Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
verbannte alle trübsinnigen Gedanken aus seinem Innersten, die ihn während des Fluges bewegt hatten. Rasakos Worte gingen ihm nicht aus dem Sinn. Und wenn er tiefer ging und sich die Zustände auf der Erde betrachtete dann erkannte er, dass die Menschen wirklich weit entfernt von jeder Vernunft waren. Überall wurde gekämpft und geplündert, geraubt und gebrandschatzt.
Wer genügend Kraft hatte, um sich durchzusetzen, der hatte auch das Recht auf seiner Seite. Oder wer genug Geld hatte, um Männer anzuwerben, die ihm halfen, seine Vorstellungen von Recht und Ordnung durchzusetzen.
Samy fühlte, dass sein Vorhaben fast unmöglich war. Die Menschen und die Wesen, die sie als Götter verehrten, davon zu überzeugen, dass man auch miteinander reden und verhandeln konnte, anstatt die Waffen zu ziehen.
»Der längste Flug beginnt mit dem ersten Schlag der Schwingen!« sagte er wie in Gedanken zu sich selbst. »Einer muss den Anfang machen. Wenn die Menschen keine Freunde sein können, sollen sie doch wenigstens keine Feinde sein!«
Dann wurde sein Blick wie magisch durch einen Gegenstand angezogen, der etwas abseits von der Insel im Wasser lag. Von dieser Höhe aus sah es aus wie ein Stück Holz, das in den Wellen trieb. Das kleine Boot, das Ferrol und Churasis gerade den Strand hinaufzogen, erkannte Samy aus dieser Höhe nicht.
Im Sturzflug ging er tiefer. Dann stieß er einen Pfiff aus.
»Ein Schiff. Ein Schiff der Menschen! « japste er. »Wie kommen Menschen hierher zu unserer geheimen Insel? Das muss ich untersuchen. Ich bin der Drachenvater und muss die Toteninsel vor Menschen schützen!«
Samy flog mehrere Schleifen um das Schiff. Er sah breitschultrige Männer mit nackten, braungebrannten Oberkörpern, die auf dem Schiff herumlungerten.
Es sah fast so aus, als ob sie im Stehen schliefen.
Der kleine Drache ging auf dem Mitteldeck vor dem Hauptmast nieder.
»Aufgewacht, ihr Schlafmützen! « trompetete seine helle Stimme.
In diesem Moment schien ein Blitzschlag durch die Körper der Männer zu fahren. Samy erkannte, dass sich ihre Haltung verwandelte. Die apathischen Bewegungen verschwanden. Die Männer bewegten sich jetzt mit der Behendigkeit und den fließenden Bewegungen von Wildkatzen. Der geistsabwesende Ausdruck in ihren Augen verschwand. Ein lauerndes Brennen war jetzt darin zu erkennen.
»Hallo! Ich bin Samy! « rief der kleine Drache und wedelte arglos mit seinen ledernen Flügeln. »Was ist denn mit euch plötzlich los? Ihr seid ja so verändert! «
»Wir ... wir waren verzaubert!« stieß Kapitän Fangus geistesgegenwärtig hervor. Dass das kleine Wesen ein Drache war, hatte er sofort erkannt. Drachen konnten Feuer speien. Darum musste man vorsichtig sein.
Doch während er sich mit Samy unterhielt, schmiedete Fangus bereits einen niederträchtigen Plan.
Wenn es ihm gelingen sollte, den kleinen Drachen einzufangen, könnte er eine Menge Geld mit ihm verdienen. Er durfte nur nicht dazu kommen, Feuer zu speien.
Mit schmalen Augen erkannte der Kapitän, dass genau über Samy ein großes Fischnetz zum Trocknen ausgehängt war. Denn wenn es keine Fracht gab oder die Verpflegung knapp wurde, dann ging der »Seefalke« auf Fischfang.
Heute jedoch würde in dem zähen, widerstandsfähigen Geflecht, das mit Kupferdrähten durchsetzt sogar dem Biss eines Myrdok standhielt, ein ganz besonderer Fang gemacht. Mit Handzeichen gab Fangus seinen Männern Anweisungen, während er den kleinen Drachen über die Insel ausfragte.
In seiner Arglosigkeit gab Samy bereitwillig Auskunft.
» . . . ja, die Knochen von uns Drachen sind aus der gleichen Substanz, die ihr Menschen Diamanten nennt! « plapperte er vergnügt. »Wenn euch Ashavar, der weiße Wächte-Drache heranließe, könnte jeder von euch mehr Reichtümer mitnehmen, als ihr in eurem Leben verbrauchen könnt. Darum wird diese Insel auch bewacht. Uns Drachen bedeuten diese Güter überhaupt nichts. Wir ehren hier die Gebeine der toten Drachen. Nie würde einer von uns einen Knochen von hier entfernen! «
»Kannst du mit dem weißen Drachen reden! « erkundigte sich Fangus und erkannte, dass einige seiner Männer das Netz in Positur gebracht hatten. Auch der Klüverbaum an dem es außenbords geschwungen wurde, war klar gemacht worden.
Den Männern der »Seefalke« war klar, dass der kleine Drache sofort ins Wasser getaucht werden musste, bevor er Feuer speien konnte.
»Aber sicher kann ich das! « kicherte
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