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Drei Minuten mit der Wirklichkeit

Drei Minuten mit der Wirklichkeit

Titel: Drei Minuten mit der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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unbegreifliche Atmosphäre entstanden, für die sie keine Erklärung hatte. Es hing nicht allein damit zusammen, dass ein Mann, der ihr sehr gefiel, plötzlich mitten in ihrem Zimmer stand, als sei er vom Himmel gefallen. Dieses Gefühl war natürlich auch vorhanden. Sie hatte Schmetterlinge im Bauch, die sie jetzt sofort in einem Glas Wein ertränken würde. Aber Damiáns Eintritt in ihren Raum, die Art und Weise, wie sich seine Anwesenheit darin ausbreitete, das erinnerte sie plötzlich an etwas. Aber der Eindruck war zu flüchtig und verlief sich wie eine Windspur auf dem Wasser.
    Damián legte seinen Mantel auf der Schlafcouch ab, ging auf sie zu und nahm das Glas Wein entgegen, das sie ihm hinhielt. Sie stießen an und tranken.
    »Ich habe mich blöd gefühlt, weil ich die Probe gestört habe«, sagte sie, nur um irgendetwas zu sagen. »Deshalb bin ich gegangen. Noch einen Schluck?«
    »Ja, gern.«
    Er setzte sich auf die Couch. Sie holte die Flasche und füllte die Gläser auf. Er trank etwas Wein. Jetzt waren es seine muskulösen Unterarme, die sie nicht anschauen durfte. Dieser Mann war entweder von der Natur sehr begünstigt, oder er hatte ein ausgezeichnetes Trainingsprogramm.
    Giulietta setzte sich in sicherer Entfernung auf einen Kamelhocker, ein Mitbringsel ihrer Eltern von einer Ägyptenreise, und begann ihn auszufragen. Woher er komme, was er hier tat, wie lange er schon hier sei, warum er so gut Deutsch sprach. Er beantwortete die ersten drei Fragen mit je einem Satz, ignorierte die vierte, stand auf, ging auf sie zu, nahm ihr Glas aus der Hand, stellte es auf den Boden, nahm ihren Kopf zwischen seine beiden Hände und küsste sie auf die Lippen.
    Sie schrak zurück.
    Er hielt inne.
    »Aber …«, sagte sie.
    Er sagte nichts, sondern küsste sie erneut. Diesmal etwas länger. Dann hielt er wieder inne und schaute sie an. Ihre Gesichter waren sich so nah, dass sie hin und her schauen musste, um seine beiden Augen zu sehen. Die Farbe war selbst aus dieser Entfernung nicht eindeutig zu erkennen. Sie waren graugrün, mit dadurch extrem dunkel wirkenden Pupillen.
    Seine linke Hand berührte ihren Oberschenkel, während seine rechte Hand über ihre Wange strich, in ihren Nacken glitt und ihren Kopf behutsam zu sich hinzog. Sie schloss die Augen. Ihr Atem ging jetzt stoßweise. Sie würde gewiss ersticken, wenn er sie noch einmal küssen würde. Aber im Gegenteil. Zu ersticken drohte sie, wenn er seinen Mund von ihrem löste. Nur gut, dass er das nicht tat. Er fuhr mit seiner Unterlippe behutsam über ihre Lippen. Dann spürte sie seine Zunge. Sie öffnete leicht den Mund. Seine Zunge tastete die weiche Innenseite ihrer Lippen ab. Sie öffnete den Mund weiter und schlang plötzlich ihre Arme um ihn, ließ ihre Finger durch sein Haar gleiten, suchte irgendwo auf seinem Körper nach einem Halt, denn sie begann, jegliches Gefühl für oben und unten zu verlieren. Sie wollte etwas sagen, aber alles, was sie ausdrücken wollte, war in einer Geste besser aufgehoben. Sie betastete neugierig und zärtlich seinen Nacken, schob ihr Becken genussvoll nach vorne, als seine Hände unter ihr Hemd glitten und langsam ihren Rücken hinaufstrichen. Dann fühlte sie sich plötzlich hochgehoben. Sie ließ die Augen geschlossen, klammerte sich nur an ihn, als suche sie in dieser Umarmung Schutz vor dieser Umarmung. Er setzte sie behutsam auf der Couch ab, griff an ihre Taille und schob mit einer Bewegung ihren Pullover samt Unterhemd über ihren Kopf.
    Sie riss die Augen auf und starrte an sich herunter. Eine Gänsehaut lief von ihren nackten Schultern über ihre Brüste und deren aufgestellte Spitzen. Damián schaute sehnsuchtsvoll auf ihren Körper, als sei ihm dessen Nacktheit noch nicht nackt genug. Giulietta war wie gelähmt vor Angst und Lust. Die Muskeln in ihrem Schoß zogen sich zusammen und entspannten sich ohne ihren Willen. Sie suchte erneut nach Worten, aber es gab keine. Ihre Hände waren noch immer im Knäuel ihres Pullis gefangen. Sie vermochte es nicht, ihn abzustreifen, lag nur reglos da, den Augen, Händen und Lippen dieses Mannes preisgegeben, und wartete, dass er sie von dieser schlimmer und schlimmer werdenden Anspannung erlösen möge. Sie schloss erneut die Augen und gab sich den Empfindungen hin, die seine Lippen auf ihrem Oberkörper hervorriefen. Sie wollte, dass er sie überall berührte, gleichzeitig und überall. Nicht nur ihre Brüste, ihre Schultern oder ihren Bauch. Seine Hände wanderten an

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