesundheit strahlte. Warme braune Augen musterten sie aufmerksam und hießen sie willkommen.
»Hallo, Sie müssen Naomi sein. Ich bin Julia, die Cousine des Goldknaben. Vielleicht hat Ian Ihnen ja schon von mir erzählt.«
»Ja, ich weiß. Ich habe Sie gleich erkannt. Ich habe vor zwei Jahren bei dem Verband der Geschäftsfrauen einen Vortrag von Ihnen gehört.«
»Oh ja. Na, damals war ich ein bisschen schlanker.« Sie tätschelte ihren Bauch und trat einen Schritt zurück. »Kommen Sie herein. Ian ist kurz raufgegangen, um die Pläne für die Bibliothek zu holen. Mein Mann und seine Belegschaft werden den Großteil der Arbeit machen.«
Hübsch, ging es Julia durch den Kopf. Ein bisschen schüchtern. Sehr gut entwickelt. Ein attraktiver Körper, schönes Haar, ruhige Augen. Einzelheiten, nach denen die lieben Cousinen Laura und Gwen ganz bestimmt fragen werden, dachte sie belustigt. »Dann haben Sie jetzt also ›Brightstone’s‹ übernommen.«
»Ich leite es jetzt, ja.«
»Haben Sie auch Mokkatörtchen in Ihrem Café?«
»Ja. Sie schmecken himmlisch.«
Julia stöhnte. »Ganz ruhig, Junior. Er ist ganz verrückt nach Schokolade«, erklärte sie mit einem Lächeln, als Naomi leicht beunruhigt dreinschaute. »Keine Sorge, er muss noch zwei Monate hier drin schmoren.«
»Er mag Schokolade?« Verdutzt schaute Naomi jetzt auf Julias Bauch unter dem langen dunkelgrünen Pullover. »Ich habe eine Tüte M&M’s in meiner Tasche.«
Julia griff nach Naomis Arm. »Treiben Sie keine bösen Scherze mit mir.«
»Nein, wirklich. Ich habe immer etwas bei mir, für den Fall, dass ich eine Mahlzeit ausfallen lassen muss oder dringend einen Energieschub benötige.« Das war auch noch etwas, das sie gelernt hatte, nämlich das Bedürfnis nach Trost nicht ganz und gar zu verdrängen, sondern es zu steuern. Sie öffnete ihre Handtasche und nahm eine kleine Tüte heraus.
»Wenn ich sie haben darf«, sagte Julia mit leise drängender Stimme, »nenne ich das Baby nach Ihnen. Ob Junge oder Mädchen, es heißt Naomi.«
»Das hast du mir auch versprochen, als du mit Travis schwanger und so scharf auf meinen Krokanteisbecher warst«, bemerkte Ian, der die Treppe herunterkam.
»Heißt du denn nicht Travis?«
Kichernd hielt Naomi ihr die Tüte mit den Schokoladenbonbons hin. »Viel Spaß.«
»Das werde ich Ihnen nie vergessen«, versprach Julia, riss die Tüte auf und nahm sich eine Handvoll heraus. »Mmh. Ja. Gut. Sehen Sie, jetzt ist er glücklich. Zack, Volltreffer.«
»Er strampelt?« Erfreut legte Ian seiner Cousine eine Hand auf den Bauch und grinste. »Wow, aus dem Mittelfeld direkt ins Tor. Fühl doch auch mal«, sagte er zu Naomi, und bevor sie sich versah, hatte er schon ihre Hand auf Julias Bauch gelegt und seine obenauf.
Ihre anfängliche Beschämung wich sofort, als sie die lebhaften Bewegungen unter ihrer Hand verspürte. »Oh! Das ist wunderbar!« Sie warf Julia einen Blick zu, und ein Funke sprang zwischen ihnen über, den nur Frauen kannten.
»Ah, Cullum ist da.« Julia legte den Kopf schräg, als ein zweimaliges kurzes Hupen ertönte. »Ich habe ihm gesagt, dass er nur hupen soll, wenn Travis in seinem Autositz eingeschlafen ist. So wie ich dich kenne, hast du dir bestimmt Kopien gemacht. Gib mir die Pläne mit, Ian, wir schauen sie uns zu Hause an.« Sie nahm ihm die Blätter aus der Hand, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. »War nett, Sie kennengelernt zu haben, Naomi.« Sie hob die Bonbontüte und schwenkte sie, ehe sie die Haustür öffnete.
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