Drei Minuten mit der Wirklichkeit
den Knopf ihrer Jeans. Sie öffnete die Augen wieder und schaute ihn an. Er beugte sich zu ihr herunter, küsste sie lange und zärtlich und öffnete dabei einen Knopf nach dem anderen. Als er ihre Hose auszog, sah sie erschrocken den feuchten Fleck auf ihrem Slip. Es war ihr unangenehm, dass er das sehen würde, und sie winkelte verschämt die Beine an. Er setzte sie wieder aufrecht hin, zog ihr endlich den Pulli und das Unterhemd von den Handgelenken und führte ihre Hände an den Kragenknopf seines Hemdes. Während sie ihm das Hemd öffnete, begann er, spanisch auf sie einzureden. Sie hatte keine Ahnung, was er sagte, aber wie er es sagte, ließ ihre Hände schneller werden. Als sie ihm das Hemd vom Oberkörper gestreift hatte, stand er auf und entledigte sich mit wenigen Handgriffen seiner Hose und Socken. Jetzt stand er nur im Slip vor ihr, der mächtig ausgebeult und ebenfalls feucht war. Giulietta lehnte sich zurück. Was hier geschah, war völlig verrückt, aber während keiner Sekunde, seit sie ihn bei dieser Probe gesehen hatte, hatte sie einen Augenblick daran gezweifelt, dass sie sich diesem Mann hingeben wollte. Ihr Kopf hatte gezweifelt, ihr Verstand hatte ihr das Absurde dieses Gefühls vorgerechnet. Aber was immer nach dieser Begegnung geschehen würde, sie hatte niemals ein größeres Begehren für einen Mann empfunden als für den, der hier vor ihr stand und von dessen Existenz sie vor weniger als drei Stunden noch nichts gewusst hatte. Vielleicht weil sie so jung war. Vielleicht obwohl sie so jung war. Sie brauchte jetzt keine Antwort dafür. Sie hätte ihr ganzes Leben Zeit, eine zu finden.
Damián sank auf die Knie, hob ihre Beine hoch und streifte ihren Slip ab. Gleich würde ihr Herz zu schlagen aufhören. Ihre Nacktheit war ein kühles Gewand, und Damiáns Blicke unsichtbare Hände darunter. Er spreizte ihre Beine und begann, sie zu küssen. Ihr Kopf drohte zu explodieren. Sie schrie auf und riss seinen Kopf hoch. Im nächsten Augenblick zog sie ihn an sich, umklammerte ihn und presste ihren Unterleib gegen seinen Schoß. Er blieb ganz still und streichelte ihr Haar.
»Sei meine Frau«, sagte er dann leise. »Komm, sei meine Frau, jetzt.«
Ihr Atem wurde tief, frei und regelmäßig. Die Welt war nun in ihrem Schoß und dort zu einer einzigartigen, unbeschreiblichen Empfindung zusammengeschmolzen.
Dann lagen sie still. Sein Atem floss über ihren Nacken, und sie spürte seinen Schweiß auf ihrer Brust. Sie öffnete die Augen und blickte verwirrt an die Decke. Ihr Verstand meldete sich zurück und trieb unangenehme Gedanken durch ihr Bewusstsein. Damiáns Gesicht war an ihrem Hals vergraben. Er biss sie zärtlich in den Nacken. Sie kicherte und entwand sich ein wenig seiner Umarmung. Er hob den Kopf, stützte das Kinn auf die Hand und betrachtete sie neugierig. Sie küsste seine Augenbrauen, seine Wangen, seine Nasenspitze.
»Ich liebe dich«, sagte er dann.
Sie legte ihm die Hand auf den Mund und schüttelte den Kopf. »Sag das nicht. Du kennst mich doch überhaupt nicht.«
»Ich weiß alles über dich.«
»Du weißt gar nichts.«
»Ich liebe dich.«
»Wenn du das jetzt sagst, dann ist das Wort Liebe für dich völlig bedeutungslos. Man kann nicht jemanden lieben, den man gerade ein paar Stunden kennt.«
»Ich liebe dich schon seit dreiundzwanzig Jahren«, gab er zurück.
Sie musste lächeln. »Wie vielen Frauen hast du das schon gesagt?«
»Keiner einzigen. Ich habe noch nie eine Frau geliebt.«
Giulietta runzelte die Stirn. »Hör auf damit. Solches Gerede zerstört den Moment.«
Er strich über ihre Stirn und zeichnete mit dem Finger die geschwungene Linie ihrer Augenbrauen nach.
»No importa. Ya veras«, flüsterte er.
»Was heißt das?«
»Macht nichts.«
»Warum redest du Spanisch, obwohl du doch weißt, dass ich dich nicht verstehe?«
»Du verstehst ja auch mein Deutsch nicht, dann kann ich ebenso gut Spanisch reden.«
»Warum kannst du so gut Deutsch?«
»Weil ich es gelernt habe.«
»Wo?«
»In der Schule.«
»Lernt man in Argentinien Deutsch in der Schule?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Aber du hast es gelernt?«
»Ja.«
»Warum? Ich meine, ist das nicht schwierig?«
»Deutsch. Nein. Wieso?«
»Ich höre immer, Deutsch sei schwierig zu lernen.«
»Unsinn. Das bildet ihr euch ein, weil ihr solche Perfektionisten seid.«
»Hast du deutsche Vorfahren?«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Weil du fast keinen Akzent hast.«
»Ich hatte einen sehr guten
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