Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Männlichkeit bekam. Wenn Ferrol jedoch lachte, und das kam oft vor, dann glich er eher einem Lausbuben als dem Kronprinzen des Reiches Mohairedsch.
Unmöglich, sich jetzt durch die Menge zu drängen, die gröhlend und johlend in den Refrain des Liedes einstimmte. Ferrol hatte eben eine Kostprobe seiner eigenen Dichtkunst gegeben und dabei einige recht zweideutige Ausdrücke gebraucht.
Sina ließ ihren Blick durch die Schankstube schweifen. Russgeschwärzte Eichenbalken trugen die Decke. An roh gezimmerten Tischen wurde süßduftender Wein und herbes Bier ausgeschenkt. Mit dröhnendem Bass dirigierte Jorico, der rundliche Wirt, die Schankmägde und Knechte, die sich bemühten, die Becher und Krüge der Gäste nicht leer werden zu lassen.
Nahe beim mächtigen Kamin, über dessen Glut ein buckliger Gnom einen ganzen Hammel an einem Spieß drehte, sah Sina den Mann, den sie außer Ferrol suchte. Vor ihm stand nicht nur ein alter Weinbecher aus Holz, an dem er gelegentlich nippte, sondern auch ein kleines Schälchen mit Milch und eine halb angeknabberte Mohrrübe. Das mit Löchern übersäte Gewand musste ehedem weiß gewesen sein, hatte aber nun sämtliche Farben, welche die Natur bot. Ein grüner Turban aus zerschlissener Seide bedeckte den bereits schütter werdenden Haarwuchs. In der großen Tasche, die der Mann um die Schulter trug, rumorte es.
»Churasis!« rief Sina so laut, dass es der ungepflegt wirkende Mann durch den Lärm der Zecher hören musste. Wie von einem leichten Peitschenschlag ge¬troffen, zuckte der Mann herum. Sina blickte in ein Gesicht unbestimmbaren Alters, aus dem zwei kluge Augen sie interessiert anblickten. Der lange, graue Bart zeigte jedoch, dass der in Salassar als etwas vertrottelt geltende Zauberer kein Jüngling mehr war..
»Sieh an, die Katze kommt vom Beutezug zurück!« sagte Churasis und machte eine einladende Handbewegung. „Komm, setz dich und mach es dir gemütlich. Ich hoffe, du warst so erfolgreich, dass du einem alten Freund einen neuen Becher Wein spendieren kannst.“ Doch während sie näher kam, schüttelte Sina den Kopf.
»Keine Zeit zum Feiern, mein Freund!« sagte sie so leise, dass es nur der Zauberer hören konnte. »Ich bin einer großen Sache auf der Spur. Es gilt, da ein Juwel...zu beschaffen... das kostbarer ist als jeder andere Edelstein in Chrysalitas. Doch dazu müssen wir schneller sein!«
»Schneller als wer?« wollte Churasis wissen.
»Schneller als Nallorge und Oreander!« erklärte Sina. »Geh und hol Ferrol. Aber unauffällig!«
»Wenn ich einen Kuss bekomme, sorge ich dafür, dass Ferrol noch schneller hier ist!« quäkte es aus der Tasche des Zauberers.
»Keine Milch und Mohrrüben?« fragte Sina lächelnd. Wulo, der Schrat, den Churasis ständig bei sich trug, ließ sich nämlich die Hilfe bei kleinen Zaubereien mit geringen Rationen von Milch und Mohrrüben honorieren. Bei den stets total zerrütteten Finanzen des Zauberers war das jedoch genau so, als würde er sich den Thron des Sarans erbitten. Zumal Wulo die Angewohnheit hatte, bei gefährlichen Situationen seinen Preis für Zauberhilfe stark in die Höhe zu treiben.
»Nein. Nur ein Küsschen für einen braven Schrat!« piepste es. Und dann arbeitete sich ein faustgroßes Pelzwesen aus der Tasche des Churasis, dessen Gliedmaße nur durch die Bewegungen zu erahnen waren. Hervorstechend waren nur die blanken Knopfaugen und die beiden weißgelben Hamsterzähne.
Sina lächelte und beugte sich hinab. Der kleine Schrat verdrehte die Augen, als er Sinas Lippen auf sich spürte.
»Und wer küsst mich?« grummelte Churasis. »Ich würde es vielleicht einmal tun - wenn du mal mehr als fünf Bronze-Stater in der Tasche hast dir angewöhnst, das Wasser statt zum Wein-Verdünnen mal zum Waschen zu benutzen!« hörte er hinter sich die spitze Bemerkung einer drallen Schankmagd, die eben ein volles Tablett mit Weinpokalen balancierte. Doch bevor der Zauberer auf die für ihn unverschämte Bemerkung eine Antwort fand, war das wohlbeleibte Frauenzimmer hocherhobenen Hauptes vorbeigerauscht.
Im selben Moment spürte der Zauberer einen leichten Luftzug. Unversehens stand Prinz Ferrol genau zwischen ihnen, die Finger noch auf die Saiten der Laute gelegt.
»Also, das geht wirklich zu weit...!« wollte er protestieren. Doch dann vernahm er durch den Schankraum eine Stimme. Seine Stimme!
Als er sich umwandte, sah er sich selbst immer noch auf dem Schanktisch stehen und die
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