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Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)

Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)

Titel: Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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zurückgekehrt und lernte nun auf den Stufen des Throns, wie man ein großes Reich regiert. Ein Reich, in dem Fürsten die Macht von Königen besitzen und sich nur vor der Majestät des  Hohen Saran beugen. Vielleicht, wenn ihn die Arme eines grazilen Sklavenmädchens umschlangen, dachte er noch einmal zurück an die kleine Diebin von Salassar. Was kümmerte ihn, den Sohn des Hohen Saran, das Schicksal eines Mädchens aus dem Volk?
     
    Sina musterte die Gesichter der Menge, die gekommen war, sie sterben zu sehen. Mitleid und Neugier hielten sich in ihnen die Waage. Mitleid, weil Sina niemals einen Armen bestohlen oder begaunert hatte, sondern sich ihr Beute stets dort holte, wo Überfluss war. Und Neugier, ob das hübsche Mädchen nicht doch vor den Schrecken des Todes zusammenbrechen würde. Es mochte interessant sein, den halbnackten, geschmeidigen  Mädchenkörper in den Armen des Henkers verzweifelt um die letzte Spanne Leben kämpfen zu sehen.
     
    Immer wieder versuchte Sina, die Lederriemen abzustreifen, die ihre Handgelenke zusammenschnürten. Dann hätte es gelingen können, die beiden Wachen mit den Lanzen neben ihr mit einigen blitzschnellen Hieben auszuschalten, über die beiden Henkersknechte auf dem Wagen hinweg zu springen und durch die Menge zu fliehen.
     
    Sina hatte den Namen "die Katze" nicht ohne Grund bekommen. Sie war ebenso schnell und wendig, wie sie stets kampfbereit und im Angriff wie in der Verteidigung kompromisslos war. Natürlich konnte sie auch schnurren und liebkosen wie ein Kätzchen, um den Gegner einzulullen. Aber nur, um dann im nächsten Moment die Krallen zu zeigen.
     
    Leider hatten sie weder das Schnurren noch die Krallen aus dem Kerker befreit. Die Wächter im Schwarzen Turm ignorierten sie einfach und redeten kein überflüssiges Wort mit ihr. Die rohen Gesellen wußten sehr wohl, was ihnen blühte, wenn die Katze entkam.  Der Oberherr war sehr erfindungsreich, wenn es um die Bestrafung von Fehlern oder Versäumnissen ging. Dennoch mußte mancher der Wärter alle Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht schwach zu werden bei den Angeboten, die Sina als Preis für ihre Freiheit anbot.
     
    Vor gut einem Stundenglas waren sie dann gekommen und hatten Sina aus dem Kerker gezerrt. Rohe Fäuste hatten ihr die  Arme mit Lederstreifen auf den Rücken gebunden und sie dann auf den Henkerskarren gehoben. Zwei hakennasige Wächter nahmen neben ihr Aufstellung und die Spitzen ihrer Piken bohrten sich unangenehm in Hüfthöhe in Sinas weiches Fleisch.
     
    "Du hältst dich sehr gut, Mädchen!" murmelte gerade einer der Wächter auf dem Wagen anerkennend. "Jeder andere würde um sein Leben wimmern oder versuchen zu entkommen."
     
    "Das würde ich auch versuchen, wenn ich nur die geringste Chance hätte!" gab Sina mit trockener Kehle zurück. "Sagt mir lieber, wenn ihr Ferrol oder Churasis in der Menge seht!"
     
    "Immer noch nicht den Gedanken an Flucht aufgegeben?" fragte der andere Wächter, ein blonder Hüne aus Cabachas, der den kargen Lohn eines Kerkeraufsehers dem gefahrvollen Leben eines Söldners vorzog. „Wenn man die beiden erwischt, dann baumelst du nicht allein, meine Hübsche. Immerhin war Ferrol bei einigen deiner Diebestouren als dein Komplize mit dabei. Da heißt es mit gegangen – mit gehangen. Und Churasis hat mit seinen Zaubereien genügend Leute in Salassar so gegen sich aufgebracht, dass sie ihn an den höchsten Galgen wünschen. Die beiden werden sich hübsch aus dem Staub gemacht haben, anstatt zusammen mit dir mit des Seiles Tochter Hochzeit zu halten."
     
    Sina sagte nichts mehr. Obwohl sie eigentlich Verständnis dafür aufbrachte, dass  Ferrol und Churasis abgetaucht waren, war sie doch auch sehr enttäuscht über die Haltung der beiden Männer, die Sina ihre Freunde genannt hatte.
     
    Besonders von dem verwegenen Ferrol hatte sie angenommen, dass er alles daran setzen würde, das Mädchen, das sich ihm in Liebe hingegeben hatte, vor dem Galgen zu retten. Und auch Churasis, der skurrile Zauberer, hatte bei vergangenen Abenteuern gezeigt, dass mehr in ihm steckte als Wahrsagereien und Taschenspielertricks.  Er hätte es wenigstens versuchen können, ihre Ketten im dunklen Turm mit Magie zu sprengen und die Tür ihrer Zelle zu öffnen. Doch nichts, rein gar nichts, war geschehen.
     
    Und jetzt – jetzt war es zu spät.
     
    Zwei gerüstete Krieger, die vor dem Wagen hergingen, schoben mit Stangen das Volk beiseite, damit der Henkerskarren seinen Weg

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