Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
noch den Rest der Tunkia, die Sinas Körper bedeckte. Schon spürte das Mädchen, wie sich das glühende Marter-Instrument ihrer Haut näherte.
"Aufhören!" grollte es unter der Maske des Torturmeisters. "Der dritte Grad ist erreicht." Und sofort drehte er das Speichenrad etwas zurück, so dass Sinas Körper zwar immer noch gestreckt blieb, ihr jedoch keine weiteren Schmerzen bereitet wurden.
"Weg mit der Glutzange!" Zuragiers Stimme klang wie das wilde Fauchen eines Panthers. "Im Namen des Oberherrn!"
"Ich ordne an..!" krächzte der Oberrichter.
"Pholymates, unser allergnädigster Oberherr, hat mir Befehle erteilt, die jede Anordnung von Euch aufheben, Eure Ehrenhaftigkeit!" gab der Foltermeister zurück. "Die Hinrichtung der Katze von Salassar soll sich als ein Volksfest gestalten, auf dass der Pöbel wieder einmal Zerstreuung findet. Und deshalb muss der Körper des Mädchens heil und ganz bleiben und ihre makellose Haut nicht von den Spuren des Gluteisens entstellt und gezeichnet sein. Das Volk vermöchte, wenn wir sie mit gebrochenen Gliedern und von Feuerzangen zerrissenem Körper an den Diebesgalgen hinauf ziehen, Mitleid mit ihr empfinden. Außerdem ist ein solcher Anblick der Ästhetik des Oberherrn und der Mitglieder des Rates der Zehn zuwider."
Pfeifend stieß Sina die Luft aus. Ein besonderer Befehl des Polymates also. Das sah diesem fetten Lüstling ähnlich. Aber egal – wichtig war nur, dass die Schmerzen ein Ende hatten.
Die Schmerzen schon. Aber Zuragier machte absolut keine Anstalten, die Lederstricke, die Sina auf das Streckbett fesselten, zu lösen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Zuragier zum Oberrichter ging, seinen Kopf zu ihm herab beugte und etwas zu flüstern begann. Seine beiden Knechte begannen, Grimassen zu schneiden und in Richtung auf Sina Handbewegungen zu machen, die sie nur zu gut kannte. Sina hörte Münzen klimpern und dann trat Zuragier vom Richtertisch zurück.
"So mögen denn die Ehrenhaftigkeiten jetzt mit der Befragung der Angeklagten beginnen." kam es unter der Maske hervor. "Und wenn ich die Angeklagte als verstockt erweist, so mögen die hohen Herrn bedenken, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, ein Mädchen zum Sprechen zu bringen. Vielleicht ist sie ja kitzelig. Man muss nur die richtige Stelle an ihrem Körper finden." lachte es gehässig unter dem schwarzen Stoff.
Nach diesen Worten zog sich der Tortur-Meister mit seinen Knechten an einen Tisch in einer Ecke der Kammer zurück. Sina hörte wieder Metall klimpern. Des einen Leiden sind des andren Freuden. Zuragier hatte sich das, was Sina jetzt bevor stand, von den Richtern teuer erkaufen lassen. Und jetzt erhielten die Knechte ihren Anteil.
Sina wusste genau, wie die Befragung, die jetzt auf sie zukam, aussehen würde. Wie Geier um eine Beute, die in letzten Zuckungen liegt, so schlossen die Männer des Richterkollegiums einen Kreis um das Streckbett. Was dann geschah, gehörte zu den entehrendsten Momenten im Leben der Katze von Salassar.
Bei der "Befragung" wurden keine Fragen gestellt. Das war auch gar nicht mehr nötig und der Schreiber hatte seine Gerätschaften bereits zusammen gepackt. Er drehte seinen Kopf immer wieder so, dass er an den Richtern vorbei blicken und auch etwas sehen konnte. Selbst hinzugehen, das konnte der Schreiber in seiner niedrigen Position nicht wagen.
Sina spürte Ekel in sich aufkommen, als sie in die vor Lüsternheit verzerrten Gesichter der über sie gebeugten Richter blickte. Und dann glitten fein manikürte, schwammige Fingern über die zuckende Haut ihres fast nackten Körpers, um sie überall da zu streichelten und zu kitzelten, wo sie besonders empfindlich war. Und das in einer so schamlosen Weise, dass Sina schrie, man möge sie doch lieber mit dem glühenden Eisen quälen oder sofort töten, als so zu demütigen.
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis die Kerle die Lust an ihr verloren und das Verhör damit beendeten, dass sie erklärten, genug zu wissen. Was von Sinas Missetaten bekannt sei, reiche völlig aus, sie so lange am Hals aufzuhängen, bis sie tot sei.
Erleichtert atmete Sina auf, dass ihr das Letzte erspart geblieben war. Warum sich die Richter nicht dazu hinreißen ließen, diese günstige Situation auszunutzen und sie zu nehmen, mochten die dunklen Götter von Jhinnischtan wissen. Vielleicht passte da einer auf den anderen auf, dass niemand etwas von der Würde seines Amtes vergab.
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