Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
kühnes Aussehen, und seine blauen Augen blitzten wie die Gletscher der Nördlichen Frostberge.
Der Prinz von Mohairedsch trug ein schlichtes Wams und eine eng ansitzende braune Hose aus einfachem, aber robustem, dunkelgrünen Lodenstoff, der an bestimmten Stellen mit derben, braunem Leder verstärkt war. Die Stulpenstiefel mit den flachen Absätzen waren schwarz wie der Umhang, den er um die Schultern trug. Dazu kam ein einfaches Wehrgehenk, an dem er einen unterarmlangen Dolch und ein Rapier in einer schmucklosen Scheide trug. Doch diese eigentlich schlicht aussehenden Waffen kamen aus den Werkstätten der Riesen und waren fast unbezahlbar. Denn Stahl, wie ihn die Riesen zu schmieden und zu formen verstanden, zerbrach selten und war gleichzeitig so leicht, dass man die Klingen mühelos über einen längeren Zeitraum mit voller Kraft schwingen konnte.
Prinz Ferrol hatte in Mohairedsch die besten Fechtmeister gehabt und bezeichnete sich als „Freund der Klinge“. Noch nie hatte er einem Gegner den Rücken gezeigt, der es wagte, ihn herauszufordern. Doch bei jedem Kampf oder Duell vermied Ferrol es nach Möglichkeit, seinen Gegner ernsthaft zu verletzen oder gar zu töten. Der Prinz war eine Frohnatur, die das ganze Leben als ein amüsantes und aufregendes Spiel ansah. Der Tod, gegeben von seiner Hand, würde nur Wermutstropfen in den Kelch seiner Lebensfreude senken, aus dem er täglich trank.
»Du bist der letzte deines Stammes - und ich der erste meines Stammes!« lächelte der Fremde auf Ferrols Frage. »Dich machte die Geburt zum Prinzen, mich die Fähigkeiten zum König. Sieh in mir Nadoris, den König der Bettler von Salassar!«
»Ein Prinz der Abenteuer und ein König der Taugenichtse. Es ist gut, dass wir einander getroffen haben!« sagte Ferrol und schlug in die dargebotene Rechte ein. Schon lange hatte er einmal gehofft, diesen Mann kennenzulernen, von dem man in den Schänken von Salassar so viel munkelte.
Nadoris, der Mann mit den hundert Namen und den tausend Gesichtern.
»Ich habe eilige Botschaft für dich, Ferrol, wenn ich den Namen eines Abenteurers so frei aussprechen darf!« sagte Nadoris schnell. »Wie mir mein Volk berichtete, teilst du das Lager der Katze von Salassar!«
»Wir sind . . . nun ja, wir sind sehr eng befreundet!« gab Ferrol zu. Was gingen den Bettlerkönig seine intimen Geheimnisse an.
»Das Mädchen, das du liebst, ist derzeit in argen Schwierigkeiten!« sagte Nadoris ohne Umschweife. Mit kurzen, prägnanten Sätzen erzählte er dem Prinzen, was er wusste.
»Ich bin so schnell ich konnte hierher geeilt!« sagte er zum Schluss. »Doch die Zeit einer halben Sanduhr ist ganz sicher schon verflossen!«
»Dann ist es zu spät!« stieß Ferrol hervor. »Sie haben Sina schon in der Zitadelle. Warum hast du nicht versucht, sie zu befreien?«
»Es waren mehr als zwanzig Wächter. Und ich war ohne Waffen!« gab der Bettlerkönig zu bedenken. »Und mein Volk schwärmt an Markttagen immer weit verstreut über Salassar!«
»Dann ist Sina verloren!« sagte Ferrol dumpf. »Churasis, der Zauberer, sitzt jetzt an seinem Wahrsagetisch im >Kalten Frosch<. Nur er mit seiner Magie könnte Sina jetzt noch retten. Doch der Weg dorthin führt durch die halbe Stadt. Das schaffen wir nicht.
Bei Dhasor. Mit hundert verwegenen Männern würde ich die Zitadelle im Handstreich nehmen. Die Gardisten sind gewiß nicht auf einen Angriff vorbereitet und ..!«
»... und es genügen doch eigentlich nur zwei verwegene Kerle wie wir dazu, dem dicken Pholymates einen Streich zu spielen!« lächelte Nadoris. »Folge mir nur zur Zitadelle, mein Freund. Ich habe einen Plan ... !«
***
»Kommt denn Sina auch?« fragte Shara, als Lucido sie an der Hand durch das Haupttor der Zitadelle führte. »Die bringen sie doch ganz woanders hin!« Im Gespräch mit dem Obristen hatte das kleine Mädchen den Namen ihrer Freundin erfahren. Aber als es sich umsah, war von ihrer Freundin und den anderen Soldaten nichts mehr zu sehen.
»Aber sicher, kleine Shara! Sina kommt ganz gewiss nach.« sagte der Obrist und hütete sich, in die fragenden Augen des Mädchens zu sehen. Es kostete ihn genügend Kraft, sich dem Klang ihrer Stimme zu entziehen.
Die Kleine durfte dem Oberherrn auf keinen Fall vorgeführt werden, wenn er auf ihre Erscheinung unvorbereitet war. Sie musste irgendwo eingesperrt werden. Aber dazu war eine List nötig, und Lucido wusste, dass er bei der Durchführung nur sich selbst trauen
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