Drei Maenner fuers Leben
Vielleicht, hätten sie ihm zum Abschied gesagt.
Solche vagen Versprechungen wurden mit heiserer Stimme gesagt und von einem kehligen Lachen begleitet, während man den Mann auf Armeslänge von sich abhielt, um ihm mit langen, sorgfältig manikürten Fingernägeln quälend langsam über die Wange zu streichen und ihm unter langen Wimpern hervor einen schwülen Blick zuzuwerfen.
Naomi entschied, dass sie so viel weibliches Geschick nicht einmal in ihren Träumen, geschweige denn in der Wirklichkeit aufbrachte.
Aber es gab keinen Grund, sich zu schämen, weil sie einfach damit herausgeplatzt war, dass sie noch nie mit einem Mann zusammen gewesen war.
Auf jeden Fall hatte es die Spannung, die an jenem Abend in der Luft lag, deutlich gemildert.
Wahrscheinlich war es seine diplomatische Ader, die es Ian ermöglicht hatte, so schnell und mühelos über die peinliche Situation hinwegzukommen und sie mit nach oben zu nehmen, um ihr das Zimmer, das er als Bibliothek vorgesehen hatte, zu zeigen.
Nachdem sie erst einmal dort waren, hätte sich kein Außenstehender vorstellen können, dass sie sich noch vor ein paar Minuten in seiner Küche leidenschaftlich geküsst hatten.
Ein paar Tage später fiel es Naomi selbst schwer, sich dies vorzustellen.
Es ist besser so, sagte sie sich. Eine deutlichere Erinnerung würde nur wieder dieses Gefühl von Unruhe in ihr wachrufen. Arbeit war ein viel besserer, viel produktiverer Weg, die Zeit zu verbringen.
Sie stand mit gefalteten Händen am hinteren Ende der Veranstaltungsfläche, die sie und ihre Angestellten mit viel Mühe für den Frauenabend, der seit Kurzem monatlich bei »Brightstone’s« stattfand, hübsch hergerichtet hatten. Die eingeladene Autorin unterhielt ihr Publikum mit Passagen aus ihrem neuesten Buch »Verabredungen in der Hölle … und wie man sie überlebt«.
Das spontane Gelächter hatte noch ein paar weitere Kunden angelockt, die jetzt hinter den dicht besetzten Stuhlreihen standen. Wahrscheinlich werden die Bücher nach der Lesung, wenn die Autorin sie signiert, weggehen wie warme Semmeln, dachte Naomi zufrieden. Sie war glücklich, dass ihre Idee so viel Erfolg zu haben schien.
Sie ging unauffällig zu dem Signiertisch und rückte gerade, was nicht gerade gerückt zu werden brauchte. Die Bücher waren ordentlich gestapelt, Kugelschreiber lagen in Reichweite. Das Blumenbouquet stand an seinem Platz und würde der Autorin am Ende der Veranstaltung überreicht werden. Außerdem gab es noch einen Krug mit Eiswasser, und man würde dem Gast ein Getränk nach Wahl aus dem Café anbieten.
Soweit Naomi es sehen konnte, war ihr erstes Mittwochabendprogramm ein Riesenerfolg.
Nachdem sie sich bei ihrer Veranstaltungsleiterin davon überzeugt hatte, dass die Signierstunde nach der Lesung über Lautsprecher angekündigt würde, wandte sie sich ab. Und prallte mit Ian zusammen.
»Entschuldigung.« Er packte sie an den Armen, um zu verhindern, dass sie das Gleichgewicht verlor. »Ich scheine die Angewohnheit zu haben, mich an dich heranzuschleichen.«
»Ich habe nicht aufgepasst …« Sie schaute ihm in die Augen, und plötzlich konnte sie sich nur allzu gut an diesen atemberaubenden Kuss erinnern. Sie konnte ihn fast schmecken.
Nachdem er sie leicht, fast brüderlich gedrückt hatte, ließ er sie los.
»Das ist ja eine ganz schöne Menschenmenge, die du da heute Abend angelockt hast.«
»Ja.« Sie warf einen Blick über die Schulter, als wieder Gelächter zu hören war. »Shelly Goldsmith.«
»Ich habe die Anzeige gelesen. Eine gute Idee, dieser Frauenabend. Deine?«
»Ich habe es mir zusammen mit meiner Veranstaltungsleiterin ausgedacht. Kommst du wegen der Lesung?«
Er hob eine Augenbraue, als die Leute Beifall klatschten. »Falls ja, wäre ich ein bisschen spät dran.«
»Oh. Entschuldige mich.« Sie eilte nach vorn, stieg aufs Podium und schüttelte der Autorin die Hand.
Sie macht ihre Sache gut, dachte Ian, der sie beobachtete. Professionell, höflich, aber warm. Die freundlichen Dankesworte, die sie ins Mikrofon sprach, kamen ihr glatt über die Lippen und beinhalteten eine Einladung ans Publikum, sich die erworbenen Bücher von der Autorin signieren zu lassen.
Er hielt sich etwas abseits, während er weiter zusah, wie Naomi ihren Verpflichtungen nachging. Sie bot ihrem Gast etwas aus dem Café an und warf einer Angestellten einen kurzen Blick zu, die daraufhin davoneilte, um Kaffee zu holen. Danach beugte sie sich mit einem Lächeln zu Shelly
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