Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Mädchen eine Frau, die nur noch glühenden Hass gegen die reichen Kaufleute im Herzen trug. Ohne sich wehren zu können, musste sie alles über sich ergehen lassen, was ihr der Oberherr antat. Sein nach Wein stinkender Atem würgte Übelkeit in ihr empor, und sein fetter Körper widerte sie an.
Pholymates sah nicht den sprühenden Hass in Sinas grünen Augen, als er von ihr abließ und befahl, sie aus dem Palast zu werfen. Seit diesem Tage wurde sie Sina, die Diebin. Und obwohl der Tag der Schande schon einige Jahre zurücklag, brannte der Hass auf die Reichen, die sich mit ihrem Geld alles erlauben konnten, tief in ihrer Seele.
Auch hier war wieder ein Beispiel zu sehen, dass man mit Geld alles machen konnte. Sina bedauerte, heute Nacht nicht in das Haus eines reichen Händlers eingestiegen zu sein. Vielleicht wäre es ihr wenigstens gelungen, die Kinder vor dem grausamen Schicksal des Bergwerks zu bewahren oder dem Mädchen die Schande des Bordells zu ersparen. Doch in der letzten Nacht war sie mit Ferrol, ihrem Freund und Gefährten, durch die Kneipen von Salassar gezogen. Und so war Sinas Geldbeutel wieder einmal bis auf einige Kupferasse leer. Und die Chance, auf dem Markt in der Menge jemanden zu finden, der drei Goldstücke in einer Geldkatze am Gürtel trug, war mehr als gering.
Sina wollte sich abwenden, um nicht das Ende der Sklaventragödie mitzuerleben. In diesem Moment sah sie das kleine Mädchen mit dem hellen Haar, das sich aus der Menge löste und langsam auf die Sänfte des >Gierigen< zuging ...
* * *
Bökhma war verunsichert, als er das kleine Mädchen in aller Selbstverständlichkeit auf sich zukommen sah. Er hatte gerade seinem Diener die Preise zugeflüstert, die er hoffte, für die Sklaven beim Einzelverkauf zu erzielen.
Dann verstummte er mitten im Satz. Die blauen Augen des Mädchens kreuzten seinen Blick und bannten ihn fest. Er wurde gehalten wie ein Stück Eisen an einem Magnetstein.
»Wie hoch, gnädiger Herr, soll der Preis für die Frau sein?« fragte der Diener. Doch Bökhma, der Gierige, antwortete nur mit einem unartikulierten Krächzen. Er war jetzt zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Alles in seinem Inneren zwang ihn dazu, in die Augen des kleinen Mädchens zu starren.
»Eine Zauberin. Sie ist eine Zauberin!« durchzuckte es den Juwelenhändler. Doch in seinem Inneren spürte er im gleichen Augenblick, dass dies nicht der Fall war. Denn er wurde nicht gezwungen, in die Augen des Mädchens zu starren. Er konnte nur seinen Blick nicht von ihr lösen.
»Welchen Preis, gnädiger Herr?« fragte der Diener noch einmal. Bökhma winkte heftig mit der Hand. Der Diener wusste das Zeichen nur so zu deuten, dass er den Preis in diesem Falle selbst festzusetzen hatte.
»Mein Herr, der allgütige Juwelier Bökhma, dem Dhasor hundert Jahre gewähren möge, verfügt hiermit, dass die Sklaven aus der Familie des Tuchwirkers Nasello einzeln verkauft werden!« rief der Diener mit lauter Stimme. »An Euch, hoher Herr der Bergwerke, die Kinder, an den Kapitän dort der Mann, der zum Rudern taugt, die Frau an jene würdige Matrone und diese gerade erblühte Schönheit von Salassar an diesen feinen Herrn in der prächtigen Gewandung. Die jüngsten Kinder ... nun, denen sei Dhasor gnädig. Wenn sich niemand findet, der sie nimmt ...!«
Der Diener ließ die letzten Worte ungesagt. Jeder wusste, dass man die Kinder vor die Mauern der Stadt bringen und dort sich selbst überlassen würde. Die meisten von ihnen starben, und nur die Kräftigsten und Tüchtigsten überlebten, wenn sie von den Räuberbanden der umliegenden Sümpfe aufgenommen und aufgezogen wurden.
»Nein, das geht nicht. Das darfst du nicht!« klang plötzlich die helle Stimme des fünfjährigen Mädchens auf. Bökhma fuhr auf. Die kleine Person stand fünf Ellen von ihm entfernt. Sie hatte die Hände zu kleinen Fäusten geballt und trat jetzt noch einen Schritt an die Sänfte des Juwelenhändlers heran. Bökhma konnte seinen Blick nicht von ihrer zierlichen Gestalt wenden.
»So gemein kannst du doch gar nicht sein!« sagte das blonde Mädchen. »Ich weiß es ganz genau, dass du das nicht bist. Oder willst du wirklich, dass diese Kinder so hart in den Bergwerken schuften müssen, dass sie in wenigen Monden sterben?«
»Was kümmert es mich. Sie sind freiwillig meine Sklaven geworden!«
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