Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
neue Kräfte in ihre Körper fließen lassen!« sagte Medon, der Gott der Heilkunst, entschlossen!
»Und ich sende ihnen Helfer aus meinem Volk!« erklärte Anima, die Herrin der Tiere. »Nicht alle Wesen der Meere beugen sich dem Willen der Oceana...!«
Im gleichen Moment stieß Sabella einen entsetzten Schrei aus, als sie erkannte, wie Shara ohnmächtig wurde und hinab glitt. In ihrem Sternstein konnte sie sehen, wie der Prinz von Mohairedsch versuchte, das kleine Mädchen noch zu erhaschen. Doch er griff ins Leere.
Schon strömten die Bestien der Tiefe zusammen...
Pfeilschnell raste es durch die Wasserfluten heran. Sina stieß einen Schrei aus, als sie die Rückenflossen erkannte.
»Ein Myrdock!« stieß sie hervor. Myrdocks waren in der Adamanten-Welt die gefährlichen Raubhaie.
»Ein Myrdock wird den Tod schnell geben!« krächzte Ferrol. »Ein einziger Biss und es ist vorbei. Aber... was macht er denn jetzt?«
Als der Fisch sie beinahe erreicht hatte, bäumte er sich auf, und seine steil empor gerichtete Schwanzflosse ließ erkennen, dass er tauchte. Zwei Herzschläge später kam er zurück an die Wasseroberfläche. Sein spitz zulaufendes Maul hatte Sharas Kleid gepackt. Mit fiependen Geräuschen schwamm er auf Sina und Ferrol zu.
»Das ist kein Myrdock!« stieß Ferrol aus. »Es ist ein Olasker. Diese Fische sollen schiffbrüchigen Menschen Hilfe bringen. Eine Laune der Natur hat uns gerettet!«
»Keine Laune der Natur!« preßte Churasis hervor. »Ich spüre ganz deutlich, dass die Götter selbst eingegriffen haben. Erst der Olasker - und dann diese ungewohnten Kraftströme, die durch meine Adern dringen. Höhere Mächte sehen auf uns herab und senden uns Rettung!«
»Fasst mit an! Wir müssen Sharas Kopf über Wasser halten!« befahl Sina energisch. Ferrol und Churasis zogen das kleine Mädchen ganz aus dem Wasser. Der mächtige Fisch mit der Länge von drei ausgewachsenen Männern ließ es zu, dass sie Shara auf seinen Rücken legten. Keckernde Geräusche kamen aus dem spitz zulaufenden Maul mit den fingerlangen Zähnen.
Anima, die Herrin der Tiere, hatte den Olasker zur Rettung gesandt. Denn sonst wäre Shara verloren gewesen. Und den Myrdocks, die Oceana vergeblich zum Angriff hetzen wollte, hatte sie Einhalt geboten.
Von Medons Kräften gestärkt, fassten die Schiffbrüchigen wieder neuen Mut. Und dann sahen sie am Horizont ein seltsames Gebilde auftauchen, das führerlos über die Wogen glitt.
»Ein Floß! Da vorne treibt ein Floß!« Wulo, der Schrat, stand auf dem Kopf des Zauberers und brüllte wie ein Seemann, der nach wochenlanger Fahrt über die Meere zum ersten Mal wieder Land sieht.
Shara lag noch immer auf dem Olasker, der sich von Sina und Ferrol willig in die Richtung treiben ließ, in der das Floß trieb. Immer genauere Konturen waren zu erkennen. Ein zerfetztes Segel flatterte am primitiv aufgerichteten Mast. Andere Olasker schoben das Floß dorthin, wo sich Sina, Ferrol und Churasis durch die Wogen kämpften.
»Götter haben ihre Hände im Spiel!« flüsterte Wulo dem Zauberer zu. »Wir sind wie Körner zwischen den Mahlsteinen der Götter, die sich aneinander reiben und ihre Kräfte messen!«
Churasis sagte nichts dazu. Aber er wusste jetzt genau, dass er keine Experimente mehr wagen durfte, die von irgendwelchen Göttern ausgenutzt werden konnten, um ihnen Schaden zu bringen.
Was war so Wichtiges daran, dass ein kleines Mädchen unbedingt zur Drachenburg wollte, ohne genau zu wissen, was sie dort oben sollte? Churasis war fest entschlossen, dieses Rätsel zu lösen. Und die Lösung lag auf Coriella. Also würde er Shara dorthin begleiten - ganz gleich, ob noch mehr Gefahren und Mühsale auf sie zukamen oder nicht.
Langsam schaukelte das Floß auf den Wellen zu ihnen heran. Ferrol ergriff als erster einen der brüchigen Tampen, die halb verrottet im Wasser trieben, und zog sich daran empor. Er hatte keine Zeit, den grausigen Anblick auf der Höhe des Floßes auf sich einwirken zu lassen.
Die fünf Skelette, auf deren gebleichten Knochen noch fragmentarisch die Kleidung der Legionen des Basileus von Decumania zu erkennen war, mussten schon seit vielen Jahren hier auf diesem Floß treiben. Das Geschick hatte ihnen verwehrt, an Land getrieben zu werden. Nur der Wind der Chrysalischen See flüsterte ihr Sterbelied und sang von den Qualen und Ängsten, von den Flüchen und den Gebeten der Männer, bevor der Schatten über sie gefallen war und sie für die Unendlichkeit
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